FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Editorial MEINUNG V or einigen Wochen vermeldete Morningstar eine Zahl, die hierzulande mehr Aufmerksam- keit verdient hätte: Dem Analysehaus zufolge steck- te Ende 2023 in den USA erstmals mehr Geld in Index- als in aktiv verwalteten Publikumsfonds. Das ist ein Meilenstein, bei dem unklar ist, ob man ihn feiern sollte. Für Indexinvestments spricht, dass sie aus Sicht des einzelnen Anlegers ein sehr effizientes Instrument der Geldanlage sind. Gegen sie, dass die allermeisten Indizes gar nicht dafür konstruiert wur- den, sie als Basis eines Investments zu nutzen. Dass sie massenhaft dafür zweckentfremdet werden, kann potenziell großen Schaden anrichten. Beliebte Indizes wie MSCI World, S&P 500 oder Dax wurden aufgelegt, um die Entwicklung eines Marktes nachzuvollziehen. Sie sind das Ergebnis der Allokationsentscheidungen aktiver Manager, die Aktien guter Unternehmen kaufen und Titel schlechter Firmen verkaufen. Wer in solche Markt- barometer investiert, kopiert lediglich ihre Entschei- dungen. Solange das in einem überschaubaren Um- fang passiert, ist das unkritisch. Problematisch wird es erst, wenn es überhandnimmt. Wenn immer weniger Menschen sich ein Urteil darüber zutrauen, welche Unternehmen ihr Geld verdient haben und welche nicht, und immer mehr Menschen diesem Urteil unreflektiert folgen, leidet darunter die Qua- lität der Allokationsentscheidung. Schwarmintelli- genz kann ohne Schwarm nicht funktionieren.Und Schwarmdummheit schadet nicht nur den Anle- gern, sondern der gesamten Volkswirtschaft. FP Ohne Schwarm keine Schwarmintelligenz Ihr Bernd Mikosch, Chefredakteur 29./30. JANUAR fondsprofessionell.de 1/2024 11 FOTO: © AXEL GAUBE FÜR FONDS PROFESSIONELL

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