FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

genüber dem Vorjahr. Doch die Kosten kletterten um mehr als vier Prozent – und die Gewinne gaben um acht Prozent nach. Die BCG-Autoren diagnostizieren, dass seit 2006 fast 90 Prozent des Wachstums der Branche der Marktentwicklung entsprun- gen sind. Angesichts der gestiegenen Leit- zinsen, mit denen die Zentralbanken die Inflation eindämmen wollen, sei nicht mit einer raschen Rückkehr in das förderliche Umfeld der Niedrigzinsen zu rechnen. Neuauflagen fallen durch Zudem verschiebe sich der Markt. „Das Kundenverhalten verändert sich, teure Einzelfonds sind immer weniger gefragt“, erläutert Johannes Burkhardt, BCG-Partner und Co-Autor der Studie. „Vielmehr su- chen Privatanleger nach Allokationspro- dukten, die mit günstigen ETFs unterfüt- tert sind.“Diese Wende zu börsengehandel- ten Indexfonds forciert den Druck auf die Einnahmen.Neben der Wende zu passiven Produkten sei zuletzt eine Verschiebung zwischen den Anlageklassen spürbar gewe- sen, ergänzt McKinsey-Mann Nolzen. „Die Mittel flossen unterm Strich in Anleihen- und Geldmarktfonds – also eher in Klassen mit niedrigeren Margen“, berichtet der Consultant. Die BCG-Autoren beobachten ein wei- teres Phänomen: Immer weniger Fonds erreichen ein Alter von zehn Jahren oder mehr. Knackten im Jahr 2015 noch 42 Pro- zent und 2010 sogar 60 Prozent der Fonds die Marke von zehn Jahren, waren es 2023 nur 37 Prozent der neu aufgelegten Fonds. „Die Bemühungen der Asset Manager, neue Produkte zu entwickeln, mit denen sie sich von ihren Konkurrenten abheben könnten, sind weitgehend gescheitert“, zieht Burkhardt als Fazit. Damit geht das Kalkül der Asset Manager, mit der Auflage neuer Fonds frisches Anlegergeld zu ködern, nicht mehr auf. Große Kluft entstanden Innerhalb der Branche entstand oben- drein eine Kluft, die zunimmt. „Der Ge- winneinbruch der Branche ist insgesamt signifikant“, sagt McKinsey-Partner Zahn. Doch es gebe erhebliche Unterschiede zwi- schen den Anbietern. „Die erfolgreichsten Akteure sind in der Lage, etwa mit Blick auf ihre Gewinn-und-Verlust-Rechnung nach wie vor gute Ergebnisse vorzuweisen und deutlich besser abzuschneiden als an- dere.“Ein Grund dafür: Einige Asset Mana- ger hätten kaum den Fokus auf ihre Pro- duktionskosten gelegt. „Die Preise wurden mit Blick auf die Zahlungsbereitschaft der Kunden und das Wettbewerbsumfeld ge- setzt, aber weniger mit Blick auf die eige- nen Produktionskosten“, sagt Branchenken- » Asset Manager müssen einen stärker industriel- len Ansatz wählen. Autobauer wissen, was sie der Lack auf einem Rückspiegel kostet. « Christian Zahn, McKinsey Plateau erreicht Globale Asset-Management-Branche Das weltweit verwaltete Vermögen der Fondsbranche ging 2022 zwar deutlich zurück, erklomm 2023 aber schon wieder ein Rekordniveau. Quelle:BCG 0 20 40 60 80 100 120 2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 Verwaltetes Vermögen in Billionen US-Dollar Die Top Ten übernehmen Verteilung der weltweiten Nettomittelzuflüsse in Publikumsfonds Die größten Fondshäuser ziehen immer mehr Geld an – vor allem im passiven, zunehmend aber auch im aktiven Feld. Quelle:BCG 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Aktiv Passiv Aktiv Passiv Top-10-Häuser Übrige Anbieter 2010 2023 fondsprofessionell.de 2/2024 355 FOTO: © LEA MEIENBERG | MCKINSEY

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