FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

Reiner Will , Geschäftsführer der Ratingagentur Assekurata , zur aktuellen Lage der Lebensversicherung, speziell der geförderten privaten und betrieblichen Altersvorsorge, und zu den Rahmenbe- dingungen für Alterseinkünfte in einer vergreisenden Gesellschaft. D ie gesetzliche Rente wird mit immer größerem Aufwand am Leben erhal- ten. Doch es besteht Konsens, dass ohne Zusatzvorsorge Altersarmut droht. Wie mehr Bürger dafür erreicht werden könn- ten, darüber haben eine „Fokusgruppe pri- vate Altersvorsorge“ sowie ein „Fachdialog Betriebsrente“ ausführlich beraten.Was die Lebensversicherer nun erwarten können und ob in absehbarer Zeit die Zulagenren- te modernisiert wird, berichtet Assekurata- Chef Reiner Will im Interview. Herr Will, Sie haben zum 22. Mal in Folge eine Marktstudie zu Überschussbeteili- gungen und Garantien vorgelegt.Wie ist die Lebensversicherung im vergangenen Jahr gelaufen? Reiner Will: In allen von uns betrachteten Produktgattungen haben wir für 2024 einen Anstieg der Überschussbeteiligungen festgestellt. Dies betrifft die Klassik, die Neue Klassik, Indexpolicen und auch Fondspolicen mit Garantien. Allerdings sind die Effekte überschaubar, ähnlich wie im Vorjahr. Die Ertragslage der Lebensver- sicherer hat sich verbessert, doch die erhöh- te Überschussbeteiligung trug bisher nicht dazu bei, Wachstumsimpulse zu setzen. Vergangenes Jahr trat die Branche bei den laufenden Beiträgen mit 64,3 Milliarden Euro auf der Stelle.Dem Branchenverband GDV zufolge gingen die Einmalbeiträge sogar um 13,1 Prozent auf 24,8 Milliarden Euro zurück. Berücksichtigt man die hohe Inflation in den letzten zwei Jahren, wird zudem deutlich, dass das reale Wachstum der Branche schwach ausgefallen ist. Profitieren die Kunden in der Gewinnbetei- ligung von den gestiegenen Zinsen? Ja, denn durch die Zinswende haben sich die laufenden Zinsdeklarationen weiter erhöht. In der privaten Rentenversicherung mit 0,25 Prozent Höchstrechnungszins gewähren die Lebensversicherer jetzt im Schnitt 2,46 Prozent laufende Verzinsung, nach 2,26 Prozent im Vorjahr. Allerdings bieten weiter nur 13 Teilnehmer unserer Studie noch klassische Rentenpolicen zur Zeichnung an. Die Klassik spielt im Neu- geschäft also kaum noch eine Rolle. Im Bestand dagegen gab es in der Tarifgenera- tion mit 1,25 Prozent Höchstrechnungs- zins noch ein sehr breites Marktangebot, wobei die laufende Verzinsung dieser Tarif- generation um 30 Basispunkte auf 2,42 Prozent gestiegen ist. 27 Gesellschaften haben die Verzinsung dort angehoben, neun Versicherer hielten sie konstant. Konnte die Neue Klassik 2023 punkten? Welche Perspektiven gibt es für diese Policen überhaupt? Die Zinswende am Kapitalmarkt zeigt auch bei der Neuen Klassik Wirkung. Bis auf drei haben alle Anbieter die laufende Verzinsung für 2024 zum Teil deutlich an- gehoben. Aktuell liegt sie bei durchschnitt- lich 2,58 Prozent, nach 2,19 Prozent im Vorjahr. Über alle betrachteten Tarife liegt die Gesamtverzinsung in der Neuen Klas- sik bei durchschnittlich 3,29 Prozent und damit 43 Basispunkte über dem Vorjahres- wert und 19 Basispunkte über der Klassik. ZumHintergrund: Beide Varianten haben zwar vergleichbare konventionelle Über- schusssysteme, doch Produkte der Neuen „ Lebenslange Rente bleibt Alleinstellungsmerkmal“ » Die Klassik spielt im Neugeschäft kaum noch eine Rolle. « Reiner Will, Assekurata FONDS & VERSICHERUNG Reiner Will | Assekurata 262 fondsprofessionell.de 2/2024

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