FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

Volker Leisten , Vorstandschef der Volksbank Erft , über Banking im ländlichen Raum, mögliche Fusionen mit anderen Instituten, die sprichwörtliche Nähe zum Kunden – und den Wiederaufbau seiner nach einem Geldautomatenüberfall zerstörten Hauptstelle. D ie Volksbank Erft ist im rheinischen Braunkohlerevier beheimatet. Na- mensgeber ist die Erft, ein rund 100 Kilo- meter langer Nebenfluss des Rheins. Die Zentrale der Bank in Elsdorf liegt direkt an der Abbruchkante des Tagebaus Hambach. Von Weitem sieht man die Schaufelräder der riesigen Braunkohlebagger, die nach demWillen der Landesregierung bald zum Stillstand kommen sollen. Herr Leisten, das Geschäftsgebiet der Volksbank Erft wird durch die Großstädte Köln und Düsseldorf flankiert. In Köln sind beispielsweise die beiden großen Spar- kassen sowie die Volksbank Köln Bonn sehr präsent.Wie findet man da alsmittel- große Volksbank eine Nische? Volker Leisten: Als regional verankerte Bank im ländlichen Raum besitzen wir ein gutes Standing in der Region. Unser Hauptmit- bewerber ist tatsächlich die Kreissparkasse Köln, mit der wir aber beispielsweise im SB-Bereich auch kooperieren. Mit den benachbarten Volks- und Raiffeisenbanken verstehen wir uns gut. Es herrscht das Regionalprinzip, und wir überschneiden uns kaum im Geschäftsgebiet oder Kun- denstamm. Wir haben hier eine sehr gesunde Basis. Es gab Zeiten, in denen es in anderen Gebieten eine gewisse Land- flucht gab, dies ist hier im Dreieck Köln- Düsseldorf-Aachen nicht so.Wir leben qua- si – demografisch gesehen – auf einer Insel der Glückseligen. Der Strukturwandel im rheinischen Braunkohlerevier wird stark durch die Politik gefördert, und die Region wächst.Wir profitieren dabei auch von der Nähe zu den benachbarten Großstädten. Die Grundstückspreise in Orten mit S- Bahn-Anschluss nach Köln oder Düsseldorf sind gefühlt doppelt so hoch wie in Gemeinden ohne Bahnanschluss. Den typischen Volksbankkunden stellt man sich etwas älter vor.Wie sieht Ihre Kunden- struktur aus? Unsere Kundinnen und Kunden sind tat- sächlich etwas älter als der Bevölkerungs- durchschnitt. Dies ist bei anderen Genos- senschaftsbanken und auch den Sparkassen ähnlich. Früher gab es im ländlichen Raum fast ausschließlich diese beiden Insti- tute. Heute haben die Jüngeren eine ganz andere Ausrichtung, es gibt beispielsweise Trade Republic oder N26. Die sind ganz anders unterwegs, das ist eine echte Heraus- forderung für unser Geschäftsmodell. Für die Jüngeren bieten wir den digitalen Anlageassistenten „Mein Invest“ und das kostenfreie Wertpapierdepot „Mein Depot“ an. Auch der genossenschaftliche IT-Dienst- leister Atruvia bietet sehr viel in dieser Richtung an. Die Einführung unserer Banking-App verzögerte sich zwar etwas, da waren die Sparkassen schneller. Aber jetzt ist die App mit allen Funktionen da und sie gehört mittlerweile zu den Top-Ban- king-Apps für das Smartphone. Zudem sind wir auch in den Sozialen Medien unterwegs, beispielsweise auf Instagram. Mit einer Bilanzsumme von rund zwei Mil- liarden Euro steht dieVolksbank Erft derzeit auf Rang 158 der knapp 700 Banken um- fassenden Liste der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Wollen Sie eigenständig „Nehmt das Geld, aber bitte lasst die Sprengungen !“ » Nähe ist imWesent- lichen eine Frage der Kultur und nicht der Größenordnung. « Volker Leisten, Volksbank Erft BANK & FONDS Volker Leisten | Volksbank Erft 384 fondsprofessionell.de 2/2024

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