FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

ganzen Instituten. Organisches Wachstum falle den in Deutschland beheimateten Instituten leichter, da sie beispielsweise über das Firmenkundengeschäft bereits Zugang zu Unternehmerfamilien haben. „Diesen Vorteil haben viele ausländische Institute nicht“, erläutert Mihm. An Grenzen gestoßen BNP Paribas baut das Geschäft hierzu- lande seit Jahren organisch selbst auf – stieß aber an Grenzen. Hierzulande sind die Franzosen vor allem mit dem Direktin- stitut Consorsbank aktiv. „Aus der im On- line-Brokergeschäft beheimateten Consors- bank gewinnt man, wie bei vergleichbaren anderen Häusern, kaum Kunden für das Private Banking“, erläutert Mihm. Diese Kundengruppe besteht meist aus über- zeugten Selbstentscheidern. „Für die BNP Paribas passt der Zukauf gut ins Konzept“, folgert der Marktkenner. Beim Zusammengehen von Bethmann Bank mit Hauck Aufhäuser Lampe wie- derum stellt sich die Frage, was mit dem Asset-Management-Zweig passiert. „Die Synergien zwischen Private Banking und Asset Management sind nicht so groß“, erläutert Mihm. „Das Asset Management von Hauck Aufhäuser Lampe wäre theore- tisch abtrennbar, und es gäbe einen Markt dafür.“ Es sei aber auch gut möglich, dass ABN Amro das Geschäft weiterführe, da es eine gewisse Größe aufweise. Beide Käufer stehen zudem vor einer Herausforderung. „Das Kernthema ist, die Teams zu behalten“, sagt Mihm. „Sobald ein Zusammenschluss bekannt gegeben wird, werden die anderen Institute hell- hörig und wollen Berater abwerben.“ Im Gegenzug würden Halteprämien bezahlt, die 30 bis 50 Prozent des Gehalts auf zwei Jahre ausmachen können, berichtet der Branchenkenner. Drohende Abwanderung Bei HSBC und BNP Paribas rechnet Mihm unter anderem wegen der unter- schiedlichen regionalen Aufteilung nicht damit, dass viele Mitarbeiter abspringen. „Bei Bethmann ist die Gefahr von Abwan- derungen auf dem Papier dagegen größer.“ Hier existiere bereits ein bundesweit umfas- send aufgestelltes Private-Banking-Geschäft mit Standortredundanzen in der neuen Konstellation. „Das Institut hat aber in der Vergangenheit bewiesen, dass es viel Erfah- rung bei der Integration anderer Häuser hat“, betont Mihm. Das Risiko, dass Kunden aufgrund der Übernahmen abwandern, sieht der Ban- kenexperte dagegen nicht, „da die neuen Eigentümer bekannte Marken sind“. Mit Blick auf die bisherigen chinesischen Eig- ner von Hauck Aufhäuser Lampe könne der neue Eigentümer „sogar eher noch eine positive Wirkung entfalten“, meint Mihm. SEBASTIAN ERTINGER FP » Das Kernthema ist, die Teams zu behalten. « Oliver Mihm, Investors Marketing Mehrere Quellen Gesamtertrag der Banken 2023 nach Geschäftsfeldern weltweit Die Hauptertragsquellen der Banken sind Privat- und Firmenkunden. Doch das Geschäft mit vermögenden Kunden bietet besondere Vorzüge. Quelle:McKinsey Sonstige 0,2 Bio. USD + + Retailkunden 2,2 Bio. USD Firmenkunden 1,9 Bio. USD Zahlungsverkehr 1,1 Bio. USD Wealth und Asset Management 1,0 Bio. USD Investmentbanking 0,3 Bio.USD Anhaltender Schwund Zahl der Kreditinstitute in Deutschland In der deutschen Bankenlandschaft vollzieht sich seit vielen Jahren eine Konsolidierung. Quelle:DeutscheBundesbank 0 500 1.000 1.500 2.000 2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 Anzahl Deutsche Banken Ausländische Banken BANK & FONDS Private Banking 418 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © INVESTORS MARKETING

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