FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Transparenz probleme Wie gut eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist, zeigt sich erst im Leistungsfall. Daher ist die Schadenregulierung so wichtig. Doch viele Versicherer lassen sich nicht in die Karten schauen. D ie Versicherer haben jahrelang den Wettbewerb um die besten Bedin- gungen in der Berufsunfähigkeitsversiche- rung (BU) angeheizt und zugleich die Bei- träge für wenig riskante Berufe drastisch ge- senkt. In der Folge konnten sich Menschen mit riskanteren Berufen wie Handwerker oder Künstler den Invaliditätsschutz nicht mehr leisten. Doch wie sieht die BU-Leis- tungsregulierung derzeit aus – letztlich die Nagelprobe für einen funktionierenden BU-Markt, der auch die Kundeninteressen fair berücksichtigt? Eine Übersicht des ge- samten Marktes zur BU-Leistungsregulie- rung gibt es nach wie vor nicht. Immerhin untersucht das Analysehaus Franke und Bornberg (FuB) seit 2014 das Regulierungs- verhalten der BU-Versicherer. Die jüngste „BU-Leistungspraxisstudie“bezieht sich auf eigene Untersuchungen 2023 zum Ge- schäftsjahr 2022 von zehn Gesellschaften. „Noch immer sind viele BU-Versicherer nicht oder nicht mehr bereit, sich im Leis- tungsfall in die Karten schauen zu lassen“, kritisiert FuB-Geschäftsführer Michael Franke. Wie viele Anbieter diesmal teilge- nommen haben, legt das Analysehaus nicht offen. Da nur Ergebnisse der Versi- cherer publiziert werden, die der Veröffent- lichung zustimmen, blieben unterm Strich wie schon im Vorjahr nur zehn Gesell- schaften übrig. Hervorragend schnitten sechs Versicherer ab, nämlich Allianz, Ergo, Generali, HDI, Nürnberger und Zurich, sehr gut Gothaer,Hannoversche und Signal Iduna. Ein gutes Ergebnis erzielte die Con- tinentale. Das Rating soll Antworten auf folgende Kernfragen liefern: Wie professio- nell und kundenorientiert gehen die Ge- sellschaften mit Leistungsanträgen um? Wie lange dauert es vom Eingang einer Anzeige bis zur Entscheidung? Und welche Versicherer agieren transparent und fair? „Die Wahrscheinlichkeit eines guten Ab- schneidens ist umso größer, je häufiger ein Unternehmen am BU-Leistungspraxis- rating teilnimmt“, weiß Franke aus Erfah- rung. Diesen Effekt führt er hauptsächlich darauf zurück, dass die Ratings Bench- marks liefern, für Transparenz sorgen und zugleich den Blick für Verbesserungen schärfen. „Mit harten Fakten einer fairen Schadenregulierung kann man punkten“, erläutert Franke. Noch einen Schritt weiter gehen laut FuB jene Gesellschaften, die sich dem anspruchsvollen BU-Unternehmens- Rating stellen und dort zuletzt bei FuB hervorragend abgeschnitten hatten: Ergo, Generali, HDI und Nürnberger. Dort bil- det die BU-Leistungspraxis einen von ins- gesamt drei Ratingbereichen ab. Realistisches Bild In Sachen Transparenz bei der BU-Leis- tungspraxis lässt FuB aber selbst einige Wünsche offen. Auf Nachfrage, wie viele Versicherer diesmal teilgenommen, aber » Die 50-Prozent-Regel ist der absolute Schwachpunkt der BU-Versicherung. « Hans-Peter Schwintowski, Humboldt-Universität zu Berlin Handwerker gelten bei Berufsun- fähigkeitsversicherern als riskante Berufsgruppe. Falls sie überhaupt eine Police bekommen, ist nicht nur das Bedingungswerk wichtig, sondern auch die Schadenregulierung. FONDS & VERSICHERUNG Berufsunfähigkeit 262 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © MAHO | STOCK.ADOBE.COM

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