FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Laufzeit bei Vermögensanlagen gesprochen haben, sind wir jetzt im Bereich fünf Jahre, was für Investoren und Vertriebe in Ord- nung ist, wenn die Auszahlung auch über den längeren Zeitraum gesichert ist. Henker: Das kann natürlich daran liegen, dass Anleger den Bezug zu Laufzeiten ver- loren haben, weil Investmentfonds keine echten Laufzeiten haben. Es geht hier auch um die Emotion, sich von seinem Geld erst einmal zu verabschieden. Deshalb will sich der Kunde mit seinem Investment identifizieren können.Wenn er Windräder nicht leiden kann, weil er sie ständig aus seinem Wohnzimmer sieht, dann kauft er die nicht, egal wie rentabel sie sind. Bormann: Herr Hermann hat die Illiquidi- tätsprämie angesprochen. Das trifft es! Wer mehr Rendite haben will,muss dem durch die Laufzeit ein Stück weit entgegenkom- men. Und die Bereitschaft ist jetzt da. Welther: Eine Pflegeimmobilie steht eigent- lich nicht imRuf, positive Emotionen auszu- lösen. Bormann: Eine Pflegeimmobilie ist archi- tektonisch in der Regel kein Meisterwerk, und kaum jemand sagt: „Da möchte ich gern eines Tages selbst einziehen!“ Die Pflegeimmobilie zeichnet aus, dass jeder Verständnis dafür hat. Jeder Anleger kennt die demografische Entwicklung und einen praktischen Fall aus seinem Familien- und Bekanntenkreis. Er weiß häufig auch, wie schwer es ist, überhaupt einen adäquaten Platz zu bekommen. Henker: Pflegeimmobilien werden massiv nachgefragt. Es ist nur sehr schwierig, gute Bauträger und Anbieter zu finden, die es verstehen, gute Betreiber einzusetzen. Busboom: Für eine Sachanlage ist generell nicht entscheidend, ob sie emotional ist oder nicht.Wenn ich mal 15 Jahre zurück- blicke: Die vielen schönen Hochglanzbüro- immobilien, die wie geschnitten Brot ver- kauft wurden, waren nicht immer die bes- ten Investments, obwohl sie schön anzuse- hen und schick waren.Man muss die Sach- wertbeteiligung sehr viel nüchterner sehen. Ein Wechselkoffer ist genauso schön anzu- sehen wie eine Windmühle oder Solar- paneele. Entscheidend ist die Idee, die dahintersteckt, die Sinn ergibt, für zehn Jahre oder länger sein Geld zu investieren. Bormann: Wir legen beim geschlossenen Fonds die Assets im Detail offen, wodurch der Investor gefühlt zum Fachmann wird und sich auch emotional identifiziert. Zu- dem gibt es die Lokalpatrioten, die in ein Pflegeheim in ihrer Nähe investieren, weil sie die Lage kennen und mit dem Rad zu ihrem Objekt fahren können. Bei offenen Fonds investieren die Anleger blind. Hermann: Der Charme der geschlossenen Fonds ist ja, zu wissen, woran man beteiligt ist. Dafür gibt es eine Zielgruppe, die man immer wieder begeistern kann. Wir sind zwar in einer Nische, bieten aber ein gutes Produkt zur Ergänzung in einem liquiden Portfolio. Wir bedanken uns herzlich für das anre- gende Gespräch. TILMAN WELTHER, ALEXANDER ENDLWEBER FP FONDS professionell Sachwerte-Roundtable: Die Zinswende wirkt sich auf den Markt der Sachwertinvestments durchaus unterschiedlich aus. Bei einigen geht die Rendite runter, andere konnten von der gestiegenen Inflation profitieren, weil sie indexierte Mietverträge abgeschlossen haben. Aber alle müssen einen Umgang mit der Konkurrenz finden, die ihnen zunehmend in Form des ELITF 2.0 und von offenen Infrastrukturfonds erwächst. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH SACHWERTE Roundtable | Jahresausblick 202 fondsprofessionell.de 1/2024

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