FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

Serien gewinner Compounder-Strategien setzen auf Firmen, die über viele Jahre ein beständiges Wachstum produzieren und Marktanteile hinzu- erobern. Wirklich entscheidend ist aber der Blick in die Zukunft. I n den 1960er-Jahren war „Lindy’s“ am New Yorker Broadway ein Treffpunkt der Show- und Theaterbranche. Während sich Schauspieler über die Karrieren ihrer Kollegen austauschten,machten sie eine in- teressante Beobachtung: Gerade diejenigen Akteure, die schon lange auf der Bühne er- folgreich waren, reüssierten regelmäßig auch in der Zukunft. Die Gesetzmäßigkeit, dass mit der bisherigen Lebensdauer auch die künftige Lebenserwartung steigt, bezie- hen Statistiker noch heute als „Lindy’s Ge- setz“auf viele nichtbiologische Phänomene – und Fondsanbieter übertragen den An- satz auf Aktien. Firmen, die über viele Jahre gute Gewinne erzielen und ihre Marktstel- lung ausbauen konnten, haben demnach gute Chancen, ihr Wachstumstempo beizu- behalten oder sogar zu steigern. Zudem sind diese „Silberrücken“der Aktienmärkte besonders robust: Im Lauf ihres Bestehens sammeln sie immer mehr Momentum an und wachsen erfolgreich über alle Markt- phasen. Diesen Aufzinsungseffekt bis weit in die Zukunft hinein beschreiben Exper- ten auch als „Compounding“. Compounder-Aktien finden die Portfo- liomanager vor allem unter den globalen Marktführern mit hohem freiemCashflow und klarer Wachstumsstrategie. Die Fonds- häuser Baillie Gifford und Evenlode setzen auf Compounder als integralen Bestandteil ihrer Income-Fonds, Comgest bietet eine eigenständige Compounder-Strategie. Mit dieser gehe man noch einen Schritt über den firmenweiten Fokus auf Qualitäts- wachstum hinaus, erklärt Comgest-Pro- duktmanager Wolfgang Fickus: „Bei den Compounder-Strategien suchen wir spe- ziell die Firmen mit einer besonders lan- gen Wachstumsduration.“Das spiegelt sich auch im Durchschnittsalter der Firmen in den Portfolios wider, das bei mehr als 130 Jahren liegt. Blick nach vorne Doch der Blick in den Rückspiegel ist nur ein Aspekt, sagt James Dow, Portfolio- manager bei Baillie Gifford: „Die echte Herausforderung liegt in der Unterschei- dung zwischen den Unternehmen, die wirklich in der Lage sind, ihre Erträge über ein Jahrzehnt hinweg um zehn Prozent zu steigern, und denen, bei denen das nicht der Fall ist.“ Ein guter Stockpicker könne die Firmen, die über einen sehr langen Zeitraum ein Wachstum von zehn Prozent pro Jahr erreichen können, von den Gene- ral Mills und Sanofis dieser Welt unter- scheiden, die früher oder später bei Wachs- tumszahlen zwischen null bis zehn Prozent stecken bleiben. Dow achtet unter ande- rem auf die Eigentümerstruktur, die Preis- setzungsmacht und eine starke und mög- lichst uneinnehmbare Marktstellung in einer expandierenden Branche. Compounder-Portfolios sind in der Regel stark konzentriert. So kommt der Baillie » Ein rückwärts- gewandter Ansatz hätte vor zehn Jahren Apple verpasst. « James Dow, Baillie Gifford Wer (fast) immer gewinnt, macht sich nicht viele Freunde. Das gilt bei Brettspielen genauso wie im Fußball oder in der Wirtschaft. Eines ist aber klar: Investments in solche Sieger lohnen sich in aller Regel. MARKT & STRATEGIE Qualitätsunternehmen 144 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: © HARIS ANDRONOS I STOCK.ADOBE.COM

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