FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2024

zahlen wird. Und mit dem Sprachmodell Llama stellt Meta inzwischen das führende Open-Source-Modell zur Anwendung künstlicher Intelligenz. Heuser: Solcherlei Weitsicht bescheinigen andere auch Elon Musk, weil er die The- men Robotics, Energie und Elektrofahrzeu- ge als notwendige Gesamtheit auf- und ausbaut. Das teilen Sie offenbar nicht. Beckers: Der Gedanke einer Integration in dem von Ihnen genannten Dreiklang ist wahrscheinlich nicht einmal von der Hand zu weisen. Aus diesem Grund ist Tesla nach wie vor ein spannendes und gutes Unternehmen. Wir waren im laufenden Jahr selbst ganz kurz investiert, haben uns dann aber wieder von der Aktie getrennt. Uns gefällt vor allem nicht, dass Elon Musk sich immer wieder stark verzettelt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Man kann nicht sieben verschiedene Unterneh- men gleichzeitig nebeneinander aufbauen. Zudem sieht er sich einer zunehmend star- ken Konkurrenz aus China gegenüber, was Elektrofahrzeuge und Batterien angeht. Und bei selbstfahrenden Autos dürfte Tesla zwar – gemeinsam mit Waymo – am wei- testen sein, aber es ist unklar, wann und in welcher Höhe sich dies stark auf den Absatz auswirkt. Heuser: Im Zusammenhang mit Ihrem Fonds steckt vielen noch das 2022er-Minus von 52 Prozent in den Knochen. Müssen Anleger auch künftig mit einer enorm hohen Volatilität leben? Beckers: Eine auch für uns überaus uner- freuliche Entwicklung wie im Jahr 2022 trägt dazu bei, sehr viele Dinge zu hinter- fragen und möglichst zu verbessern. Des- halb will ich nichts beschönigen, aber es kamen in dieser Zeit viele unterschiedliche negative Ereignisse zusammen. Auf der Makroebene waren es in erster Linie der enorme Anstieg der Zinsen in Rekordzeit sowie die Auswirkungen des nach wie vor anhaltenden Ukrainekriegs. Auf Einzelwert- ebene war es unsere große Position in der russischen Tinkoff Bank, die uns allein einen Wertrückgang um neun Prozent eingebracht hat. Aus heutiger Sicht kann ich aber schon sagen, dass wir unseren Investmentprozess noch einmal deutlich verbessert haben. Glow: Was genau haben Sie verändert? Beckers: Das betrifft vor allem die Berück- sichtigung von makroökonomischen Fak- toren im Allgemeinen und deren mögli- che Auswirkungen auf einzelne Geschäfts- modelle.Dies hatte in unserem Investment- prozess bis Ende 2022 einen zu geringen Stellenwert. Die Makroebene und die Einbeziehung entsprechender Faktoren in unsere Anlageentscheidungen spielen inzwischen eine sehr viel größere Rolle in unserem Investmentprozess und den zwei- mal wöchentlich stattfindenden Meetings unseres Investmentkomitees. Wir haben zudem etwas eingeführt, das wir „Devil’s Advocate Session“nennen und regelmäßig zu allen größeren Positionen im Fonds stattfindet. Heuser: Was steckt dahinter? Beckers: Um blinde Flecken und Gruppen- denken in unserem Prozess möglichst zu vermeiden, versuchen wir die unterschied- lichsten Perspektiven und Standpunkte in unserer Entscheidungsfindung zu berück- sichtigen. Dabei nehmen ein Haupt- und ein Co-Challenger die Rolle eines Advo- catus Diaboli gegenüber einem unserer Lead-Analysten ein, um bewusst einen gegenteiligen Standpunkt in Bezug auf ein Unternehmen zu vertreten, damit keine wichtigen Informationen übersehen oder andere Optionen nicht in Betracht gezo- gen werden. Das alles wird nichts daran ändern, dass mit Investments in Techno- logie auch künftig eine ausgeprägte Volati- lität einhergehen wird. Sie wird aber bei uns nicht mehr so hoch ausfallen, wie das » Mit Investments in Technologie wird auch künftig eine ausgeprägte Volatilität einhergehen. « Jan Beckers, BIT Capital MARKT & STRATEGIE Fondsmanager in Kreuzverhör | Jan Beckers | BIT Capital 80 fondsprofessionell.de 2/2024 FOTO: © TIM FLAVOR KREUZ VERHÖR

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=