FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

es Herausforderungen. In Deutschland ist die klassische Vermögensanlage mit pro- spektpflichtigem Geschäft nicht mehr gewünscht. Das finde ich sehr schade, weil wir der Meinung sind, dass Geschäfts- modell und Asset Manager passen müssen und die Verpackung immer zweitrangig ist. Wir sehen beim KAGB, dass die Vollregu- lierung auch keine Garantie dafür ist, dass ein Produkt funktioniert. Wir planen, für deutsche Privatkunden einen nächsten Publikums-AIF auf den Markt zu bringen. Seit September sehen wir uns das Thema ELTIF sehr intensiv an und sind in Gesprä- chen für die Umsetzung zum zweiten Halbjahr. Für Versicherungen, Pensions- kassen und Versorgungswerke nutzen wir andere etablierte Strukturen. Welther: Es gibt Erkenntnisse darüber, dass es einen Zusammenhang zwischen Regu- lierungsdichte und Innovationskraft gibt. Das war eine Zeit lang auch prägend für den geschlossenen Fonds. Herr Bormann, der Pflegemarkt ist durch 16 Landesge- setze auch hochgradig reguliert. Bormann: Wir sind deshalb in einigen Bun- desländern nicht mehr aktiv, wenigstens was Neubauten angeht. Denn in einigen Bundesländern ergibt es einfach keinen Sinn, ein neues Projekt umzusetzen. Darü- ber hinaus wurde natürlich die Pflege selbst maßgeblich reguliert – sicherlich aus der Idee der Gesetzgebung, den zu Pflegen- den etwas Gutes zu tun. Allerdings verhin- dern das Pflegegesetz und das Arbeits- gesetz, dass Fachkräfte aus dem Ausland bei uns arbeiten dürfen. Für die Einrich- tung bedeutet der Personalmangel, dass sie nicht voll belegt werden darf. Wir brau- chen dringend eine Lockerung dieser Gesetzgebung, weil wir ansonsten sicher- lich in einigen Bereichen der Pflege weiter Probleme haben werden. Endlweber: Spricht das nicht für betreutes Wohnen statt Pflegeheime? Bormann: Das betreute Wohnen setzt frü- her an. Es ist ein Angebot für Menschen, die – mit Unterstützung – den eigenen Haushalt noch führen können. Bei den Menschen in Pflegeheimen ist das nicht der Fall, für sie ist es der letzte und vermut- lich auch kürzeste Abschnitt ihres Lebens. Hermann: Das KAGB hat den grauen zu einem weißen Kapitalmarkt gemacht. Das ist ein positiver Aspekt der Regulierung. Negativ sind die Kosten und der damit ver- bundene Verlust jeglicher Innovationskraft. Die Finanzierung interessanter Ideen durch kleinere Emissionen ist nicht mehr mög- lich, und es gibt kaum neue Anbieter, weil die Einstiegshürden zu hoch sind. Deshalb gibt es leider wenige Innovationen. Bormann : Die deutlich gestiegenen Kosten durch die Regulierung beschneiden die Renditen der unternehmerischen Beteili- gung. Das schmälert die Risikoprämie – und dadurch wird sie weniger attraktiv. Endlweber: Welche Schlüsse ziehen Sie aus der Marktentwicklung der vergangenen Monate für die Vermögensallokation in diesem Jahr? Muss man umdisponieren? Wo steigt man ein – und wo aus? Hermann: Wir bewegen uns in einem Spannungsfeld und warten noch auf die Verkaufswelle im Immobilienmarkt. Es wird dieses Jahr Gelegenheiten geben, und da heißt es zuzugreifen. Im Private-Equity- Sektor sehe ich aktuell eine sehr günstige Gelegenheit für Fonds, sich im Markt zu positionieren und Assets zu kaufen. Aber es ist Schnelligkeit der Manager gefragt. Wreth: Anleger wünschen sich Auszahlun- gen oberhalb der Inflationsrate.Das ist klar. Interessant ist, dass der Kunde bereit ist, dafür längere Laufzeiten in Kauf zu neh- men. Während wir vor zwei Jahren noch im Durchschnitt von über drei Jahren » Strom wird immer benötigt, und grüner Strom ist nach wie vor relativ knapp. « Jörg Busboom, Ökorenta KURZ-VITA: Jörg Busboom Jörg Busboom, Politikwissenschaftler und Ökonom, ist seit April 2015 in der Ökorenta-Gruppe tätig und ist Geschäfts- führer der konzerneigenen KVG Auricher Werte. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH SACHWERTE Roundtable | Jahresausblick 200 fondsprofessionell.de 1/2024

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