FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

Wert berichtigung Das Ergebnis der Risikoanalyse der Soravia-Projekte, die über Anlei- hen der One Group finanziert wurden, liegt vor: 87 Millionen Euro müssen abgeschrieben werden. Anlegern drohen hohe Verluste. D ie Zeichner von vier Namensschuld- verschreibungen der One Group wur- den Ende vergangenen Jahres darüber informiert, dass sie keine Quartalsauszah- lungen erhalten. Betroffen sind die Anleger der Emissionen Proreal Deutschland (PRD) 7 und 8 sowie Proreal Europa (PRE) 9 und 10. Eine Portfolio- und Risi- koanalyse sollte die weiteren Auswirkun- gen ermitteln. Analyseergebnis und Beirat Zu den Ergebnissen der Analyse befragt, teilt Soravia mit: Erstens müsse die zwi- schen die Emittentinnen und einige Sora- via-Projekte geschaltete Poolgesellschaft SC Finance Four (SCFF) restrukturiert werden, da ihre drohende Zahlungsunfähigkeit ein „sehr hohes Ausfallrisiko“ für die Schuld- verschreibungen der PRE 9 und 10 mit einemGesamtvolumen von rund 280 Mil- lionen Euro mit sich bringe. Anfang März hat die SCFF ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Zweitens habe die Analyse gezeigt, dass PRD 7 und 8 möglicherweise vollständig zurückgezahlt werden können, dass es dabei aber zu Ver- zögerungen kommen wird. Und drittens: „Alle anderen One-Group-Emissionen und -Projekte sind nicht betroffen.“ Für die beiden in ihrem Bestand gefähr- deten Emittentinnen wurden vorläufige Anlegerbeiräte ins Leben gerufen, um die Betroffenen in einem offenen Austausch besser informiert halten zu können.Neben Anlegern und Vertriebspartnern waren auch Rechtsanwälte der Schutzgemein- schaft der Kapitalanleger (SdK) und der Bank- und Kapitalmarktrechtler Marc Gericke Beiratsmitglieder. Schnell zeigte sich jedoch, dass die Vor- stellungen darüber, wie Vertrauen zurück- gewonnen werden könnte, sehr weit aus- einanderliegen, und es kam zum Zerwürf- nis. Die SdK erklärte, der Beirat habe ledig- lich eine „Alibi-Funktion“, und verließ das Gremium. Auch Gericke legte seine Tätig- keit nieder: „Die Begründung, dass bei einer Vergütung der Tätigkeit für den Bei- rat ein Interessenkonflikt entstehen würde, ist meiner Einschätzung nach nur vorge- schoben, denn auch für einen Gläubiger- ausschuss in einer Insolvenz ist eine solche sogar gesetzlich vorgesehen.“ Interessenkonflikt Dafür gebe es laut Gericke einen ande- ren Interessenkonflikt. Der von der Soravia installierte Turnaround-Manager Joachim Winter ist sowohl Geschäftsführer der bei- den Gläubigergesellschaften PRE 9 und 10 als auch der insolventen Schuldnergesell- schaft SCFF, für die er jetzt einen Insolvenz- plan erarbeiten muss. „Wir haben es hier meiner Meinung nach mit einer klassi- schen Interessenkollision zu tun. Geschäfts- führer Winter erstellt einen Insolvenzplan, über den dann Geschäftsführer Winter abstimmt, ohne dass die Anleger hier irgendeine Wahl haben“, so Gericke. » Die Begründung ist nur vorgeschoben. « Marc Gericke, Rechtsanwalt Der „Sylter Hof“ in Berlin sei eine „seltene Entwicklungsmöglichkeit in Bestlage mit Landmark-Potenzial“, jubelte Soravia 2022. Doch die Finan- zierung kam nicht zustande. Wertbe- richtigungsbedarf: 30 Millionen Euro. SACHWERTE One Group 252 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: © AXEL MAURUSZAT

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