FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024
Gesteuerte Ströme Die Provisionsabrechnung erfolgt häufig mithilfe altmodischer Software – und kann dauern. Ein Schweizer Haus verspricht Abhilfe. Doch die Strukturen rund um die Vergütung sind komplex. K ein Mensch möchte lang auf sein Geld warten: Arbeitnehmer wollen zügig ihr Gehalt auf dem Konto sehen, Unternehmen möchten Rechnungen rasch beglichen wissen. Und natürlich wollen Fi- nanzanlagenvermittler ihre Einnahmen aus Bestandsprovisionen zeitig gutgeschrieben bekommen. Doch die Abrechnung durch die Fondsanbieter kann sich mitunter hin- ziehen. Dafür gibt es mehrere Gründe. So hemmt die bruchstückhafte Digitali- sierung der Branche den Prozess. „Viele Häuser nutzen noch ein Flickwerk an Systemen“, sagt Christian Zahn, Partner bei der Unternehmensberatung McKinsey. „Nur wenige haben ihre Abläufe von An- fang bis Ende digitalisiert und automati- siert.“ Ähnliches berichtet Steffen Ahlers von der Fondsdaten- und Technologiefirma FE Fundinfo mit Sitz in Zürich. „Die Asset Manager nutzen teilweise noch Systeme, die sie selbst einmal vor Jahren zusammen- gebastelt haben, um Bestandsprovisionen zu berechnen“, sagt Ahlers. „Andere ver- wenden bis heute noch Excel – vielleicht mit Macros –, um die Provisionen zu be- rechnen.“ Excel-Dateien würden vielleicht noch funktionieren, wenn die Komplexität bei der Abrechnung nicht so groß sei. „Doch sobald die Strukturen komplizierter werden, lassen sich die Daten nicht mehr gut und zügig verarbeiten.“ Dieser Umstand führt dazu, dass sich die Kalkulation von Provisionen zum Teil Monate über das Ende des Abrechnungs- zeitraums hinaus hinziehen kann. Eine Bes- serung scheint nicht in Sicht. „Angesichts der Debatte um die Bestandsprovision hat kaum ein Asset Manager wirklich Geld in die Hand genommen, um in neue Syste- me zu investieren und das Ganze anständig aufzusetzen“, meint Ahlers. Sein Haus preist nun einen Ausweg an. Die Schweizer Gesellschaft hat eine Soft- ware entwickelt, mit deren Hilfe sich das Abrechnungsverfahren weitgehend elek- tronisch abwickeln lässt. „Wir erfinden das Rad gewiss nicht neu“, betont Ahlers. „Aber wir denken, dass wir die Asset Ma- nager bei der Digitalisierung unterstützen können.“ Mit einer besseren Technologie ließen sich die vielen manuellen Arbeits- abläufe und der bisher nicht standardisier- te Datenaustausch automatisieren. Die Abwicklung erfolge somit einfacher und rascher. Die Zürcher nennen zehn Tage als Ziel für die Erstellung einer kompletten Provisionsabrechnung. Vereinfachte Verträge Daneben bieten die Schweizer an, „Know Your Customer“-Verfahren im Zuge der Geldwäscheprävention sowie das Vertragsmanagement zu übernehmen. „Vie- le Asset Manager haben über die Jahre Beziehungen zu ihren Vertriebskanälen auf- gebaut“, erläutert Ahlers. Die Verträge seien zum Teil schon entsprechend alt und müssten eigentlich an den aktuellen Stand » Viele Häuser nutzen noch ein Flickwerk an Systemen. « Christian Zahn, McKinsey Schleuse am Kaledonischen Kanal in Schottland: Im Fondsvertrieb werden die Vergütungen über die Verkaufs- kanäle verteilt. Doch mitunter geraten die Geldflüsse ins Stocken. VERTRIEB & PRAXIS Bestandsprovisionen 378 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: © SUSANNE2688 | STOCK.ADOBE.COM
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