FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2024

gekappt werden sollen, ist unklar“, sagt Graw. Dazu, ob dies monatlich oder im- mer zum Jahresende erfolgen soll, finden sich in der PRIIPs-Verordnung und den dazugehörigen technischen Regulierungs- standards keine Vorgaben. Vier Szenarien Auch die Performancebewertung von Fonds verhilft Anlegern und Beratern nicht gerade zu mehr Durchblick. Im PRIIPs-BIB wird sie anhand von vier prognostizierten Zukunftsszenarien dargestellt.Dabei gehen die Szenarien von einer günstigen, einer neutralen und einer ungünstigen Perfor- mance des Sondervermögens aus, zusätz- lich wird ein Stressszenario angenommen. „Jedes Szenario wird auf einen Zeitraum von einem Jahr berechnet sowie für die jeweils empfohlene Haltedauer des Fonds“, erklärt Bernhard Bittner, Partner bei der Beratungsgesellschaft Deloitte. Das Stress- szenario wird wie in der ersten Fassung des PRIIPs-BIB nach der sogenannten Cornish- Fisher-Methode ermittelt. „Bei den drei weiteren Szenarien hat der europäische Gesetzgeber 2023 auf eine neue Methode umgestellt“, so Bittner. Bei diesem Verfahren handelt es sich um eine historische Betrachtungsweise. „Dabei schaut man sich die Kursentwicklung eines Fonds in den vergangenen zehn Jahren an“, erklärt er. Von der historischen Entwick- lung werden dann die Zukunftsszenarien abgeleitet. Dies soll zu realistischeren Pro- gnosen führen, als es mit der Cornish- Fisher-Methode häufig der Fall war. Besonders viel Aussagekraft haben die Szenarien aber noch immer nicht. So zeigt etwa ein Blick in das BIB des DWS Con- cept Kaldemorgen, dass ein Anleger, der 10.000 Euro in den Fonds investiert und ihn vier Jahre hält, einen Gewinn von 12.910 Euro erzielen würde, sofern das op- timistische Szenario eintritt (siehe Kasten vorige und diese Seite). Im Falle des Stress- szenarios würde er mit 6.060 Euro weniger als die Hälfte zurückbekommen. Noch viel stärker klaffen die Perfor- mancewerte bei anderen Sondervermögen auseinander, zum Beispiel beim Blackrock World Technology Fund. Hier könnte sich ein Investment von 10.000 Euro nach fünf Jahren im besten Fall auf 57.750 Euro er- höhen. Sollte das Stressszenario eintreffen, ginge der Anleger mit 1.760 Euro nach Hause. Viele Wege führen nach Rom – aber die PRIIPs-Szenarien führen nicht zu mehr Klarheit. ANDREA MARTENS FP » Negative implizite Transaktionskosten werden ab 2025 nicht mehr ausgewiesen. « Dagmar Marion Graw, Anevis Solutions Noch verwirrender: Die Performanceszenarien in Fondspolicen Als wären die Perfor- manceszenarien in den Basisinformationsblättern (BIBs) für einzelne Fonds nicht schon irritierend ge- nug, verursacht ein Blick in die Infoblätter für Fonds- policen erst richtig Stirn- runzeln. Das BIB einer fondsgebundenen Renten- versicherung der Alten Leipziger mit dem DWS Concept Kaldemorgen im Versicherungsmantel ist nur eines von unzähligen Beispielen. Wer 10.000 Euro in die Policen fließen lässt und nach einer Haltedauer von 20 Jahren aussteigt, könnte im besten Fall 32.020 Euro mit- nehmen. Sollte das Stressszenario eintreten, blie- ben dem Policensparer allerdings nur schlappe 3.650 Euro. Eine solche Information sagt dem Fondspoliceninhaber im Grunde auch nicht mehr, als wenn er sich Tarotkarten legen lassen würde. Den im BIB aufgeführten Szenarien liegt eine Simulation von 10.000 Kapitalmarktentwicklungen auf Basis des DAV-Branchenstandards zugrunde. Das Standardverfahren hat die Deutsche Aktuar- vereinigung zur Ermittlung der Performance- szenarien für Fondspolicen erarbeitet. STEUER & RECHT Basisinformationsblätter 442 fondsprofessionell.de 4/2024 FOTO: © BIB: ALTE LEIPZIGER, ANEVIS SOLUTIONS GMBH

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