FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Schmerzhaftes Revival Seit der Zinswende setzen die Kunden plötzlich wieder auf Festgeld und Zertifikate – und weniger auf Fonds. Dieser Trend hinterlässt auch in der Bestseller-Umfrage von FONDS professionell Spuren. W er die wesentlichen Trends im Fondsvertrieb verstehen möchte, darf den Fondsmarkt nicht isoliert betrach- ten. Jeder Euro kann bekanntlich nur ein- mal investiert werden. Doch es ist keines- wegs gesagt, dass ein Euro, der nicht in einen Aktienfonds fließt, deshalb beispiels- weise einem Anleihenportfolio zugute- kommt. Er kann auch ganz woanders aus- gegeben worden sein, etwa für eine Kreuzfahrt, ein Auto oder das Reihen- haus im Speck- gürtel der Groß- stadt. Oder aber – und das ist ein recht neues Phänomen – das Geld floss in andere Anla- geprodukte, die lange Zeit in der Versenkung verschwunden waren. So bescherte die Zins- wende gleich zwei Fondskonkurren- ten ein beachtliches Comeback: zum einen dem Einlagenge- schäft der Banken, zum anderen der Zertifikatebranche. Besonders aufschlussreich sind in diesemZusammenhang die Zahlen, die der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) Mitte März veröffent- licht hat. Demnach setzten die Sparkassen im Jahr 2023 unterm Strich nur noch Fonds für sechs Milliarden Euro ab – nicht einmal halb so viel wie in den zwölf Monaten davor. Das Nettoneugeschäft mit Anleihen und Zertifikaten nahm dagegen um fast 90 Prozent auf stolze 26,1 Milliar- den Euro zu. Der wichtigste Grund dafür dürften die gestiegenen Zinsen sein, die attraktivere Auszahlungsprofile für Zertifi- kate ermöglichen. Lahmendes Geschäft Die Kundeneinlagen der Sparkassen ver- harrten zwar auf dem Vorjahresniveau, aber das dürfte damit zu erklären sein, dass die meisten öffentlich-rechtlichen Institute die Zinsen, die sie selbst für Einlagen bei der Zentralbank bekommen, nur zu einem klei- nen Teil an ihre Kunden weitergeben.Wäh- rend andere Banken im vergangenen Jahr begannen, das Neukundengeschäft mit hohen Tages- und Festgeldzinsen an- zukurbeln,müssen Sparkassenkun- den froh sein, wenn ihnen ihr Institut eine Eins vor dem Komma bietet. Bundes- weit sprang das Ge- schäft jedenfalls an: Seit der Zins- wende pum- pen die Privat- haushalte Quartal für Quartal regelmäßig über 40 Mil- liarden Euro in Termineinlagen (siehe Grafik Seite 272). Vor diesem Hintergrund darf es nicht verwundern, dass auch der Fondsabsatz im freien Fi- nanzvertrieb lahmt. FONDS professionell bittet Maklerpools und Fondsvertriebe jedes halbe Jahr, der Redaktion das Netto- mittelaufkommen ihrer 20 ab- satzstärksten Produkte zu nen- nen (siehe Kasten links). Im zweiten Halbjahr 2023 sum- Die Älteren erin- nern sich vielleicht: Was hier zu sehen ist, nennt sich Sparbuch. Seit der Zins- wende lohnt es sich, es wieder aus der Schublade zu holen. Bestseller- Umfrage Halbjährlich ermittelt FONDS professionell, welche Investmentfonds in den zurückliegenden Monaten den freien Finanzvertrieb, gemessen an den Nettomittelzuflüssen, dominiert haben. Die Liste ihrer Top-Produkte vom 1. Juli bis 31. Dezember 2023 stellten die Maklerpools BCA, Fonds Finanz, Fondskonzept, Fondsnet, Jung, DMS & Cie., Komm, Netfonds sowie WWK und die Fondsvertriebe Comdirect und DAB BNP Paribas zur Verfügung. VERTRIEB & PRAXIS Bestseller im Fondsvertrieb 268 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © BJÖRN WYLEZICH

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