FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Auf und ab Immobilienverrenter erwerben Wohnimmobilien auf Kredit und gewähren den Verkäufern fortbestehendes Wohnrecht. Nach der Zinswende müssen sie genauer hinsehen und die Bleistifte spitzen. M it einigem Erfolg etablierten sich in den vergangenen Jahren verschiede- ne Modelle der Immobilienverrentung, weil ihr Angebot auf eine wenig zufrieden- stellende Situation trifft: Für ihren Traum von den eigenen vier Wänden binden sich viele Menschen finanziell für Jahrzehnte und tragen häufig bis ins Rentenalter ihren Hauskredit ab. Oft bleibt ihnen darüber hinaus nicht viel Geld übrig, sodass sie als Immobilienbesitzer zwar vermögend sind, sich aber dennoch kaum noch etwas ande- res leisten können. Und selbst wenn die Immobilie schließlich abbezahlt ist, stecken sie häufig in einem Dilemma: Sie wollen nicht aus den eigenen vier Wänden aus- ziehen, hätten aber gern mehr Liquidität zur freien Verfügung. Die verschiedenen Modelle wie Leibren- te, Teilkauf oder Rückmietverkauf bieten in dieser Situation Lösungen an. Sie unter- scheiden sich zwar strukturell voneinander, haben jedoch gemeinsam, dass die Anbie- ter die Immobilien ganz beziehungsweise zum Teil erwerben, die Verkäufer aber da- rin wohnen bleiben können. Eine weitere Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie den Kaufpreis, den die Verkäufer als Einmalzah- lung oder – wie beim Leibrentenmodell – in monatlichen Raten oder einer Mi- schung aus beidem bekommen, im We- sentlichen fremdfinanzieren. Insofern sind mit den gestiegenen Finanzierungskosten auch in diesem Markt anspruchsvollere Zeiten angebrochen. Milliardenmarkt Vergangenen Sommer haben sieben Anbieter von Verrentungsmodellen einen Verband gegründet, um ihre gemeinsamen Interessen zu vertreten, über den Markt auf- zuklären und Branchenstandards zu ent- wickeln. Anfang März veröffentlichte der Verband erstmals Zahlen zumMarkt. Die Mitglieder, die das Teilkaufmodell anbieten, haben seit Einführung des Pro- dukts – 2018 mit Gründung des Anbieters Wertfaktor – bis Ende 2023 rund 4.000 Transaktionen abgewickelt. Der Verband schätzt, dass damit etwa vier Fünftel des Teilkaufmarktes abgedeckt sind. Die Im- mobilien hatten einen durchschnittlichen Wert von 526.000 Euro und wurden zu durchschnittlich knapp 40 Prozent ver- kauft. Die Verkäufer waren im Durch- schnitt 68 Jahre alt. Kunden der Anbieter von Leibrentenmodellen sind mit durch- schnittlich 76 Jahren deutlich älter. Die Deutsche Leibrenten Grundbesitz ist kein Mitglied im Verband, beziffert aber den Wert der von ihr gehaltenen Immobilien auf rund 400 Millionen Euro. Aus den verfügbaren Daten zu Anzahl und anteiligem Wert der Transaktionen lässt sich für den Markt der Immobilien- verrenter ein Volumen von insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro hochrechnen. Diese Summe – und das erhoffte Neugeschäft – will finanziert sein. » Mit der Zinswende mussten wir Nutzungs- gebühren anpassen. « Christian Kuppig, EV Liquidhome Das Volumen des Marktes der Immobilienverrenter ist in den letzten Jahren auf rund 1,5 Milliarden Euro angeschwollen. Die höheren Zinsen würgen das Geschäft zwar nicht ab, bremsen aber das Wachstum. SACHWERTE Immobilienverrentung 214 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © MATTHIAS OTT | STOCK.ADOBE.COM

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