FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

bleiben? Oder kamen andere Institute be- reits mit Fusionswünschen auf Sie zu? Es ist immer ein Unterschied, ob wir über Zusammenschlüsse im ländlichen oder eher im städtischen Umfeld sprechen. 2017 fusionierte unser Haus mit der Raiffeisen- bank Grevenbroich. Aktuell steht für unser Haus nichts Konkretes an. Im gesamten Rhein-Erft-Kreis gibt es derzeit drei regional tätige Volks- und Raiffeisenbanken. Eine Fusion ist immer eine gewisse Herausfor- derung, keine Frage. Man muss die Men- schen und das Geschäft zusammenbrin- gen. Ein positiver Effekt ist, dass durch eine Fusion Kreditkunden begleitet werden können, die gewachsen sind und die in einer anderen Größenklasse nicht mehr betreut werden können. Mit Fusionen begegnet man auch dem Fachkräfteman- gel, es werden beispielsweise nicht mehr zwei, sondern nur noch ein Rechnungs- wesen oder Controlling benötigt. Der Trend zu Zusammenschlüssen geht weiter – in Westfalen entstehen derzeit sehr große Institute mit mehr als zehn Milliarden Euro Bilanzsumme. Kann bei so großen Bilanzsummen die sprichwörtliche Nähe zum Kunden noch gewährleistet werden? Ich spreche hier nur für unser Haus: Für unsere Größenordnung können wir das gewährleisten. Die Teams am Markt blei- ben ja vor Ort. Nähe ist im Wesentlichen eine Frage der Kultur und nicht der Grö- ßenordnung. Gehört es für mich als Bank dazu, da, wo ich tätig bin, auch am öffent- lichen Leben teilzunehmen? Das gehört zu unserem Konzept. Es ist eine Mindset- Sache. Ich habe bereits zweimal eine Fu- sion begleitet.Man sollte eine Fusion nicht zum Selbstzweck machen. Zweifelsfrei kann man durch Fusionen Synergien heben, insbesondere auch im Bereich der Regulierung, die teilweise – auch durch die EU getrieben – überbordet. Sie haben das Thema Fachkräftemangel angesprochen. Wie sieht es da in Ihrem Hause konkret aus? Ich spreche nicht nur von einem Fachkräf- te-, sondern sogar von einem Arbeitskräf- temangel. Dieser kommt aufgrund der demografischen Entwicklung auch nicht überraschend.Wir versuchen, unsere Bank als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Un- sere Mitarbeiter können jederzeit Vorschlä- ge für Benefits einreichen. Ein Projektteam unterzieht den Vorschlag einer Machbar- keitsstudie, und der Vorstand trifft im An- schluss die Entscheidung über eine Auf- nahme in den Leistungskatalog für Mitar- beiter der Volksbank Erft. Aktuell läuft ein Pilotprojekt mit Hunden im Büro. Zudem gehört auch eine angemessene Fehlerkultur dazu. Also nicht direkt „Kopf ab“, wenn mal ein Fehler passiert. Auch die Arbeits- zeit wollen wir flexibler gestalten. Die 39 Wochenstunden können so verteilt wer- den, dass Mitarbeiter sich auch freizeit- mäßig verwirklichen können. Das zweite Thema betrifft die Digitalisierung und die Technisierung.Dies bedeutet nicht automa- tisch einen Arbeitsplatzabbau. Das war vielleicht früher so, aber heute ist es ganz anders. Heute dient die Technik dazu, um die Lücke zu verringern, die durch die fehlenden Arbeitskräfte entstanden ist und die noch viel größer wird. Dies muss man » Wir leben quasi auf einer Insel der Glückseligen. « Volker Leisten, Volksbank Erft FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT fondsprofessionell.de 2/2024 385

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