FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Zum Konzern der zahlungsunfähigen Project Real Estate gehören rund 120 Projektentwicklungsgesellschaften. Insolvenzverwalter Volker Böhm erläutert, wie er vorgeht, um den Kummer von Wohnungskäufern und Anlegern in Grenzen zu halten. N icht alle Projektgesellschaften der Nürnberger Project Real Estate sind insolvent, und jedes einzelne Projekt befin- det sich auf einer anderen Entwicklungs- stufe zwischen unbebautem Grundstück und Schlüsselübergabe.Um jeweils geeigne- te Maßnahmen wie Verkauf, Rückabwick- lung von Kaufverträgen oder Weiterbau mit neuem Generalunternehmer ergreifen zu können, hat Insolvenzverwalter Volker Böhm verschiedene Cluster gebildet. Herr Böhm, wiemussman sich das laufen- de Verfahren zum Verkauf der Immobilien vorstellen? Volker Böhm: Wir haben einen strukturier- ten Verkaufsprozess mit zwei Maklerunter- nehmen aufgesetzt, um der Unterschied- lichkeit der Projekte besser gerecht zu wer- den.Wir haben uns mehrere Maklerunter- nehmen angeschaut, die uns jeweils prä- sentierten, wie sie vorgehen würden, und haben uns schließlich für BGA Invest und Falkensteg entschieden. In die Entschei- dung für diese beiden Unternehmen war auch die Kapitalverwaltungsgesellschaft der Project-Fonds einbezogen. Man hört allerorten, der Immobilientrans- aktionsmarkt stehe still. Wer interessiert sich für solche Projekte? Schon kurz nachdem die Project Real Estate Insolvenz angemeldet hatte, beka- men wir viele Anfragen, etwa von Projekt- entwicklern und Family Offices. Häufig kannten diese die Grundstücke schon, weil sie in ihrer Nähe liegen. Zusätzlich analy- sieren unsere Makler natürlich, welche von den Projektentwicklern, Bauträgern und insbesondere Investoren in Frage kommen. Auf Basis der Analyse wird dann eine Long- und eine Shortlist erstellt, und dann erfolgt die Ansprache potenzieller Käufer, die sich nicht bereits aktiv gemeldet haben. Ernsthafte Interessenten bekommen dann Zugang zu einem Datenraum mit allen Unterlagen, die sie für die Abgabe eines Angebots brauchen. Wie kleinteilig wird der Bestand angebo- ten? Am elegantesten wäre doch, das ge- samte Konvolut an einen Großinvestor zu veräußern, am besten mit Paketzuschlag. Ja, das wäre das Einfachste.Wir wollen aber nicht das einfachste, sondern das beste Ergebnis erzielen. Wir fahren deswegen zweigleisig. Wir werden Gesamtangebote wohlwollend prüfen, sie müssten aber auf die einzelnen Grundstücke heruntergebro- chen sein, sodass wir es mit den Ange- boten vergleichen können, die für einzelne Grundstücke abgegeben werden. Ein Gesamtangebot haben wir bereits bekom- men. Allerdings kamen wir beim Gegen- rechnen unserer „Perlen“ im Portfolio schon auf 80 Prozent des Package-Ange- bots. Also, ich bin mir schon recht sicher, dass wir bisher mit dem Einzelverkauf oder Teilverkäufen besser fahren. Die Herausforderungen der einzelnen Projekte sind sehr verschieden. Anhand welcher Kriterien ergreifen Sie welche Maßnahmen? Zunächst mussten wir entscheiden, welche Projekte wir verkaufen und welche wir selbst zu Ende führen. Das hängt vom Ent- wicklungsstadium der jeweiligen Projekte ab. Bei einigen Projekten ist der Verkaufs- stand noch so niedrig und der Projektver- lauf noch so sehr am Anfang, dass es kei- nen Sinn ergibt, das wirtschaftliche Risiko einzugehen, die Immobilie im Insolvenz- „Nicht das einfachste, sondern das beste Ergebnis“ » Wir werden die Käufer nicht im Regen stehen lassen. « Volker Böhm, Schultze & Braun SACHWERTE Volker Böhm | Schultze & Braun 226 fondsprofessionell.de 1/2024

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