FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

Guter Rat Wer entscheidet eigentlich, welche Titel in einen Öko- oder Ethik- fonds gehören – und welche nicht? Einige Asset Manager lassen sich bei dieser Frage von einem Expertengremium unterstützen. S eit Jahren produziert Brüssel Richtli- nien, Verordnungen und technische Standards, die dabei helfen sollen, Geld nachhaltig zu investieren. Doch gut ge- dacht heißt bekanntlich nicht immer auch gut gemacht. Weil Nachhaltigkeit eine zu- tiefst qualitative Angelegenheit ist, die sich nur bedingt quantitativ greifen lässt, müs- sen Anleger und Asset Manager die Kern- frage nach wie vor individuell für sich be- antworten: Was heißt für mich nachhaltig? Einige Fondsanbieter holen sich dabei Unterstützung von außen: Sie haben exter- ne Beiräte berufen, die das Anlageuniver- sum definieren oder zumindest die Leit- planken setzen, innerhalb derer sich die Portfoliomanager bewegen dürfen. Ihre Mitglieder sollen zum einen fachliche Ex- pertise aus unterschiedlichsten Bereichen einbringen und zum anderen verschiedens- te gesellschaftliche Strömungen repräsen- tieren. In den Tabellen auf den folgenden Seiten stellt FONDS professionell einige dieser Gremien vor. „Wir haben den Beirat ins Leben geru- fen, um unsere Innensicht um Impulse aus der Gesellschaft anzureichern“, sagt Oliver Pfeil, Geschäftsführer von EB-SIM, dem Asset Manager der Evangelischen Bank aus Kassel. „Diskutiert wird beispielsweise, wel- che Nachhaltigkeitsaspekte wir bei Invest- ments in illiquide Vermögenswerte berück- sichtigen sollten, oder auch, wie technolo- gische Neuerungen einzuordnen sind.“Der Beirat der EB-SIM hat keine Entschei- dungsbefugnis, sondern nur eine beratende Funktion. „Er ist aber ein wichtiger Impuls- geber für unsere Arbeit und berät uns in der strategischen Positionierung“, betont Pfeil. Bei anderen Asset Managern reichen die Kompetenzen der entsprechenden Gremien deutlich weiter. So auch bei zwei Vorreitern in diesem Segment, Arete Ethik Invest und Ökoworld. Öffentliche Sitzungen Arete Ethik Invest ist zwar ein recht jun- ges Unternehmen, seinen Namen trägt es erst seit einem Management-Buy-out vor drei Jahren. Die Wurzeln des Zürcher Ver- mögensverwalters reichen aber zurück bis 1995, als die „Prime Values Ethik“-Fonds aufgelegt wurden. Im Jahr darauf trat erst- mals das unabhängige Ethik-Komitee aus Wissenschaftlern zusammen, das mittler- weile kontinuierlich jeden Monat tagt. „Wir haben seither mehr als 1.000 Stunden über Ethikthemen gesprochen“, berichtet Arete- Vorstandschef Roman Limacher. Finden die Portfoliomanager ein aus finanzieller Sicht interessantes Unterneh- men, analysiert zunächst das vierköpfige Ethik-Researchteam das Geschäftsmodell und verteilt Punkte in fünf Dimensionen mit jeweils fünf Unterkategorien. Auf die- ser Basis entscheidet das Ethik-Komitee dann, ob das Unternehmen ins Anlageuni- versum aufgenommen wird oder nicht. „Alle Sitzungen sind öffentlich, interessierte » Ich sehe den Expertenrat als Wegbegleiter. « Alexander Mozer, Rezoom Capital Das Ethik-Komitee für die Prime- Values-Fonds tagt seit vielen Jahren jeden Monat. Das mit Wissenschaft- lern besetzte Gremium entscheidet, ob ein Titel ins Anlageuniversum aufgenommen wird. MARKT & STRATEGIE Nachhaltigkeitsfonds 110 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: © ARETE ETHIK INVEST AG

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