FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024
ihren Kunden ein gutes Preis-Leistungs-Ver- hältnis bieten zu können. Fondspolicen ohne Garantien bleiben aber der eigentliche Turbo für die Altersvorsor- ge, oder? Ja, weil sie völlig auf Garantien verzichten. Bekanntlich wird das Sparkapital in aktiv gemanagte Investmentfonds und börsen- notierte ETFs investiert. Viele Kunden über- lassen den Versicherern die Wahl der Ein- zelfonds und geben lediglich eine Rich- tung vor, zum Beispiel defensiv, ausgewo- gen, dynamisch oder wachstumsorientiert. Unsere Untersuchungen von Policen mit gemanagten Fonds haben ergeben, dass die Kunden in der Vergangenheit damit ver- gleichsweise gut gefahren sind. Für langfris- tig höhere Renditen müssen Anleger aber kurzfristig höhere Risiken in Kauf nehmen. Das zeigte sich etwa im schlechten Börsen- jahr 2022. Aufgrund der besseren Bedin- gungen 2023 hat sich auch die Gesamtnote bei den gemanagten Varianten wieder deutlich verbessert. Bemerkenswerte 55 Prozent der angebotenen Fondsstrukturen sind gemäß einer unserer Studien derzeit als „gut“ zu bewerten, weitere 42 Prozent schnitten „befriedigend“ ab, und lediglich drei Prozent erhielten die Fondsnote „aus- reichend“. Somit zeigt sich weiterhin eine im Marktvergleich überdurchschnittliche Entwicklung der gemanagten Fonds. Übri- gens: Nachhaltige Fonds, die rund die Hälf- te der angebotenen Fonds ausmachen, schneiden nicht schlechter ab als nicht als nachhaltig deklarierte Produkte. Die ge- nannten Zahlen beziehen sich auf Policen mit und ohne Garantien.Garantien an sich beeinflussen nicht den Fonds, nur den Umfang,mit demman an dessen Entwick- lung beteiligt ist. Warumgeht die Reformder Altersvorsorge in Deutschland insgesamt so langsam voran, wie sich das beispielsweise an der verzögerten ergänzenden Kapitaldeckung bei der gesetzlichen Rente zeigt? Das ist eine gute Frage, auf die es eine gan- ze Reihe von Antworten gibt, was auch schon den Kern des Problems verdeutlicht. Die Umsetzung von Veränderungen hängt stark von politischen Entscheidungen und Gesetzgebungsverfahren ab. Doch dabei stoßen wir auf verschiedene Ansichten und Interessen, besonders im Bereich der Alters- vorsorge. Dies betrifft allein schon den je- weiligen Stellenwert der einzelnen Bereiche im Drei-Säulen-Konzept. SPD, Grüne und die Linke setzen sich vor allem für den Ausbau der ersten Säule ein, während FDP und CDU/CSU insbesondere die Stärkung der zweiten und dritten Säule als zielfüh- rend ansehen. Diese Diskussion betrifft auch das Thema der ergänzenden Kapital- deckung. Hier favorisieren politische Ver- treter unterschiedliche Systeme. Die Nach- frage nach notwendiger privater Altersvor- sorge wird dadurch nicht vermindert. Die geförderten Produkte sollen zudem durch den Verzicht auf Beitragsgarantien den Zu- gang zum Kapitalmarkt erleichtern und so die Renditechancen erhöhen. Ein Hemm- schuh ist sicherlich auch, dass das deutsche Rentensystem eine lange Geschichte hat und im Lauf der Zeit mehrmals reformiert wurde. Historische Entscheidungen und Kompromisse beeinflussen die aktuelle Situation. Ein Beispiel ist die Riester-Rente. Sie wurde 2001 als Ausgleich für die Absenkung des Rentenniveaus von der da- maligen rot-grünen Regierung eingeführt. Vielfach wird vergessen, dass sie dazu dient, eine Lücke im Absicherungsniveau der ers- ten Säule über die dritte Säule zu schließen. Dieser Bedarf hat sich nicht verändert. Da- her sollte die Politik dafür sorgen, dass die Riester-Rente vital bleibt. Wird die Riester-Rente als verbesserte Zu- lagenrente eine Renaissance erleben? Ich hoffe es sehr. Zum Kehren bedarf es nicht immer neuer Besen, wenn die alten die Ecken schon kennen. Es ist erfreulich, » Unsere Analysen von Policen mit gemanagten Fonds zeigen, dass die Kunden damit recht gut gefahren sind. « Reiner Will, Assekurata FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT FONDS & VERSICHERUNG Reiner Will | Assekurata 264 fondsprofessionell.de 2/2024
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