FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

der Veröffentlichung nicht zugestimmt ha- ben, heißt es sehr allgemein: Das Auftrags- rating muss vom Versicherer explizit beauf- tragt und freigegeben werden. „Wir geben daher grundsätzlich keine Informationen über die Anzahl der Versicherer heraus, die ihr Ergebnis nicht veröffentlicht haben“, so das Analysehaus. Damit wolle man vermei- den, dass „durch unsere Angaben eventuell doch Rückschlüsse auf die Teilnehmer möglich sind“. Das erklärt nur bedingt, wa- rum die genaue Teilnehmerzahl so geheim gehalten wird. Über die Gründe, das Ra- tingergebnis nicht zu veröffentlichen, kann FuB selbst nur spekulieren. „Grundsätzlich nennen die Versicherer uns keinen Grund, warum eine Veröffentlichung abgelehnt wird – ein schwächeres Ratingergebnis ist aber sicherlich einer der naheliegenden Gründe“, heißt es auf Nachfrage. „Ein klei- ner Teil nutzt das Verfahren aber auch für das interne Benchmarking, um prüfen zu lassen, wie gut die Gesellschaft aktuell auf- gestellt ist“, betont eine FuB-Sprecherin. Es sei ein Warnsignal für Verbraucher und Vermittler, dass noch immer zu weni- ge Versicherer auf eine unabhängige Bewer- tung ihrer Leistungsprüfung setzen. Denn erst hier entscheide sich, ob ein Vertrag sei- nen Zweck erfüllt (siehe auch FONDS professionell 3/2021, Seite 258). Das Rating basiert auf einer Stichprobe von mindes- tens je 125 durch die Prüfer ausgewählten Leistungsfällen pro Gesellschaft aus dem Jahr 2022. Bearbeitungsdauer, Anteile von abstrakter Verweisung und Vorgaben zur Umorganisation fließen dabei ebenso ein wie Befristungen und Individualvereinba- rungen sowie Rücktritte und Anfechtun- gen. Etwas verlängert hat sich laut Studie die Leistungsprüfung: Sie dauerte 2022 durchschnittlich 184 Tage. Für ein realistisches Bild der BU-Leis- tungspraxis sorgt die Stichprobe 2023 den- noch: Die zehn Anbieter haben 7,7 Millio- nen BU-Policen im Bestand, was etwa 60 Prozent Marktabdeckung entspricht. Sie regulieren aktuell über 145.800 BU-Leis- tungsfälle, davon mehr als 36.300 Neuan- meldungen aus dem Jahr 2022. Stichpro- benartig wurden insgesamt 1.250 Leis- tungsfälle analysiert. „Diese Anbieter setzen auf Transparenz in der BU-Leistungsprü- fung“, lobt Franke. Transparenz schaffe Ver- trauen, und das sei für die Assekuranz ein hohes Gut. Allerdings stagniert die Zahl der Teilnehmer, was auf erhebliche Trans- parenzreserven bei anderen BU-Versiche- rern hindeutet. Schnellere Regulierung Als maßgebliche Erfolgsfaktoren für schnelle BU-Regulierung nennt Franke und Bornberg aus der Studienerfahrung, dass Sachbearbeiter bei Eingang der BU- Meldung telefonisch Kontakt mit dem Ver- sicherten aufnehmen und den weiteren Ablauf erläutern, BU-Fälle systematisch ka- tegorisiert und auf spezialisierte Mitarbeiter verteilt werden sowie Anspruchsteller im Rahmen eines Telefonats oder unter Einbe- ziehung von „Vor-Ort-Services“mit persön- lichem Kundenkontakt beim Ausfüllen des Fragebogens unterstützt werden. Zu- dem förderten Chats und digitale Portale den Austausch. In einem digitalen Tracking- System könnten Versicherte die Leistungs- bearbeitung online verfolgen, Unterlagen hochladen und direkten Kontakt mit Sach- bearbeitern pflegen. „Der Markt für quali- fizierte BU-Leistungsprüfer scheint jedoch leer gefegt“, räumt Franke und Bornberg ein. Versicherer setzten daher verstärkt auf den eigenen Nachwuchs. „Die teilnehmenden BU-Versicherer be- treiben die BU-Leistungsprüfung fachlich und organisatorisch auf hohem Niveau“, lobt Franke. Trotzdem verharre die Bearbei- tungsdauer bei rund sechs Monaten. Künstliche Intelligenz spiele bisher nur eine untergeordnete Rolle, beobachtet der Branchenkenner – und liefert dafür eine plausible Erläuterung: Wer möchte schon Kunden erklären, dass eine Maschine über ihre Leistung entschieden hat? Auf beiden Seiten des Leistungsantrags stehen noch immer Menschen imMittelpunkt. Bedingungsvergleich Makler und deren Kunden interessiert besonders, welche BU-Versicherer mit gu- ten Bedingungen und fairer Leistungsregu- lierung glänzen und welche eben nicht. Was die Bedingungen betrifft, lässt sich das gut über Produktratings ermitteln. Für das BU-Rating 2023 von Morgen & Morgen (M&M) verglichen die Experten des Ana- lysehauses 617 Tarife und Tarifkombinatio- nen, 46 mehr als 2022. „Es gab eine Zunah- me der Fünf-Sterne-Tarife, also der Produk- te mit hervorragenden Bedingungen“, er- klärt Andreas Ludwig, Bereichsleiter Rating und Analyse bei M&M. 486 Tarife beka- men die Höchstbewertung (39 mehr als im Vorjahr), während nur sieben sehr schwache Tarife mit lediglich einem Stern bewertet werden konnten. Nicht jeder, der eine BU-Versicherung ab- schließt, ist gesund. „Zunehmend werden » Mit harten Fakten einer fairen Schaden- regulierung kann man punkten. « Michael Franke, Franke und Bornberg fondsprofessionell.de 1/2024 263 FOTO: © STEFAN NEUENHAUSEN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=