FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Klaus Stiefermann, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (Aba), zur aktuellen Lage bei der gesetzlichen Rente, der Betriebsrente und im Speziellen zur Zukunft des von der Politik aufgegleisten Sozialpartnermodells. D ie Betriebsrente soll als Standard- zusatzversorgung zur gesetzlichen Rente etabliert werden. Dazu wurde ein Fachdialog geführt, der sich in einem neuen Betriebsrentenstärkungsgesetz nie- derschlagen soll. FONDS professionell traf Klaus Stiefermann, der nun schon seit 25 Jahren die Geschäfte der Aba führt, im Berliner Büro des Fachverbands zum aus- führlichen Gespräch. Herr Stiefermann, täuscht der Eindruck, dass Ihr Haus eher hinter den Kulissen wirkt? Was tun Sie da eigentlich? Klaus Stiefermann: Meine langjährige Stell- vertreterin Birgit Uebelhack hat es so auf den Punkt gebracht: Wir sind kein lautes Lobbyclübchen, wir sind ein Fachverband! Wo immer nötig, ist die Aba eine durchaus streitbare und konsequente Verfechterin der Idee der betrieblichen Altersversorgung (bAV). Wir wirken aber eher durch unsere unabhängige fachliche Expertise, durch Gewissenhaftigkeit, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit.Wegen unserer Fach- kompetenz werden wir regelmäßig von Politik, Ministerien und seitens der Presse zur bAV konsultiert. Leider folgt man aber nicht immer unserem Rat, sonst hätten wir heute eine bessere bAV-Landschaft. Kritik ist an vielen Stellen angebracht. Weshalb kommt die gesetzliche Rente Ihrer Ansicht nach nicht aus den Schlagzeilen? Ich glaube, dass man hier differenzieren muss. Die gesetzliche Rentenversicherung und ihre Mitarbeiter als Institution ma- chen einen wirklich guten Job. Ob im Rahmen der Wiedervereinigung oder wäh- rend der Corona-Pandemie, die gesetzliche Rente hat stets pünktlich und centgenau ausgezahlt. Kritikwürdig ist vielmehr die Politik, die für die gesetzliche Rentenversi- cherung den Rahmen definiert und sie zur Dauerbaustelle macht. Die Herausforde- rungen sind bekannt, die nutzbaren Stell- schrauben auch. Was fehlt, ist der Master- plan, der dann auch mutig umgesetzt und nicht in jeder Legislaturperiode wieder neu erfunden werden sollte. Als Mitglied der „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ beimBundesfinanzministe- rium haben Sie an Konzepten zur Zukunft der privaten Vorsorge mitgearbeitet. Wie schätzen Sie die bisherigen Ergebnisse ein? Die Aba hat es sehr begrüßt, dass sich eine deutliche Mehrheit der Fokusgruppe gegen einen öffentlich verantworteten Altersvor- sorgefonds ausgesprochen hat. Eine solide gesetzliche Rente, eine entsprechend unse- ren Vorschlägen gestärkte bAV und die vor- geschlagene Weiterentwicklung der priva- ten Vorsorge reichen aus, um die Alters- versorgung in Deutschland zukunftsfest zu machen. Es ist auch gut, dass der Bericht sich nicht allein auf die private Vorsorge konzentriert, sondern auch empfiehlt, die Geringverdienerförderung in der bAV aus- zubauen. Richtig ist zudem das Ziel, bestimmte Förderungen der privaten Vor- sorge auch für die bAV nutzen zu können. Diese Erfahrung lehrt uns die Riester-Rente, denn rund zehn Prozent aller Riester-Ren- ten werden als Betriebsrente organisiert. Was sind Ihre wichtigsten Kritikpunkte am Abschlussbericht der Fokusgruppe? „ Komplexität schreckt Verbraucher ab“ » Viele unserer Ver- besserungsvorschläge kosten kein Geld. « Klaus Stiefermann, Aba FOTO: © MARTIN PETERDAMM PHOTOGRAPHY FONDS & VERSICHERUNG Klaus Stiefermann | Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (Aba) 244 fondsprofessionell.de 1/2024

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