FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Anspruchsvolles Jahr Unterm Strich legten die internationalen Börsen 2023 kräftig zu. Zwischenzeitlich war aber immer wieder Krisenmanagement gefragt. Das bekam auch Deutschlands Fondsbranche zu spüren. D er Dax startete mit gut 14.000 Punk- ten ins Jahr 2023, Ende Dezember notierte er dann 20 Prozent höher. Rück- blickend war es also wieder mal leicht, Geld an der Börse zu verdienen.Wer schon länger im Geschäft ist, weiß natürlich, dass dies in der Praxis doch nicht so einfach ist. So verläuft auch der Chart des Dax 2023 keineswegs gleichmäßig von links unten nach rechts oben. Von August bis Oktober beispielsweise leg- te der Index eine Talfahrt hin, die manche Anleger aus der Kurve getragen haben dürfte. Nicht zuletzt deshalb gehört es zu den wichtigsten Aufgaben eines Finanzberaters, seine Kunden davon zu überzeugen, ihrer Strategie auch in ruckeli- geren Zeiten treu zu bleiben – und sie vor einer unüberlegten Flucht in vermeintlich sichere Häfen zu bewahren. Noch vor wenigen Jahren berichteten Vermögensverwalter, ihr größter Konkur- rent sei nicht die benachbarte Privatbank, sondern die Immobilie: Zog ein Kunde Geld ab, dann oft, weil ihm ein Zinshaus lieber war als ein volatiles Wertpapierdepot. Heute spielen Anlageimmobilien kaum noch eine Rolle, dafür gebar die Zinswen- de einen neuen Konkurrenten: Tages- und Festgeld. Auch wenn sich damit die Infla- tion nicht schlagen lässt, bremst dies das Wachstum der Fondsindustrie. Das ist auch dem BVI bewusst. „2023 war von geopolitischen Krisen, der anhal- tenden Inflation und der Rückkehr der Zinsen geprägt. Vor diesem Hintergrund erzielte die Branche ein beachtliches Neu- geschäft“, meinte Verbandspräsident Dirk Degenhardt denn auch bei Vorlage der Jahreszahlen. In der Tat gibt es positive Vorzeichen: Hatten Anleger 2022 noch 3,4 Milliarden Euro aus Publikumsfonds abgezo- gen, vertrauten sie ihnen 2023 mit netto 12,9 Milliarden Euro wieder frisches Geld an. Aller- dings konnte nicht einmal jeder zweite Anbieter, der dem BVI Zahlen meldet, Mittel- zuflüsse verbuchen – darunter auch einige der größten Häu- ser, deren langfristige Geschäfts- entwicklung die Redaktion auf der nächsten Seite dokumen- tiert. BERND MIKOSCH FP In den Handelssälen der Banken und Büros der Asset Manager kehrt selten wirklich Ruhe ein. Geopolitische Krisen, die anhaltende Inflation und die gestiegenen Zinsen hielten die Portfoliomanager 2023 auf Trab. Auf Normalmaß geschrumpft Nettomittelaufkommen von Fonds in Deutschland Gemessen am Mittelaufkommen von Publikums- und Spezialfonds blickt die Branche auf ihr schlechtestes Jahr seit 2011 zurück. Quelle:BVI Offene Spezialfonds Offene Publikumsfonds Geschlossene Fonds Mrd. Euro -50 0 50 100 150 200 250 2023 2017 2012 2007 2002 1997 52 193 Mrd. Euro –27 VERTRIEB & PRAXIS BVI-Statistik 332 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © METRO HOPPER | STOCK.ADOBE.COM

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