FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

Frischer Wind voraus? Die Lebensversicherung zeigt sich überraschend robust. Erleben Klassik-Policen ein Comeback? Oder führt an Fonds als Renditemotor kein Weg vorbei? Eine Bestandsaufnahme. D ie deutschen Lebensversicherer blicken trotz Krisen und Kriegen auf ein or- dentliches Jahr 2023 zurück. Immerhin ver- buchten sie 92 Milliarden Euro Bruttobei- träge. Das sind zwar 5,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, doch bleiben die Ver- sicherer damit ein Eckpfeiler der Alters- versorgung. Größere Zuwächse erzielten dabei Maklerversicherer wie die Bayerische (22,8 Prozent), Dialog (2,7 Prozent) und Baloise (2,1 Prozent), aber auch Gesellschaf- ten mit starkem Ausschließlichkeitsvertrieb oder Anbindung an große Finanzvertriebe wie Swiss Life (3,8 Prozent) oder die Gene- rali (2,3 Prozent). Die Umsatzzahlen dürften mittelfristig weiter sinken, auch wenn der Versicherer- verband GDV für 2024 auf ein besseres Umfeld hofft. „Die höheren Zinsen verbes- sern die Ertragskraft der Unternehmen, die steigende Überschussbeteiligung erhöht die Attraktivität der Produkte, und die realen Einkommen dürften weiter anziehen, wäh- rend die Inflation abnimmt“, argumentiert Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Für 2024 prognostiziert der Verband Beitrags- einnahmen von 91,8 Milliarden Euro. Schon jetzt haben die schnell steigenden Zinsen die Überschussbeteiligung für Poli- cen mit Garantien attraktiver gemacht. Und auch der Höchstrechnungszins, mit dem die Versicherer kalkulieren, sollte 2025 im Neugeschäft von derzeit gesetzlich fest- gelegten 0,25 auf ein Prozent klettern. So lautete die Empfehlung der Deutschen Ak- tuarvereinigung (DAV), die das Bundes- finanzministerium (BMF) Ende April an- genommen hat. Damit steigt der Höchst- rechnungszins zum ersten Mal seit 1994. „Derzeit kann man davon ausgehen, dass auch die Renditen langfristiger Staatsanlei- hen über dem Inflationsziel der EZB von zwei Prozent verbleiben werden“, sagt DAV- Vorstandschef Maximilian Happacher. Vor dem Hintergrund aktueller Modellergeb- nisse sowie der volkswirtschaftlichen Aus- sichten sei zu erwarten, dass der vorgeschla- gene Höchstrechnungszins für Neuverträge mittelfristig stabil gehalten werden kann. Makler könnten ihren Kunden so erläu- tern, warum die Lage wieder günstiger für den Einstieg in die Lebensversicherung ist. Spuren in den Bilanzen Gleichwohl haben die auf dem Anlei- henmarkt seit Mitte 2022 von null auf über vier Prozent gestiegenen Zinsen schon erste Spuren in den Bilanzen und Über- schussdeklarationen der Lebensversicherer hinterlassen. Hoffnung auf die guten alten Zeiten macht sich breit. Das zeigt auch eine Marktstudie der Ratingagentur Asse- kurata zu „Überschussbeteiligungen und Garantien 2024“. Demnach lag die tarifli- che Garantieverzinsung für den LV-Bestand im Branchenschnitt Ende 2023 bei 2,34 Prozent. Bilanzielle Probleme sollten vom Tisch sein, da die Lebensversicherer bei der » Die steigende Überschussbeteiligung erhöht die Attraktivität der Produkte. « Jörg Asmussen, GDV Die Lebensversicherung ist und bleibt das Flaggschiff der Assekuranz. Ob die Zinswende die langjährige Flaute dieses Produktsegments zu beenden vermag, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. FONDS & VERSICHERUNG Lebensversicherung 268 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: © ALVOV | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=