FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

jahr seit Bestehen der Bank.Wir haben viel Geld in Geldmarktfonds von Union Invest- ment und kurzlaufende Anleihen der DZ Bank vermittelt. Zudem stieg der Absatz von Zertifikaten von 23 auf 41 Millionen Euro. Wir sind aber bestrebt, die Einlagen wieder zurück in die Bilanz zu holen. Da- bei helfen uns unsere durchaus marktge- rechten Sparbrief- und Kündigungsgeldkon- ditionen. In einigen Gebieten mussten die Institute im Passivbereich die Zinsen nicht so sehr anziehen. Bei uns sah es aufgrund der Wettbewerberstruktur anders aus. Wechseln wir zu einem nicht so schönen Thema. Auch in Ihrer Bank sind Geldauto- maten gesprengt worden. 2022 betraf es beispielsweise die Hauptgeschäftsstelle in Elsdorf, wo wir uns heute treffen.Wie wirk- te sich der Anschlag aus, und welche Kon- sequenzen haben Sie daraus gezogen? Die erste Sprengung, die unsere Bank betraf, war 2015 in der Filiale Neu-Botten- broich, das war ein einzelnes Ereignis. 2022 gab es insgesamt sechs Sprengungen, unterm Strich mit geringer oder gar keiner Beute für die Täter. Im vergangenen Jahr hatten wir eine Sprengung und einen Ver- such. Unsere Hauptstelle hier in Elsdorf war nach der Explosion über ein Jahr ge- schlossen. In den oberen Büros konnten wir zum Glück weiterarbeiten, auch die Kundinnen und Kunden kamen an ihre Schließfächer. Wir konnten Gott sei Dank mit dem Filialbetrieb auf benachbarte Zweigstellen, die wir eigentlich bereits in SB-Standorte gewandelt hatten, ausweichen. Die Sprengungen sind extrem ärgerlich. Wirtschaftlich gesehen müssten wir eigent- lich mal eine Tüte mit 30.000 Euro an die Tür hängen mit einem Schild mit der Auf- schrift: „Nehmt das Geld, aber bitte lasst die Sprengungen!“ Wir gehen dazu über, Geldautomaten mit einer Betonschutzhülle aufzustellen. Derzeit sind drei davon im Einsatz, der Anschaffungspreis pro Stück liegt im knapp sechsstelligen Bereich. Wo- bei es gar nicht so sehr um die Kosten geht, vielmehr möchten wir der Bevölkerung sig- nalisieren, dass wir etwas tun. In der Regel stehen die neuen Automaten auf einem Parkplatz, das dient auch dem Schutz des Umfelds. Zwar können auch die Beton- bunker gesprengt werden, aber der Explo- sionsdruck entlädt sich auf einem kleineren Raum. Es gibt keine größeren Schäden mehr im Umfeld der Sprengung. Fühlen Sie sich beim Thema Sprengungen von der Politik im Stich gelassen? Ganz und gar nicht. Die Landespolitik un- ternimmt da einiges. Zudem gibt es bei- spielsweise in Mechernich in der Eifel eine Stelle, die Daten von landesweit verfügba- ren Seismografen bei Erschütterungen auf- zeichnet.Die Seismografen sollen eigentlich vor Erdbeben warnen, sie sind täglich 24 Stunden im Einsatz. Geldautomatenspren- gungen geben ein ganz spezifisches Bild ab und werden registriert. Diesen Hinweis lei- tet die Leitwarte direkt an die niederländi- sche Polizei weiter. Die kann dann ganz ge- nau eingrenzen, an welcher Stelle die Täter über die Grenze kommen.Da soll es bereits einige Fahndungserfolge gegeben haben. Vielen Dank für das Gespräch. MARCUS HIPPLER FP KURZ-VITA: Volker Leisten Volker Leisten, Jahrgang 1965, studierte Betriebswirt- schaftslehre an der Universität zu Köln. Dort legte er sowohl das Steuerberater- als auch das Wirtschaftsprüferexamen ab. Seine Karriere begann er beim Genossenschaftsverband Rheinland. 2004 wechselte Leisten zur Raiffeisenbank von 1895 Kerpen. 2006 wurde er dort zum Vorstandsvorsitzenden berufen. 2011 erfolgte die Fusion zur Volksbank Erft, deren Vorstandschef er seitdem ist. » Mit Fusionen begegnet man auch dem Fachkräftemangel. « Volker Leisten, Volksbank Erft Neue Geldautomaten errichtet die Bank nach zahl- reichen Sprengungen meist außerhalb der Filialen. FOTOS: © CORNELIS GOLLHARDT BANK & FONDS Volker Leisten | Volksbank Erft 388 fondsprofessionell.de 2/2024

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