FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

Allerdings müssen Banken generell und auch Ihr Institut auf die Kosten achten. Eine Vermögensverwaltung bringt einen höhe- ren Aufwandmit sich. Stehen alle Angebo- te für alle Vermögensgrößen offen? Sicherlich muss das Geschäft wirtschaftlich tragfähig sein. Aber oft ergibt sich das schon aus der Situation heraus. Wie viel Beratung braucht ein Kunde oder eine Kundin überhaupt? Es gibt zum Beispiel diejenigen, die mit einemwirklich auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Sparplan sehr gut aufgestellt sind. Diese Kunden beraten wir und halten sie informiert. Aber das ist ein komplett anderer Auftrag als ein gema- nagtes Portfolio. Bei einem solchen Ver- mögensverwaltungsmandat haben die Kunden viel häufiger Rückfragen, oder ih- re Lebenssituation ändert sich, und das Portfolio muss daher angepasst werden. Undwie häufig passen Sie die Portfolios an die Marktlage an? Unser Team prüft laufend die Aufstellung. Zudem verfolgen wir seit gut zehn Jahren einen bestimmten Ansatz für die Risiko- kontrolle. Mit dem sogenannten Risk-Re- turn-Engineering sichern wir die Portfolios gegen unvorhergesehene Ereignisse ab. Es geht dabei nicht um den Schutz vor klei- neren Rücksetzern, sondern für die Fälle, in denen der Markt komplett einbricht. Wie im Fall des Corona-Crashs? Ja, das wäre ein Beispiel. Über unseren An- satz sind die Portfolios jederzeit über Deri- vate, konkret über Optionen, abgesichert. Das bietet einerseits den Vorteil, dass die Portfolios gegen starke Marktverwerfungen geschützt sind. Andererseits steht uns ein etwas größeres Risikobudget zur Verfü- gung, was es den Kunden ermöglicht, an den Erholungsphasen teilhaben zu kön- nen, die meist nach einem Einbruch fol- gen. Das Konzept hat sich bisher sehr gut bewährt. Eine solche Absicherung kostet natürlich Geld. Wie viel? Die Durchschnittskosten der Optionen belaufen sich auf gut ein Prozent. Absicherungsstrategien funktionieren aller- dings längst nicht immer gut. An den Märkten kann immer etwas passie- ren, was zuvor noch nie geschehen ist. Da- rüber muss sich jeder im Klaren sein. Die Anlageentscheidungen beruhen auf statis- tischen Modellen, die auf historischen Da- ten fußen. Die Modelle sind gut, aber sie sind nicht perfekt. Deswegen nehmen wir die Absicherung der Kundendepots nicht nur gelegentlich, sondern permanent vor. Die Sicherung ist strukturell immer da. Meistens wird sie nicht gebraucht. Doch plötzlich macht es „Bang“ – und der Mo- ment ist da, an dem sie ihre Wirkung zeigt. Ein eigenes Team beschäftigt sich nur da- mit, die Sicherung permanent zu prüfen und die passenden Optionen zu handeln. Im Fall eines Marktcrashs wäre auch ein Weg, einfach auszusteigen. Wenn Märkte komplett einbrechen, dann fallen die Kurse meist schnell und stark. Doch genauso schnell können sie wieder steigen. Weder private noch institutionelle Anleger erwischen in aller Regel den rich- tigen Moment für den Wiedereinstieg. Ein Rein und Raus funktioniert also einfach nicht. Wie erklären Sie es den Kunden, wenn bei solchen Kursrückgängen das Vermögen schmilzt? Es ist einfach, über Schwierigkeiten hin- wegzugehen und nicht zu kommunizieren. Zu glauben, dass es schon vorbeigehen wird, ist durchaus menschlich. Aber genau in solchen Situationen zeigt sich der Mehr- wert einer hochwertigen Beratung. Man muss den Mut und die Größe haben, Ge- sicht zu zeigen und eine Meinung auch in » Plötzlich macht es ›Bang‹ – und der Moment ist da, an dem die Sicherung ihre Wirkung zeigt. « Maria Haindl, Deutsche Bank FOTO: © JOSE POBLETE BANK & FONDS Maria Haindl | Deutsche Bank 412 fondsprofessionell.de 4/2024

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