FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

Norman Lemke, Vorstand des Münchner Emissionshauses RWB, über die Krise am Private-Equity-Markt, neue Wettbewerber wie Moonfare oder Liqid und die Frage, was sein Haus sich vom ELTIF als neuem Anlagevehikel verspricht. T rotz der guten Performance der Ak- tienmärkte nahm das Investoreninter- esse an den Private Markets in den vergan- genen Jahren deutlich zu. Das hat gute Gründe, wie Norman Lemke imGespräch mit FONDS professionell erläutert. Das von ihm mitgegründete Emissionshaus RWB ist Teil der Munich-Private-Equity- Gruppe, die 2021 durch Umfirmierung aus der RWB Group hervorgegangen ist. RWB konzentriert sich auf das Segment mit kleinen und mittleren Buyouts in Euro- pa und Nordamerika. Seit 1999 sind die „Global Market“-Fonds (auch als Fonds- reihe „International“ geführt) das Kernpro- dukt des Anbieters. Allein mit ihnen warb RWB bisher mehr als eine Milliarde Euro bei Privatanlegern ein. Seit Kurzem befin- det sich ein ELTIF in der Pipeline, der das Österreich-Geschäft beflügeln soll. Herr Lemke, welche Entwicklungen domi- nieren derzeit den Private-Equity-Markt? Norman Lemke: Die Krisen, die Inflation und die Zinswende schlagen auf den Markt durch. Das Wichtigste, was mit dem Zinsanstieg passiert ist: Die Preisvorstellun- gen, die Käufer und Verkäufer haben, sind auseinandergegangen. Deshalb gingen die Transaktionen zurück, am deutlichsten bei den Large- und Mega-Buy-outs, bei denen die Fremdfinanzierungsquoten tendenziell höher sind. Im Lower-Mid-Markt, in dem wir aktiv sind, spielt die Fremdfinanzierung traditionell nicht so eine große Rolle. Können die Asset Manager den Transak- tionsrückgang aussitzen, solange die Prei- se auseinanderklaffen? Besser als in anderen Branchen! Es gibt nichts Robusteres als ein breit gestreutes Private-Equity-Portfolio.Wir waren an einer Firma beteiligt, die weltweite Kreuzschiff- fahrten organisiert und von der Covid-19- Pandemie natürlich extrem betroffen war. Parallel dazu waren wir aber an Fernlehr- instituten und Lieferservices beteiligt. Sie profitierten von diesem externen Schock. Ein Private-Equity-Fonds, der nicht an der Börse notiert ist und über „Dry Powder“ verfügt, kann Schockphasen und vorüber- gehende Marktschwächen aussitzen. Nimmt der Transaktionsdruck nicht doch zu? Und wie reagieren die Preise darauf? Der Transaktionsdruck nimmt zu, und das hat verschiedene Gründe. Die Fonds müs- sen das Investorenkapital investieren, gleich- zeitig laufen günstige Finanzierungen aus, die mit teureren abgelöst werden müssen. Wir sehen daher, dass sich die Preisvorstel- lungen annähern und die Unternehmens- preise wieder sinken. Es findet ein Strukturwandel statt, der alle Investments trifft.Wie geht ein Asset Mana- ger damit um, dass frühere Trends heute außer Mode sind und andere Branchen viel gefragter sind? Das Bestandsportfolio lässt sich ja nicht einfach so tauschen. Private Equity ist langfristig orientiert. Wer nur auf Trends setzt, wird kaum zu den gu- ten Managern zählen. Ein professionelles Asset Management ist von den Branchen- entwicklungen nicht überrascht. Im Ge- genteil, es verstärkt sich nötigenfalls mit „Der Weg ist lang – das wird ein Marathon “ » Die Fintech-Branche köchelte in den vergangenen Jahren allein vor sich hin. « Norman Lemke, RWB SACHWERTE Norman Lemke | RWB 216 fondsprofessionell.de 2/2024

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