FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Die diskutierte Verwendung eines Alters- vorsorgevermögens zum Erwerb von Ent- geltpunkten für die gesetzliche Rente hal- ten wir für äußerst bedenklich. Potenziell würde damit die Versichertengemeinschaft zusätzlich belastet. Bedauerlich ist zudem, dass sich die Fokusgruppe nicht deutlicher für eine Absicherung des Langlebigkeits- risikos durch Altersvorsorgeprodukte aus- gesprochen hat. Menschen leben durch- schnittlich deutlich länger, als sie vermuten, und verfügen über zu wenig Finanzwissen, um angesammeltes Kapital selbst in eine lebenslange Leistung umzuwandeln. Ganz wichtig ist die Empfehlung der Fokusgrup- pe, dass die „Riester-Nachfolge-Systematik“ auch für die bAV umsetzbar sein muss. Wird die bisherige Riester-Rente als ver- besserte Zulagenrente wiederbelebt? Ich denke, dass man am Nebeneinander von zielgenauen Zulagen und Sonder- ausgabenabzug festhalten wird. Vor allem untere Einkommensgruppen, junge Men- schen und Eltern von Kindern dürften wei- ter imZentrum der Förderung stehen. Ziel wird es auch sein, die Produkt- und Büro- kratieanforderungen zu vereinfachen. Und ganz wichtig: Die neue private Vorsorge muss leichter erklärbar sein, damit die Komplexität Verbraucher nicht abschreckt. Besorgt bin ich, wenn es um die Gestal- tung der Leistungsphase geht. Hier sollte das Prinzip der Absicherung des Langlebig- keitsrisikos nicht aufgeweicht werden. Auch bei der Betriebsrente steht eine Reform an. Offiziell sind vom „Fachdialog Betriebsrente“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales noch keine Ergebnisse bekannt. Womit rechnen Sie? Der mehrmonatige Fachdialog hat den Handlungsbedarf aufgezeigt und viele Vor- schläge für eine verbesserte Betriebsrente geliefert. Ich denke, dass es eine ganze Rei- he von kleinen, aber wichtigen Änderun- gen im Arbeitsrecht geben wird, die in der Praxis helfen. Auch in Sachen Regulierung könnte sich was tun. Wenn alles klappt, gibt es zudem Verbesserungen bei der Ge- ringverdienerförderung und ein klares Be- kenntnis zum Sozialpartnermodell (SPM). Und welche Vorhaben bleiben nach dem Fachdialog eher auf der Strecke? Alles, was haushaltsrelevant ist, also der Bereich der finanziellen Förderung, und alles, was mit Steuer- und Sozialabgaben- ausfällen einhergehen würde, hat derzeit keine guten Karten. Lässt sich die avisierte stärkere Förderung der Betriebsrente angesichts aktueller Haushaltszwänge überhaupt umsetzen? Viele Aba-Verbesserungsvorschläge kosten kein Geld, mancher Vorschlag kann auch Geld sparen helfen.Das gilt etwa,wenn die bAV entbürokratisiert, dereguliert und digi- talisiert würde. Das Nachweisgesetz sowie » Es geht nicht darum, die Betriebsrenten zu kürzen. Ziel muss sein, die begrenzten Mittel der Arbeitgeber generatio- nengerecht zu verteilen. « Klaus Stiefermann, Aba FOTO: © MARTIN PETERDAMM PHOTOGRAPHY fondsprofessionell.de 1/2024 245

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=