FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

Neuanlage von den höheren Zinsen profi- tieren und die Zinszusatzreserve (ZZR) stark entlastend wirkt. „Durch die gestiege- nen Marktzinsen können sich die Lebens- versicherer mittlerweile über ZZR-Rück- flüsse freuen“, sagt Lars Heermann, Be- reichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. Allein für 2023 beziffert sein Haus die Rückflüsse auf rund vier Milliar- den Euro.Und der ZZR-Topf sei für die LV- Bestände mit insgesamt noch etwa 88 Mil- liarden Euro sehr gut gefüllt, so Heermann. Abbau stiller Lasten Die frei werdenden ZZR-Mittel kom- men in vollemUmfang den Kunden zugu- te. Dies geschieht jedoch nicht auf einen Schlag, sondern allmählich. „Teilweise nutzen die Versicherer die ZZR-Rückflüsse neben der Finanzierung der Altgarantien zunächst zum Abbau von stillen Lasten in ihren Kapitalanlagen“, beobachtet Heer- mann. Dann profitierten die Versicherten erst in der langen Frist von höheren Über- schussbeteiligungen durch den ZZR-Effekt. Der Experte empfiehlt Kunden daher, ge- duldig zu sein und ihre Verträge bis zum Ende durchzuhalten – ein gutes Argument auch für Makler, um Kunden bei der Stan- ge zu halten, die nun vermehrt auf kurzfris- tige Zinsangebote schielen. Fondspolicen mit Potenzial Wie die Studie zeigt, beteiligen die Le- bensversicherer ihre Kunden stärker an den Überschüssen als in den Vorjahren. Details erläutert Assekurata-Geschäftsführer Reiner Will im ausführlichen Interview ab Seite 262. So gewähren die wenigen Anbieter der klassischen privaten Rentenversiche- rung mit 0,25 Prozent Höchstrechnungs- zins im Schnitt 2,46 Prozent laufende Ver- zinsung (2023: 2,26 Prozent), in der Tarif- generation mit 1,25 Prozent Höchstrech- nungszins 2,42 Prozent. Eine Renaissance der klassischen Rentenpolice ist jedoch trotz der steigenden Renditen nicht zu erwarten. Dies liegt laut Will vor allem an der Konstruktion der Garantien. Bei der Neuen Klassik, wo weniger Garantien geboten werden, liegt die laufende Ver- zinsung mit durchschnittlich 2,58 Prozent naturgemäß etwas höher. Das größere Potenzial versprechen jedoch fondsgebundene Produkte. In der Studie hat Assekurata insgesamt 20 fonds- gebundene Rentenpolicen beleuchtet, die zugleich eine Kapitalgarantie aufweisen. Die untersuchten Tarife sind hybrid konzi- piert, das bedeutet, dass je nach Produkt- konstruktion und Marktlage das Beitrags- geld in verschiedene Anlageinstrumente fließt. Einer dieser Anlagetöpfe ist dabei stets das Sicherungsvermögen des Lebens- versicherers, das die vereinbarte Garantie absichert. „Durch die Bindung an den Deckungsstock werden dem Kunden Garantien zugesichert, während die Fonds- anlage die Chance auf eine Überrendite er- möglicht“, erklärt LV-Experte Heermann. „Je geringer die Garantie und je höher die Überschussbeteiligung, desto stärker kann der Sparer über die Fondsanlage am Kapi- talmarkt partizipieren.“ Assekurata konnte für 2024 eine positive Entwicklung der Überschüsse ausmachen. Die laufende Ver- zinsung von Fondspolicen mit Garantien liegt in der Ansparphase im Durchschnitt bei 2,34 Prozent (Vorjahr: 2,1 Prozent), in der Auszahlungsphase sogar bei 2,46 Pro- zent, was an das Niveau von klassischen Policen heranreicht. Der eigentliche Ren- dite-Turbo ist jedoch die Fondsanlage. Verschiedene Zielgruppen Fondsgebundene Produkte insgesamt machen bereits 50 Prozent des LV-Neu- geschäfts aus. Laut Assekurata-Überschuss- studie bieten insgesamt 17 Anbieter eine freie Fondsanlage mit im Schnitt 83 freien Fonds an (Vorjahr: 75). Neben der freien Fondsanlage haben 16 Tarife auch gema- nagte Strategien – im Schnitt vier Portfolios (siehe Tabelle Seite 272). „Die Versicherer sprechen damit sowohl investmentaffinere Thorsten Saal, Morgen & Morgen: „Für junge Leute ist eine fondsgebundene Rente ohne Garantie aus Renditegesichtspunkten die beste Lösung.“ Maximilian Happacher, DAV: „Der vorgeschlagene Höchstrechnungszins für Neuverträge von ein Prozent kann mittelfristig stabil gehalten werden.“ » Die Fondsanlage ermöglicht die Chance auf eine Überrendite. « Lars Heermann, Assekurata fondsprofessionell.de 2/2024 269 FOTO: © MORGEN & MORGEN, DEUTSCHE AKTUARVEREINIGUNG

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