FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024
Was ist mit dem zweiten Namensbestand- teil, den Events, also den Sondersituationen an den Kapitalmärkten? Anfangs hat der Fonds durchaus erfolg- reich Events genutzt, aber mit zunehmen- dem Volumen wurden sie weniger wichtig. Bei den meisten Squeeze-out- oder Spin- off-Konstellationen wäre es schlicht nicht sinnvoll,mit einem Fonds dieser Größe zu investieren.Die Position wäre in aller Regel so klein, dass sie die Tachonadel nicht wirklich bewegen könnte. Merger-Arbi- trage-Geschäfte können durchaus auch in Zukunft interessant sein, es müsste sich dann allerdings um wirklich große Über- nahmen handeln. Titel wie Apple, Microsoft und Novo Nordisk zählten auch imAcatis Value und Dividende zu den Performancetreibern. Abgesehen davon, dass es sich dabei um einen reinen Aktienfonds handelt: Wie ähnlich sind sich die beiden Portfolios? Zwölf Aktien finden sich in beiden Fonds wieder, bei zwei relativ konzentrierten Port- folios ist das schon eine hohe Überein- stimmung. Die größte Unterscheidung ist der Faktor Dividende: In meinem „alten“ Fonds sind zwei Prozent Dividendenrendi- te Pflicht. Folglich ist das Universum, in dem ich nach Aktien für den Acatis Value Event Fonds suchen kann, etwas größer. Bringen Sie als Aktienspezialist die nötige Expertise mit, um die Rentenseite des Fonds abzudecken? Interessanterweise habe ich auf der Anlei- henseite bislang deutlich mehr bewegt als im Aktienteil des Fonds. Dort konnte ich schon einige interessante Sondersituatio- nen nutzen – Events gibt es schließlich auch am Rentenmarkt. Ein Beispiel ist eine Hybridanleihe von Volkswagen, die trotz kurzer Restlaufzeit eine sehr attraktive Ren- dite abwirft.Grund ist die Spekulation, dass VW die Anleihe nicht zum ersten mögli- chen Termin kündigen könnte.Doch diese Furcht ist unbegründet, das Unternehmen nutzt immer den ersten Kündigungster- min. So konnte ich mir für ein halbes Jahr sechs Prozent laufende Rendite mit dem Papier eines deutschen Topkonzerns sichern – und das bei einemUnternehmen, dessen Aktie ich mir gar nicht anschauen würde. Ich denke also schon, dass ich die nötige Expertise für den Rententeil des Portfolios mitbringe. So unterschiedlich ist dieses Geschäft im Vergleich zur Aktie unterm Strich auch nicht. In beiden Fällen geht es um das Diskontieren zukünftiger Cash- flows. Und wenn ich Fragen zu Details habe, bekomme ich Unterstützung von meinen Kollegen hier vor Ort. Unterstützung ist ein gutes Stichwort. An- fangs wurde betont, dass Hendrik Leber Sie unterstützen würde.Wie sieht das aus? Wir sind ja eine relativ überschaubare Fir- ma, da ist Hendrik Leber maximal einen Anruf entfernt. Es ist viel wert, einen derart erfahrenen Investor an seiner Seite zu wis- sen, mit dem man über Investmentideen diskutieren kann. Ich sitze zwar am Steuer des Fonds, aber wenn er bei einem Titel ein Veto einlegen würde, würde das gelten. Bislang kam das allerdings noch nicht vor. Vielmehr ist es so, dass ich für den Fonds eine Watchlist mit klar definierten Kauf- kursen erstellt habe, die mit Hendrik Leber abgesprochen ist.Diese Titel kann ich ohne erneute Rücksprache erwerben. Warumhat Hendrik Leber den Fonds – im- merhin das größte Produkt des Hauses – eigentlich nicht selbst übernommen? Der entscheidende Grund wird sein, dass wir unterschiedlich an das Thema Investie- ren herangehen. Hendrik Leber ist risiko- affiner, er setzt auch mal auf jüngere Unter- nehmen, bei denen noch nicht klar ist, ob sie wirklich zu den Gewinnern zählen wer- den. Ich dagegen warte lieber ab, bis klar ist, dass es sich um ein erfolgreiches Unter- nehmen mit ausgereiftemGeschäftsmodell » Die täglichen Abflüsse sind mittlerweile in den einstelligen Millionen- bereich gefallen. « Johannes Hesche, Acatis FOTO: © JENS BRAUNE DEL ANGEL MARKT & STRATEGIE Johannes Hesche | Acatis 168 fondsprofessionell.de 2/2024
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