FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024
attraktives Investment gehen wir nach wie vor aus der rein ökonomischen Perspektive anhand unserer eingangs erwähnten Krite- rien heran. Im Unterschied zu früher ist lediglich ein weiterer Prüfschritt vorge- schaltet.Während wir uns früher von vorn- herein in die detaillierte Analyse eines vermeintlich attraktiven Geschäftsmodells und das Durchforsten von Bilanzen, Cash- flow-Statements und anderen entscheiden- den Kennzahlen gestürzt haben, prüfen wir heute natürlich zunächst anhand der Da- ten von ISS ESG, ob wir als Artikel-8-Fonds in das betreffende Unternehmen investie- ren können – im Prinzip, ob die Nachhal- tigkeitsampel auf Grün steht. Kölsch: Darf man daraus schließen, dass Sie die ESG-Ratingdaten gar nicht als eine Art Ideengenerator für neue interessante Investments nutzen? Wagner: So kann man das sagen. Weil wir auf einen solchen Ideengenerator nicht an- gewiesen sind. Es hat sich in gewisser Weise nämlich schon bei der ursprünglichen Analyse zur Einordnung unseres Fonds in Bezug auf die Offenlegungsverordnung gezeigt, dass die von uns entwickelten Grundsätze in Form von hohen Ansprü- chen, die wir an ein potenzielles Invest- ment stellen, wie eine Art automatischer Nachhaltigkeitsfilter wirken. Heuser: Wie meinen Sie das denn? Wagner: Um die Anforderungen an Artikel 8 SFDR zu erfüllen, mussten wir kein ein- ziges Unternehmen aus unserem damals bestehenden Portfolio von rund 30 Aktien verkaufen.Unser Vorteil war dabei, dass wir schon lange bevor ESG zu einem nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil unserer Branche und speziell im Management eines Fonds geworden ist, ganz konkrete No-Go-Kriterien festgelegt hatten, die uns die Investition in bestimmten Branchen, Industrien und Dienstleistungen versagt. Kölsch: Was muss man sich unter diesen „No-Gos“ konkret vorstellen? Wagner: Wir wollen Geld verdienen bei sehr geringen Risiken. Daher meiden wir bewusst extrem kapitalintensive Unterneh- men mit chronisch schwachen Margen und nur homöopathischen Skaleneffekten, die zudem einer hohen Wettbewerbsinten- sität ausgesetzt sind und über eine nur ge- ringe Preissetzungsmacht verfügen. Damit fallen Automobilhersteller wie auch -zulie- ferer, aber auch Fluggesellschaften,Maschi- nenbauer und Basischemieunternehmen gewissermaßen von selbst aus unserem Investmentraster.Wir halten uns auch fern von Firmen, die ein Geschäft mit hohem Fremdkapitaleinsatz und nicht transparen- ten Risiken betreiben. Daher werden wir wohl niemals in Banken investieren. Und wenn ich eben davon gesprochen habe, dass wir nach qualitativ hochwertigen Firmen suchen, die auch in konjunkturell schwierigen Zeiten eine konsistent hohe Kapitalverzinsung erzielen, dann ergibt sich fast von selbst, dass wir Unternehmen der Ölindustrie bewusst außen vor lassen. Heuser: Wobei der eine oder andere Öl- förderer doch zeitweise einen durchaus hohen Free Cash Flow erzielt … Wagner: Genau, „zeitweise“. Oft genug aber eben auch nicht, und zwar immer dann, wenn die Aufwendungen für Investitionen in eine zunehmend teurer werdende Öl- förderung immens steigen. Heuser: Aber noch einmal zurück zu Ihren eben erwähnten Grundsätzen in Form ho- her Ansprüche. Geben Sie uns ein Beispiel? Und was hat das speziell mit ESG zu tun? Wagner: Wenn ein Unternehmen wie Proc- ter & Gamble schneller als andere auf von Kunden nachgefragte dünnere Verpackun- gen oder solche aus Papier reagiert und sei- ne Logistik auf die Reduktion von Trans- portkosten und -wegen trimmt, dann sind das nur wenige Beispiele, wie unsere Port- foliounternehmen ganz konkret ESG- Ansprüche umsetzen, allein getragen vom Streben nach Effizienzgewinnen. Oder » Für ein kleines Haus wie Wagner & Florack macht es wenig Sinn, eigene ESG-Research- kapazitäten aufzubauen. « Daniel Knörr, Ampega Daniel Knörr, Ampega MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Dominikus Wagner | Wagner & Florack 104 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT NACHHALTIG NACHGEFRAGT
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