FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Bormann: Die Energiekrise und die Perso- nalkostenentwicklung haben unsere Betrei- ber getroffen. Das ist aber im Einzelfall kein großes Problem, weil Betreiber von Healthcare-Immobilien einmal im Jahr mit den Kostenträgern nachverhandeln kön- nen. Das heißt, sie haben eigentlich ein Back-up für gestiegene Kosten. Die Heraus- forderung ist, dass alle Betreiber gleichzeitig Kosten nachverhandeln. Der Flaschenhals sind in dem Moment die Kostenträger. Es wird sich noch bis Mitte des Jahres hinzie- hen, bis das alles abgearbeitet ist. Welther: So gesehen müssten Sie sich kei- ne Sorgen machen. Bormann: Wenn Mieter Probleme haben, ihre Kosten zu decken, gehen sie zum agils- ten Partner – und das ist in dem Moment der Vermieter.Wir haben für unsere Betrei- ber teilweise Lösungen gefunden, mit denen sie das Geschäft aufrechterhalten können, und unsere Anleger erhalten wei- terhin Ausschüttungen. Busboom: Ich kann nachvollziehen, was Sie sagten, Herr Endlweber. Etwas konserva- tiver an die Konzeption von Produkten heranzugehen würde allen guttun. Die Produkte müssen aber verkauft werden, und das heißt, sie müssen dem Investor schmecken – und der hat eine hohe Erwar- tung an die Rendite. In der Immobilien- welt war es in den vergangenen Jahren gar nicht mehr so einfach, eine vernünftige Rendite darzustellen, die dem Anleger gefällt. Das führt dazu, dass er manchmal zu einem risikoreicheren Produkt mit einem höheren Leverage greift. Endlweber: Wie gehen Sie damit um? Busboom: Wir sind sehr konservativ und können deshalb im Marktvergleich weni- ger Rendite darstellen, die wir dafür in der Regel aber sehr gut erreichen. Nicht auf der Fonds-, sondern auf der Assetebene nehmen wir nur noch 50 bis 60 Prozent Kredit auf, sodass wir in Summe ein sehr hohes Eigenkapital haben. Endlweber: Niedrige Fondsrenditen ver- schärfen den Wettbewerb mit Geldmarkt- produkten. Spüren Sie das? Busboom: Im zweiten Halbjahr 2023 gab es auf einmal wieder für eine risikolose Kapi- talanlage Zinsen, und unser Fonds, der ein Jahr vorher konzipiert wurde, befand sich auf einemNiveau mit Tagesgeld. Das führt zu Diskussionen mit den Kunden, aber viele denken langfristig und wollen unab- hängiger von Kapitalmärkten sein. Welther : Zeigen Anleger damit nicht, dass ihnen der Unterschied der Risiken zwi- schen Geld- und Sachwert bewusst ist? Wreth: Ich glaube, wir haben es bei vielen Kunden erst mal mit einem Vorwand zu tun. Die Herausforderung für den Vertrieb besteht darin, den Unterschied zwischen Geldwert und Sachwert zu erklären. Es muss beiden klar sein, ob der Berater dem Anleger einen Rat für die nächsten zwölf Monate geben soll oder ob sie über eine Vermögens- und Anlageplanung reden. Dazu gehört auch zu erklären, warum Immobilien oder erneuerbare Energien vielleicht eine Anfangsausschüttung unter dem aktuellen Zinssatz zeigen. Endlweber: Der Anleger steigt über das strukturierte Investment in ein Geschäfts- modell ein. Er beteiligt sich an einemMiet- vertrag oder an der Errichtung von Wind- und Solarparks. Es gibt mehrere Erfolgs- faktoren, und Rahmenbedingungen können sich ändern. Kriege, Pandemien, Zinsen, und Konjunkturentwicklungen sind aktuelle Beispiele. Dass Sachwertinvestitionen nicht mit Tagesgeldangeboten konkurrieren kön- nen, muss der Vertrieb den Anlegern doch einfach erklären können. » Der Vorteil eines Sachwerts ist die Illiquiditätsprämie, die zu einer höheren Verzinsung führt. « Axel Hermann, Hörtkorn Finanzen KURZ-VITA: Axel Hermann Der frühere Bankberater Axel Hermann wechselte 2001 zu Hörtkorn Finanzen. Hier arbeitet der Prokurist unter anderem an der Auswahl der richtigen Investitionsobjekte. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH SACHWERTE Roundtable | Jahresausblick 198 fondsprofessionell.de 1/2024

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