FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

und Einzelwerten, die zu diesenwunderba- ren Firmen gehören, wie Sie das nennen? Fischer: Auf Branchen bezogen gehören zum Beispiel einige Hersteller von Luxus- gütern dazu, die es geschafft haben, über ihre Markenbekanntheit gewisse Begehr- lichkeiten zu schaffen. Aber auch ein Unternehmen wie McDonald’s, das erfolg- reich auf sich wiederholende Konsum- entscheidungen von Kunden setzt. Oft ge- nug spielt Bequemlichkeit eine wichtige Rolle. Denn, seien wir doch ehrlich: Auch wenn man im Grunde ernsthaft bedauert, dass der Einzelhandel leidet, so bestellt man am Ende eben doch wieder bestimm- te Produkte via Amazon, weil es eben so einfach ist. Viele dieser Firmen weisen ne- ben einer hohen Kapitalrendite ein über- durchschnittliches Wachstum auf, das idea- lerweise bei mindestens fünf bis sechs Pro- zent liegt, sprich dem doppelten Wert des Bruttoinlandsprodukts. Besonders attraktiv für unseren Ansatz sind zudem sogenannte Serial Acquirer … Heuser: …womit was genau gemeint ist? Fischer: Gemeint sind Unternehmen, die innerhalb ihres Kompetenzbereichs eine ausgeprägt aktive Akquisitionspolitik betrei- ben. Bei einem günstigen Einstiegsfaktor können solche Firmen ihr Wachstum dann auch gut und gern auf zehn Prozent steigern statt fünf oder sechs Prozent. Ein Unternehmen wie Reply, eine der besten IT-Consulting-Firmen überhaupt, ist ein gutes Beispiel dafür. Die Gesellschaft erzielt ihre Gewinnsteigerungen zu rund zwei Dritteln aus organischem Wachstum, aber zu immerhin einem Drittel aus anorgani- schemWachstum. Kölsch: Aber wie muss man sich den Weg zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeits- kriterien imManagement Ihres nach Artikel 8 SFDR zertifizierten Fonds vorstellen? Fischer: Wir dürfen meiner Ansicht nach durchaus zu Recht behaupten, dass wir uns über die Berücksichtigung entsprechender Kriterien schon sehr viel früher als andere Gedanken gemacht haben. Und zwar schon weit bevor Nachhaltigkeit mit dem im Sommer 2019 angestoßenen „Green Deal“ der EU zu einem inzwischen im Grunde nicht mehr wegzudenkenden Mainstream-Aspekt insbesondere innerhalb der Investmentbranche geworden ist. Heuser: Was bedeutet „sehr früh“ konkret? Fischer: Mit „sehr früh“meine ich, dass wir uns mit dem ESG-Thema nicht erst aus- einandergesetzt haben, als die entsprechen- de Regulierung auf uns als Investmenthaus zukam. Wir haben bereits 2013 eine Grundsatzentscheidung diesbezüglich ge- troffen. Der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen war damals bereits fünf Jahre alt, aber wir kamen in dieser Phase zuneh- mend in Kontakt mit Stiftungen und anderen gemeinnützigen Einrichtungen, die schon länger durchaus zweckorientiert und unter Beachtung gewisser Ausschluss- kriterien investiert haben. In diesen Gesprä- chen ist Nachhaltigkeit mehr und mehr zu einer Art Wohlfühlfrage geworden, nicht nur für uns als Investmenthaus, sondern auch für mich ganz persönlich. Kölsch: Was muss man sich denn unter dem Ausdruck „Wohlfühlfrage“ vorstellen? Fischer: Wir haben uns in dieser Zeit die grundlegende Frage gestellt: Müssen wir eigentlich, wenn wir für uns selbst oder eben auch unsere Kunden investieren, Geld mit etwas verdienen, obwohl das entsprechende Produkt oder auch die jeweilige Dienstleistung ganz offensichtlich anderen Menschen schadet? Das war der eigentliche Auslöser auf unserem Weg zu einer Integration von Nachhaltigkeits- kriterien in unseren Investmentprozess. Und ich kann mich sogar an ein Unterneh- men erinnern, das bei der Beantwortung dieser Art Ursprungsfrage eine wesentliche Rolle gespielt hat. » Über die Berücksichti- gung von ESG-Kriterien haben wir uns sehr viel früher als andere Gedanken gemacht. « Frank Fischer, Shareholder Value Management MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Frank Fischer | Shareholder Value Management 104 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH NACHHALTIG NACHGEFRAGT

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