FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Vollmacht Hinter dieser Umstrukturierung steht eine recht umfangreiche Vollmacht, die die OG Holding Anwälten der in Frankfurt ansässigen Kanzlei Willkie Farr &Gallagher ausgestellt hat und die FONDS professio- nell vorliegt. Mit Datum vom 10. Januar wurden die Anwälte der Kanzlei bevoll- mächtigt, die Eigentümerin der One Group „bei allen Maßnahmen im Zusam- menhang mit der Restrukturierung oder die nach Auffassung eines Bevollmäch- tigten dafür nützlich sind, zu vertreten“. Darunter fällt die Ausübung jeglicher Rechtsgeschäfte, sei es die Bestellung oder Abberufung von Geschäftsführern, sei es der Erwerb oder die Veräußerung von Geschäftsanteilen an Tochtergesellschaften. Um keinen Zweifel an der Tragweite der Bevollmächtigung aufkommen zu lassen, schließt das Dokument mit folgendem Appell: „Die Vollmacht soll umfassend aus- gelegt werden, um den Zweck ihrer Ertei- lung zu verwirklichen.“ Während die OGHolding mit der Toch- tergesellschaft One Group und deren Töch- tern bisher der Soravia Investment Holding gehörte, ist daraufhin der gesamte Firmen- verbund binnen wenigen Wochen ins Eigentum der ZH24 Beteiligungs zwei GmbH übergegangen, die mittelbar den hinter dem gesamten Soravia-Konzern ste- henden Privatstiftungen von Hanno und Erwin Soravia zuzurechnen ist. Neue Geschäftsführer Bei den allermeisten Gesellschaften, die zur One Group gehören, ist – wie auch in der One Group selbst – inzwischen Uwe Richter Geschäftsführer. Lediglich bei drei Konzerngesellschaften nicht. Dazu befragt, teilt Soravia mit, sie habe in einigen der „23 betrachteten Emittentinnen Handlungs- bedarf unterschiedlicher Ausprägung fest- gestellt, was dazu geführt hat, dass wir in der PRD 7 GmbH, PRE 9 GmbH und PRE 10 GmbH eine auf solche Situationen spezialisierte Geschäftsführung eingesetzt haben“. Wer das ist, wollte Soravia nicht sagen, erst im Vertriebspartner-Webinar von Mitte März war die Rede von Rechtsan- walt Jochen Winter und dem Unterneh- mer Ernö Theuer. Winter ist ein ehema- liger Partner der Kanzlei Willkie. Poolgesellschaften Vier weitere Gesellschaften, die zuvor in Hamburg ansässig waren und zur Soravia Investment Holding gehörten, sind unter die Wiener Gesellschaft ZH24 Beteiligungs zwei GmbH gehängt worden. Dabei han- delt es sich um die SC Finance One, die SC Finance Two, die SC Finance Three und die mittlerweile insolvente SC Finance Four. An diese vier haben die Emittenten- gesellschaften der One Group Darlehen ausgereicht. Die SC-Finance-Gesellschaften wiederum reichten das Geld an Soravia- Projektgesellschaften weiter. So sind etwa laut den jeweiligen Prospekten – jeweils nach Kosten der One Group – die Mittel der PRD 7 an die SC Finance One, die Mittel der PRD 8 an die SC Finance Two und die Mittel der PRE 9 und PRE 10 an die SC Finance Four gegeben worden. Diese Gesellschaften sind also die unmittel- baren Schuldner der Emittentinnen. Ent- sprechend hängt die Frage, wie viel Geld an die Anleger der Proreal-Serie zurück- gezahlt werden kann, vom Erfolg der über die jeweiligen SC-Finance-Gesellschaften finanzierten Projekte ab. Projekte in Schieflage Bis Redaktionsschluss wurden mindes- tens zwei weitere Projektgesellschaften unter die ZH24 Beteiligungs zwei GmbH gehängt. Zum einen ist das die Kurfürsten- straße 114–116 Projektentwicklungs GmbH, die Gesellschaft hinter dem „Sylter Hof“ in Berlin, zum anderen ist das die Projekt- gesellschaft Soravia VRG 1 GmbH, die das Rechenzentrum in Unterföhring kaufen wollte. Dieser Deal ist aber trotz einiger Nachverhandlungen Ende letzten Jahres geplatzt, woraufhin die Projektgesellschaft mit einer Vertragsstrafe von rund 18,3 Mil- lionen Euro belastet wurde. Andere Pro- jektentwicklungsgesellschaften, bei denen noch keine Probleme ruchbar geworden sind, etwa das „Beyond Office“ in Berlin, wurden nicht umgehängt. FONDS professionell hat Soravia mit der sich aufdrängenden Vermutung kon- frontiert, dass es sich bei der Umstrukturie- rung um eine Maßnahme zur Erhöhung beziehungsweise Wiederherstellung der Kreditwürdigkeit der operativen Soravia- Unternehmen handelt, da die umge- hängten Gesellschaften von den Folgen leistungsgestörter Kredite beeinträchtigt sein könnten. Soravia wollte diesen Eindruck weder bestätigen noch dementieren. TILMAN WELTHER FP Mit Konzernchef Erwin Soravia ist mittlerweile die sechste Generation der Familiendynastie Soravia aktiv im Unternehmen tätig. » Da werden wahrscheinlich große Abschläge erforderlich sein. « Uwe Richter, One Group SACHWERTE One Group 224 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © IFA

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