FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2024

signalisiert aktuell eher höhere Zinsen als erwartet, kein wirklich gutes Signal für einen inzwischen müde wirkenden Markt. Glow: Aber können Sie wirklich zufrieden seinmit Ihrer in der jüngeren Zeit erzielten Performance? Sporleder: Wir sind sehr gut ins Jahr 2023 gestartet, konnten aber übers Gesamtjahr betrachtet natürlich nicht mithalten mit den Ergebnissen, die mit einer Konzentra- tion auf Wachstumswerte erzielbar waren. Am Ende haben unsere Kunden dennoch einen durchaus akzeptablen Wertzuwachs von über elf Prozent für ihre Investments erzielt. Wir hatten auch ein aus unserer Sicht hervorragendes Jahr 2022, in demwir am Ende nicht ohne Grund im obersten Quartil unserer Vergleichsgruppe gelandet sind. Im Vergleich zu vielen Konkurrenten, die ihren Kunden deutlich zweistellige Minusraten erklären mussten, haben wir die Verluste unserer Anleger im Lingohr Systematic Invest auf weniger als fünf Pro- zent begrenzen können. Glow: ImJanuar haben Sie die ehemals von Michael Keppler gemanagten Strategien der von ihm gegründeten Keppler Asset Management übernommen.Wie passen die Fonds in Ihr Portfolio? Sporleder: Ich würde sagen, dass sie eine her- vorragende Ergänzung sind.Michael Kepp- ler hat den Value-Anlagestil über Jahrzehn- te hinweg sehr erfolgreich umgesetzt. Die von ihm aufgelegten und beratenen Fonds gehören in ihren Vergleichsgruppen dauer- haft zu den besten. Zudem bestand zwi- schen unseren beiden Gesellschaften schon seit Langem eine Kooperation im Rahmen des gemeinsam verwalteten Fonds Keppler Lingohr Global Equity. Dabei hat Keppler die Länderallokation vorgegeben und Lingohr die Einzeltitel ausgewählt. Daher war es nur folgerichtig, die Keppler-Fonds nun vollständig in unser Angebot zu inte- grieren. Vor allem haben wir erheblich an Expertise gewonnen. Heuser: Inwiefern? Sporleder: Die Keppler-Fonds werden seit vielen Jahren in Deutschland und Öster- reich von privaten wie auch professionellen Investoren als Value-Strategien eingesetzt mit dem Ziel einer bestmöglichen Perfor- mance bei einem Minimum an Transak- tionskosten. Im Risikomanagement hat Keppler die sogenannte „Keppler Ratio“ entwickelt, ein risikobereinigtes Perfor- mancemaß, das die Rendite pro Einheit des erwarteten Verlustes angibt, statt, wie marktüblich, das Risiko an der Volatilität der Portfolioerträge zu messen. Das wollen wir auch nach der Übernahme der Assets und Strategien als Grundlage für die Ver- waltung der Fondsvermögen nutzen. Glow: Wie muss man sich denn insgesamt den Auswahlprozess eines Value-Mana- gers wie Lingohr vorstellen? Sporleder: Im Prinzip als eine über viele Jahre bewährte Kombination von Mensch und Maschine. Gemeint ist damit ein enorm umfangreiches quantitatives Scree- ning, das aber immer einer eingehenden Überprüfung durch Menschen standhalten muss, in dem Fall durch das Investment- team, das ich leite. Heuser: Geht es etwas konkreter? Sporleder: Wir haben das in seinen Grund- zügen bereits unter Frank Lingohr ent- wickelte Multi-Faktor-Modell namens „Chicco“ über die Zeit stetig weiterent- wickelt und optimiert. Das entspricht bei Weitem nicht mehr dem landläufigen Ver- ständnis eines Value-Investments, das ledig- lich nach demKurs-Buchwert-Verhältnis auf möglichst preiswerte Aktien setzt. Anhand einer Vielzahl von Unternehmensdaten zu Cashflow, Entwicklung und Einsatz des Eigenkapitals sowie Informationen zur Bi- lanzstärke und zur Bewertung von Unter- nehmen wählen wir aus einer weltweiten Grundgesamtheit von rund 3.000 Aktien aus entwickelten Ländern sowie zirka 1.100 Aktien der Schwellenländer die aus unserer » Die Euphorie in Bezug auf baldige Zinssenkungen hat sich inzwischen wieder in Luft aufgelöst. « Harald Sporleder, Lingohr AM MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Harald Sporleder | Lingohr Asset Management 84 fondsprofessionell.de 1/2024 FOTO: © ANDREAS ENDERMANN KREUZ VERHÖR

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