FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Henker: Das ist absolut richtig, und als Berater müssen wir immer wieder sagen, dass Sachwertinvestments kein Basisinvest- ment für die Kunden sind.Darin sollte nur ein bestimmter Teil des Vermögens inves- tiert sein.Das ist eine Frage der Risikostreu- ung.Wir sind aufgerufen, den Kunden ein gutes Portfolio zusammenzustellen. Dazu gehören Core-Investments, Investment- fonds, Anleihen, Fest- und Tagesgeld. Nur in einem breiten Portfolio sind einzelne Ausfälle für Mandanten nicht ruinös. Un- sere Kunden für Beteiligungen sind Unter- nehmer, die das Risiko wie auch bei der Aktie bewusst tragen können. Welther: Ich würde gern den „Unterschied zwischen Geldwert und Sachwert“ und die „Unabhängigkeit von den Kapitalmärkten“ aufgreifen. Das ist eine Geschichte, die von jeher über strukturierte Sachwertinvest- ments erzählt wird. Und dann kam die globale Finanzkrise 2008, die alles glei- chermaßen zerbröselte. Inwieweit halten die Argumente denn tatsächlich, was sie versprechen? Busboom: Die Pauschalaussage, dass ein Sachwert unabhängig von den Kapital- märkten ist, halte ich für grundsätzlich falsch – allein durch die Finanzierungs- themen. Man muss unterscheiden, denn viele Immobilien sind sehr stark abhängig, besonders Büroimmobilien, andere wie Lebensmittelmärkte weniger. Auch die erneuerbaren Energien sind nicht von den klassischen Kapitalmärkten abhängig. Strom wird immer benötigt, und grüner Strom ist nach wie vor relativ knapp. Wir müssen die Transformation weg von den fossilen Energieerzeugern hin zu grünen und nachhaltigen Energieerzeugungsme- thoden hinbekommen. Auch das führt zu einer gewissen Unabhängigkeit von Kapi- talmärkten. Hermann: Dem kann ich mich nur an- schließen. Der Vorteil eines Sachwerts ist die Illiquiditätsprämie, die im Vergleich zu einem offenen Produkt zu einer höheren Verzinsung führt. Außerdem hat der Anle- ger den Vorteil, dass er an einem konkreten Investment beteiligt ist, und es kommen noch steuerliche Komponenten und das Wertsteigerungspotenzial hinzu. Deshalb macht der Sachwert als Baustein zur Ab- rundung der Vermögensallokation Sinn. Welther: Lassen Sie uns über die Regulie- rung sprechen. Herr Busboom, Sie sagten imVorfeld, dass Ökorenta keine Artikel-9- Fonds mehr auflegen wird. Was kommt 2024 regulatorisch auf die Branche zu? Busboom: Die Finanzaufsicht schärft jedes Jahr nach. Deshalb wird es immer schwie- riger, Fonds zu emittieren. Ein Artikel-9- Fonds ist regulatorisch gar nicht umsetzbar, daher legen wir zukünftig Artikel-8-Fonds auf. Für uns macht das im Vertrieb keinen Unterschied. Unsere Kunden wissen, dass wir grundsätzlich nachhaltige Produkte haben. Aber auch auf der Assetseite gibt es Einschränkungen, beispielsweise bei den Baugenehmigungen und bei den Geneh- migungen für Sondertransporte, etwa für die Flügel der Windräder.Die Erneuerbare- Energien-Branche wurde über viele Jahre blockiert, gerade imWindbereich. Welther: Ist da eine Lockerung in Sicht? Busboom: Ja, eine deutliche Lockerung. Im Photovoltaikbereich hat das schon vor zwei Jahren begonnen. Da gibt es inzwischen eine sehr rege Bautätigkeit, und im Wind- bereich liegen inzwischen sehr viele Geneh- migungen vor. Es wird Eigenkapital benö- tigt, um die Anlagen zu bauen, und wir werden mehr als in den vergangenen Jah- ren investieren können. Aus diesen Grün- den sind wir für 2024 positiv gestimmt. Wreth: Wir kennen die Regulierung in den vier Ländern Deutschland, Liechtenstein, Luxemburg und Schweiz, und überall gibt KURZ-VITA: Florian Bormann Geschäftsführer Florian Bormann feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Firmenjubiläum in der Immac-Gruppe, die seit 1997 in Healthcare-Immobilien investiert. » Wir brauchen dringend eine Lockerung der Gesetzgebung. « Florian Bormann, Immac FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH fondsprofessionell.de 1/2024 199

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=