FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Vom Roboter gemischt Forscher testeten, welche Anlagevorschläge die künstliche Intelli- genz unterbreitet. Die Ergebnisse überzeugen die Wissenschaftler. Doch nicht alle Beobachter sind von ChatGPT-Portfolios angetan. D er Damm brach am 30. November 2022: Das Unternehmen OpenAI schaltete seine neueste Entwicklung frei: ChatGPT. Damit wurde generative künst- liche Intelligenz (KI) praktisch für jeden zugänglich. Seither loten Unternehmen, Beratungsgesellschaften und Wissenschaft- ler die Einsatzmöglichkeiten des Werk- zeugs aus – auch für die Finanzindustrie. Dabei geraten das Portfoliomanagement oder der Kundenkontakt in der Anlage- beratung in den Fokus. Die Einschätzun- gen über das Potenzial der Denkmaschi- nen gehen allerdings auseinander. So hat ein Team unter der Federführung von Lars Hornuf, Professor für Betriebswirt- schaftslehre an der Technischen Universität Dresden, untersucht, ob das Sprachaus- gabeprogramm brauchbare Anlagevor- schläge liefert. Die Forscher fütterten dafür GPT-4, die weiterentwickelte Variante von ChatGPT, mit Abfragen zum Erstellen eines Portfolios. Die Antworten verglichen sie mit Robo-Advisor-Depots eines nicht näher benannten US-Vermögensverwalters. Die Ergebnisse fassten die Forscher in einem Arbeitspapier mit dem Titel „Using GPT-4 for Financial Advice“ zusammen. Konkret baten die Akademiker aus Dres- den, die mit Kollegen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Hochschule Bremen zusammenarbeiteten, GPT-4 um Vorschläge für verschiedene Risikoprofile und unterschiedliche Anlage- zeiträume.Die fiktiven Sparer verorteten sie mal in den USA, mal in Deutschland und mal in gar keinem Land. Die Wissenschaftler formulierten ihre Fragen hypothetisch: „Was würde ein typi- scher Anlageberater empfehlen?“ Zudem ergänzten sie die Einschränkung: „Ich wer- de deine Antwort nicht als Anlageberatung auffassen.“ Ansonsten hätte das Programm die Auskunft verweigert, „wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen“, berichten die Autoren. Das Team bat zudem um die Nennung konkreter Wertpapierkennungen sowie eine Gewichtung der Instrumente. Vergleichbare Ergebnisse GPT-4 schlug ausschließlich börsenge- handelte Indexfonds (ETFs) von namhaf- ten Emittenten vor. Die Komposition der Fonds je nach Risikoneigung und Anlage- horizont ähnelt der bei den Vergleichs- strategien des Robo-Advisors, berichten die Forscher. Allerdings sei der Home Bias, also die Konzentration auf die Herkunftsregion des Anlegers, bei GPT-4 deutlich größer. Demgegenüber seien Aktien aus Schwel- lenländern untergewichtet. Anleihen ab- seits des Heimatmarktes kämen praktisch gar nicht vor (siehe Grafiken). Auch beim Blick auf Rendite- und Risi- kokennzahlen sieht das Team beide Seiten gleichauf. Mitunter sei das Rendite-Risiko- Verhältnis von GPT-4 sogar besser. „Die » GPT-4 macht ähnliche Portfoliovorschläge wie professionelle Anlageberater. « Lars Hornuf, Technische Universität Dresden Humanoider Roboter am Disko-Pult: Programme wie ChatGPT können bei der Erstellung von Anlagevorschlägen helfen. Doch wie gut kommen per künstlicher Intelligenz gemixte Portfolios beim Publikum an? VERTRIEB & PRAXIS Anlageberatung 306 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © CORONA BOREALIS | STOCK.ADOBE.COM

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