FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

Biete Job mit Wohnung Der Wettbewerb um junge Talente wird auch im Bankensektor immer härter. Jetzt baut die größte deutsche Sparkasse sogar ein eigenes Wohnheim, um Azubis anzulocken. Ein neuer Trend? F ür die Banken ist es nicht mehr so ein- fach wie noch vor 20 Jahren, geeigne- ten Nachwuchs zu rekrutieren. So blieben beispielsweise in den Jahren 2020 bis 2022 bei den hiesigen Sparkassen jeweils fast zehn Prozent der Ausbildungsplätze frei, berichtet der Deutsche Sparkassen- und Giroverband. Um dennoch junge Men- schen für eine klassische Lehre zu motivie- ren, gehen einige Banken neue Wege. Insbesondere die größte deutsche Spar- kasse, die Hamburger Sparkasse (Haspa), möchte die Situation nicht hinnehmen.Da rund die Hälfte der Bewerber für einen Ausbildungsplatz von außerhalb kommt und bezahlbarer Wohnraum in deutschen Wirtschaftsmetropolen bekanntlich beson- ders knapp ist, investiert das Institut neuer- dings in Steine. „Wir bauen insgesamt 70 Apartments für zusammen 140 Azubis und Studierende in begehrter Wohnlage in Hamburg-Altona“, sagt Haspa-Vorstandschef Harald Vogelsang. „Im Februar war Richt- fest, im Sommer können die ersten Azubis und dual Studierende einziehen. Darauf freuen wir uns schon sehr.“ Das Mietniveau der Azubi-Apartments „Young Urban Living by Haspa“ richtet sich für die nächsten 30 Jahre nach den Vorga- ben der Hamburgischen Investitions- und Förderbank für geförderten Wohnraum. Aktuell sind das 235 Euro zuzüglich Ne- benkosten pro Mieter. „Plätze, die wir nicht für unsere eigenen Azubis benötigen, stel- len wir gern anderen Unternehmen zur Verfügung. Auch hier ist das Interesse sehr groß“, berichtet Vogelsang. „Wir haben die Zahl der Auszubildenden pro Jahrgang zuletzt von 90 auf 150 erhöht und werden noch weiter aufstocken. Denn wir brau- chen junge Talente.“ Die Haspa wolle sie dabei unterstützen, dass sie es sich auch leisten können, nach Hamburg zu ziehen. Ramponierter Ruf Die Zahl der Bankkaufleute in Ausbil- dung geht kontinuierlich zurück. Vor zehn Jahren absolvierten noch fast 40.000 junge Menschen eine Banklehre, zuletzt waren es nur noch gut halb so viele. Warum es jun- ge Leute nicht mehr in die Branche zieht, ist vielschichtig. „Grundsätzlich kam der Beruf der Bankkauffrau für mich in Frage“, sagt die 18-jährige Abiturientin Charlotte Weber aus Hilden. „Ummich besser zu in- formieren, habe ich deshalb ein zweiwöchi- ges Praktikum bei der Bank gemacht.“Die Schülerin durfte alle zwei Tage eine Abtei- lung kennenlernen: vom Schalter über die Kreditabteilung und das Vermögenscenter bis hin zum Firmenkundenbereich. „Am Ende habe ich habe mich dann doch für eine duale Ausbildung in der Industrie ent- schieden, weil ich mich noch nicht auf eine Branche festlegen wollte“, sagt sie. Keiner ihrer ehemaligen Mitschüler ha- be eine Ausbildung bei einem Kreditinsti- tut begonnen. Auf die Unterschiede gegen- » Wir bauen in begehrter Wohnlage in Hamburg-Altona. « Harald Vogelsang, Hamburger Sparkasse So soll das Projekt „Young Urban Living by Haspa“ aussehen, in dem bald die ersten Azubis der Sparkasse Hamburg wohnen können. Im Februar war Richtfest, im Sommer sollen die ersten Mieter einziehen. BANK & FONDS Recruiting 416 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © SCHNITTGER ARCHITEKTEN+PARTNER

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