FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

Zarte Erholung Nach einem heftigen Rückschlag an den Kapitalmärkten zogen die Asset Manager zuletzt wieder Kundengelder an. Doch die Erholung beschert längst nicht allen Häusern bessere Ergebnisse. N ach einem heftigen Sturm richten sich viele Halme auf den Feldern wie- der auf – manche tragen allerdings einen Knick davon. Ähnlich sieht es in der Asset- Management-Industrie aus. Nach dem Doppelschlag des Jahres 2022, als der Einbruch bei Aktien und der Zinsanstieg bei Anleihen die verwalteten Vermögen schmelzen ließen, atmete die Branche zu- letzt wieder auf. Doch die Erholung erfasst nicht alle Unternehmen gleichermaßen. So berichten die Analysten der Asset-Ma- nagement-Beratung Casey Quirk, dass über die vergangenen Quartale die Fondsanbie- ter zwar wieder ein Wachstum beim ver- walteten Vermögen sowie bei Umsatz und Gewinn verzeichneten. Doch die Bran- chenkenner beobachten auch, dass die Ent- wicklung bei den stärksten und den schwächsten Unternehmen immer weiter auseinanderklafft. Casey Quirk, Teil der Beratungsgesellschaft Deloitte, wertete die Kennzahlen von 18 börsennotierten, welt- weit aktiven Asset Managern aus. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie des Consultinghauses Zeb. Dem- nach entfielen in der Zeit von 2019 bis 2023 stolze 65 Prozent der Nettomittel- zuflüsse auf die fünf größten Fondsanbie- ter. „Die schon in den vergangenen Jahren zu beobachtende Dominanz einzelner gro- ßer Asset Manager setzt sich fort“, sagt Cars- ten Wittrock, Partner bei Zeb. „Der ‚Win- ner takes it all‘-Effekt ist weiterhin deutlich sichtbar.“Die Untersuchung erfasst 40 Asset Manager mit starker Präsenz in Europa. Als einen Grund für diesen Trend ver- weist Wittrock auf die steigende Nachfrage nach alternativen Anlageklassen. Die meis- ten Branchengrößen haben mittlerweile Offerten zu Private Equity, Infrastruktur und Co. im Sortiment – und profitieren von den Zuflüssen und der Margenstärke dieses Segments. „Es ist kein neues Phäno- men, dass eine kleine Gruppe von Unter- nehmen die Mehrheit der Zuflüsse verein- nahmt“, meint Tyler Cloherty von Casey Quirk. „Dieses Ungleichgewicht macht deutlich, wer vom gegenwärtigen Umfeld profitiert: vor allem die Asset Manager, die Privatmärkte erschließen.“ Sinneswandel Zudem beobachten die Analysten einen weiteren Wandel des Anlegerverhaltens, was den Wettbewerb verschärft. „Die Präfe- renzen der Investoren verschieben sich bei Kernassetklassen hin zu kostengünstigeren passiv verwalteten Strategien, was die Mar- gen der Asset Manager langfristig weiter unter Druck setzt“, erläutert Zeb-Partner Wittrock. Daneben krempeln regulatori- sche Neuerungen und der technologische Fortschritt das Geschäft um. Die Anbieter müssen sich anpassen, was mitunter mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist. Dies zieht Folgen für die Branche nach sich. „Viele Marktteilnehmer kämpfen seit » Es ist kein neues Phä- nomen, dass eine kleine Gruppe die Mehrheit der Zuflüsse vereinnahmt. « Tyler Cloherty, Casey Quirk Erste Blüte: Die Börsenturbulenzen schlugen sich in den Kennzahlen der Fondsgesellschaften nieder. Manche Asset Manager erholen sich von den Kurskapriolen jedoch schneller als andere. VERTRIEB & PRAXIS Geschäftsentwicklung 388 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © ELENAKIREY | STOCK.ADOBE.COM

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