FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Warum Asset Manager nicht auf Rückenwind von den Märkten hoffen dürfen und wieso auch aktive Anbieter kaummehr um börsengehandelte Fonds herumkommen, erläutern Joe Sullivan und Andrew Sowerby von Allspring Global Investments . D ie US-Großbank Wells Fargo spaltete 2021 ihre Fondseinheit ab. Die Sparte tritt nun als unabhängiger Asset Manager unter der Marke Allspring Global Invest- ments auf. Eigner sind die Private-Equity- Gesellschaften GTCR und Reverence Ca- pital Partners. Daneben bekam das Haus einen neuen Chef: den früheren Legg- Mason-Boss Joseph „Joe“Sullivan. Im Inter- view erläutern Sullivan und der Leiter des internationalen Vertriebs, Andy Sowerby, wie weit sie auf demWeg in die Eigenstän- digkeit vorangeschritten sind. Herr Sullivan, Herr Sowerby, nach dem Kursrückgang an den Finanzmärkten 2022, dem Anstieg der Inflation sowie der Zins- wende kündigten zahlreiche Asset Mana- ger dann einen Stellenabbau an. Streichen Sie in IhremHaus auch Jobs? Joe Sullivan: Wir prüfen permanent die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betrei- ben. Dabei suchen wir auch nach Wegen, wie wir es effizienter gestalten können. So gibt es gewiss immer wieder Möglich- keiten, unseren Personalbestand zu straffen. Einen solchen Schritt planen wir jedoch stets wohlüberlegt und sorgfältig. Wenn es allerdings um Talente geht, die imKunden- kontakt stehen, suchen wir ständig nach neuen Mitarbeitern. Gute Vertriebler sind bei uns stets willkommen. Aber da kann Andy noch mehr berichten. Andy Sowerby: Wir sind nun seit zwei Jah- ren ein unabhängiger Asset Manager. Seit- her haben wir angemessene Strukturen für den internationalen Vertrieb geschaffen. Wir sind weltweit unterwegs mit lokaler Präsenz in den Schlüsselmärkten. In eini- gen Ländern eröffneten wir neue Büros, etwa in Mailand, oder wir bauten unsere Präsenz in Asien mit Büros in Hongkong oder Singapur aus. In Frankfurt hatten wir für die deutschsprachige Region bereits ein Büro. Doch dieses war etwas unterbesetzt. Wir haben hier nun erfahrene Mitarbeiter engagiert, die das Team ergänzen. Unser weltweiter Auftritt war etwas flickenhaft. Das haben wir grundlegend geändert. Sie wollen also imVertrieb Mitarbeiter ein- stellen, im Backoffice aber Jobs abbauen? Sullivan: Die Margen der Asset-Manage- ment-Industrie bleiben unter Druck. Die Preise sinken tendenziell weiter, die Kosten steigen. Uns ergeht es da nicht anders als allen anderen. Wir unterliegen demselben Druck. Daher müssen wir weiter daran arbeiten, so effizient und effektiv wie mög- lich zu operieren. Daher prüfen wir auch stets, wie wir uns aufstellen müssen. Was unsere Mitarbeiterzahl angeht, lassen wir große Vorsicht walten. Denn Gehälter stel- len den größten Kostenblock dar. Aber wenn es um den Vertrieb geht, dann gibt es keine Alternative dazu, dass großartige Sales-Leute für einen arbeiten. Und Sie können diese anwerben? Sullivan: Ja, durchaus. Unsere Vorgänger- firma Wells Fargo Asset Management zähl- te zu den größeren und besseren Fonds- gesellschaften, flog aber unterhalb des Radars. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch heute noch der Fall. Wir haben zwar eine gewisse Größe aufgebaut, agieren aber wie ein Start-up. Denn die Loslösung von Wells Fargo bietet die Möglichkeit, die Fir- ma von Grund auf neu zu planen und auf- zubauen. Durch unsere neue Eigentümer- struktur und die Entwicklungen in der Branche müssen wir uns verändern. Das „Passive Produkte über- lassen wir dem Oligopol “ » Unsere Vorgängerfirma Wells Fargo Asset Management flog unterhalb des Radars. « Joe Sullivan, Allspring Global Investments VERTRIEB & PRAXIS Joe Sullivan + Andy Sowerby | Allspring Global Investments 356 fondsprofessionell.de 1/2024

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