FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

bau in den 1970er-Jahren zeigt. Wann hat Pfeil seine Ausbildung dort begonnen? „Gleich nach dem Abitur 1994“, berichtet er. Nach zwei Jahren Ausbildung und 13 Monaten Zivildienst bekommt er seinen ersten Job bei der Commerzbank Frank- furt. „Die Hamburger hätten mich gern übernommen, aber ich wollte unbedingt ins Investmentbanking“, erzählt Pfeil. „Das war eine riesige Chance und eher unge- wöhnlich direkt nach der Ausbildung“, sagt er. Es war der Lohn für die guten Leistun- gen während der Lehrzeit. Seine Heimatstadt muss Sven Pfeil nicht verlassen. Er arbeitet in der Außenstelle der Frankfurter Commerzbank in Hamburg, ist im Sales auf der Rentenseite tätig – bis eines Tages die Nachricht kommt, dass der Hamburger Standort aufgegeben wird. „Ich hätte nach Frankfurt oder London wechseln können, aber dann habe ich erfahren, dass die Nordinvest einen Junior- Rentenfondsmanager sucht“, berichtet Pfeil. Auf diese Position beim Asset Manager der Vereinsbank in Hamburg bewirbt er sich. Acht Jahre lang ist er zufrieden mit sei- ner Arbeit, versteht sich super mit seinen Teamkollegen. Doch dann ist es wieder vorbei: Die Nordinvest wird in eine andere Bank integriert. Auch dieses Mal erhält Pfeil Angebote für Positionen im In- und Ausland, entscheidet sich aber erneut für Hamburg – und jetzt auch für die Selbst- ständigkeit. „Diese Entscheidung habe ich keine Sekunde bereut“, sagt der Aramea- Vorstand, als es auf den ehemaligen Sitz seiner zweiten Karrierestation zugeht. In die Finanzkrise geschlittert Es ist das Jahr 2007, als acht Portfolio- manager die Nordinvest verlassen, um ihre eigene Fondsboutique auf die Beine zu stel- len. „Ich fand es toll, am Aufbau einer Gesellschaft mitzuwirken, aber natürlich birgt das auch Risiken“, sagt er. Aramea schlittert mitten in die Finanzkrise hinein. „Es lehrt natürlich Demut, wenn man gleich am Anfang eine so große Herausfor- derung zu meistern hat“, findet Pfeil. In Sachen Demut soll er bald noch mehr dazulernen, denn als Rentenexperte über- nimmt er den Aramea-Nachranganleihen- fonds. Als der Rendite Plus im Dezember 2008 mit rund zehn Millionen Euro an den Start geht, will niemand nachrangig besicherte Anleihen haben, schon gar nicht von Finanzkonzernen – denn nur gut zwei Monate zuvor war Lehman Brothers zu- sammengebrochen. Pfeil nutzt die extrem niedrigen Bewer- tungen, um seinen Fonds zu bestücken. Indes rutscht der Kurs des Portfolios beina- he täglich weiter ab. „Im März 2009 habe ich dann bemerkt, dass die Verkäufe von Nachranganleihen plötzlich aufhörten“, be- richtet Pfeil. Von nun an geht es aufwärts, doch „salonfähig“, wie Pfeil es nennt, ist der Rendite Plus damals noch lange nicht. Hilfe durch den Regulierer „Was uns dann geholfen hat, war tatsäch- lich die Regulierung“, sagt der Portfolio- manager.Die Abkommen Basel II, Basel III sowie Solvency II verpflichteten Banken und Versicherer dazu, mehr Eigenkapital und solches mit höherer Qualität vorzu- halten. „Für nachrangig besicherte Anlei- hen, die im Fall der Fälle gleich nach dem Eigenkapital haften, wirkte das wie ein grö- ßeres Risikopolster“, erläutert Pfeil. Zudem erholte sich der Markt für Banken- und Versicherungspapiere langsam, und ab 2011 war mit Staatsanleihen immer weni- ger zu verdienen. All das bescherte Pfeils Fonds Mittelzuflüsse. Und heute? Ist es dem Fondsmanager mit Sinn für Herausforderungen nicht schon zu langweilig, ein gut laufendes Port- folio mit einer krisenerprobten Strategie zu betreuen? Sven Pfeil lacht, als der Weg zum ehemaligen Aramea-Sitz führt. „Man hört zwar zuweilen, es sei viel aufregender, Ak- tienfonds zu managen, aber ich sehe das nicht so“, sagt er. » Ein starker Fondsmanager muss stressresistent sein, konsequent und trotzdem flexibel. « Sven Pfeil, Aramea Joggen an der Außenalster bei Sonnenaufgang: Normalerweise läuft Sven Pfeil schon um kurz nach fünf Uhr fünf Kilometer im Hamburger Westen, wo er mit seiner Familie lebt. Doch für die Runde mit FONDS professionell Redakteurin Andrea Martens machte er eine Ausnahme – da ging es erst um sieben Uhr los. PORTRÄT Sven Pfeil I Aramea Asset Management FOTOS: JOST FINK 126 fondsprofessionell.de 1/2024

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