FONDS professionell Deutschland, Sachwerte Spezial 2024

dern – ein „preisstützender Faktor“ gewe- sen seien. 2023 hatten Zentralbanken laut Angaben des World Gold Council 1.037 Tonnen Gold gekauft, nach 1.082 Tonnen 2022. Was ist also los am Goldmarkt? Fritsch beobachtet seit Mitte März eine beträchtliche Zunahme der spekulativen Netto-Long-Positionen: „Wir sehen Anzei- chen einer Überhitzung am Goldmarkt.“ Der Geschäftsführer der Degussa Gold- handel, Christian Rauch, hält „einen Gold- preis von bis zu 2.500 Euro für eine ver- nünftige Prognose“. Er rechnet zwar zwi- schendurch auch mit einer Korrektur, ist jedoch langfristig sehr positiv gestimmt für physisches Gold: „Ich sehe die Goldpreis- rallye der letztenMonate weniger als Sprint, sondern als Marathon, der nicht endet.“ Schließlich sei der Goldpreis seit der Euro- Einführung als Bargeld 2002 um durch- schnittlich 8,5 Prozent pro Jahr gestiegen. Nachfrageboom „Wir haben selten ein so großes Interesse an der Assetklasse Gold gesehen“, sagt Rauch. Es gehe stets um die Frage, wie man sein Vermögen sicher in die nächste Generation bringt. Er empfiehlt – nicht ganz uneigennützig – einen Edelmetall- anteil von zehn bis 20 Prozent amGesamt- portfolio – davon sollten 80 bis 90 Prozent physisches Gold sein, regelmäßig in klei- nen Tranchen ab einer Feinunze gekauft. Den Grund für die jüngste Hausse sieht Rauch darin, dass die Marktteilnehmer an- gesichts der Inflation und der geopoliti- schen Situation die Vorteile der Assetklasse noch deutlicher erkennen: „Bei physi- schem Gold besteht kein Gegenpartei- risiko.“Eine Währung hänge von der emit- tierenden Notenbank ab, eine Aktie vom jeweiligen Unternehmen. Zudem sei In- vestmentgold immer und weltweit liqui- dierbar. Und die Angebotsmenge ändere sich kaum – anders als bei Edelmetallen wie Silber, Platin und Palladium: „Dort schwankt der Preis viel stärker, weil die Nachfrage getrieben von der Industrie ist.“ Kleiner Bruder Silber gilt als kleiner Bruder des Goldes. Rund die Hälfte der Nachfrage kommt aus der Industrie: Es wird unter anderem in der Solarindustrie und der Elektromobilität eingesetzt. Worin unterscheiden sich die Entwicklung des Gold- und des Silber- preises? „Gold erreichte neue Rekordstände, Silber ist lediglich nahe seines Dreijahres- hochs“, sagt Edelmetallhändler Alexander Zumpfe von Heraeus. Auch wenn die Aufwärtsbewegung des Silberpreises zuletzt an Dynamik gewon- nen hat, so Zumpfe, hinke das Metall sei- nem „großen Bruder“hinterher. Ein Grund seien die unterschiedlichen Preistreiber: „Hinter den momentanen Goldkäufen ste- hen hauptsächlich Zinssenkungsfantasien, Zentralbankkäufe, geopolitische Unsicher- heiten und die daraus resultierende bul- lishe Charttechnik. Silber wird derzeit hin- gegen von industrieller Anfrage getrieben, welche weit weniger impulsiv ausfällt.“Hin- zu komme, dass der starken Nachfrage aus der Solarindustrie physische Verkäufe von Investoren gegenüberstünden. Unterbewertet Das Gold-Silber-Verhältnis gibt an, wie viele Unzen Silber nötig sind, um eine Unze Gold zu kaufen. „Die durchschnitt- liche Gold-Silber-Ratio liegt historisch bei etwa 60, doch zuletzt befand sie sich bei einem Wert von 85“, erläutert Benjamin Summa vom Edelmetallhändler Pro Au- rum aus München. Die weiterhin beste- hende Diskrepanz zum historischen Mittel- wert signalisiere, dass Silber im Vergleich zu Gold weiterhin unterbewertet sein könnte. Bei der Bewertung des Verhältnis- ses sei jedoch zu berücksichtigen, dass Sil- ber im Gegensatz zu Gold keine nennens- werte Rolle in den Währungsreserven der Notenbanken spielt, weniger Aufmerk- samkeit institutioneller Investoren auf sich zieht und der Silbermarkt deutlich kleiner ist als jener für Gold. » Wir sehen Anzeichen einer Überhitzung am Goldmarkt. « Carsten Fritsch Commerzbank Platin mit Potenzial Edelmetallpreise in US-Dollar pro Feinunze Quelle:CommerzbankResearch |Stand:15.April 2024 Aktueller Preis Spotmarkt Gleitender Durchschnitt 200 Tage Schätzung bis … Ende 2024 Ende 2025 Gold 2 350,00 2 010,45 2 200 2 200 Silber 28,6 23,62 29 31 Platin 970 921,45 1 100 1250 Palladium 1 035,00 1 102,57 1 100 1250 fondsprofessionell.de 2/2024 55 FOTO: © NIKITA KULIKOV

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