SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2023

Renditebetrachtung geht es um den Ver- gleich: Wer rechnet wie unter welchen Bedingungen? Es ist besser, eine Erwartung zu übertreffen, als viel zu versprechen und hinterher sagen zu müssen: „Tut mir leid, es kommt weniger heraus.“ Endlweber: Der Vertrieb ist der Erste, der sagt, die ehrlichen drei Prozent verkaufe ich nicht, ich nehme lieber die vier. Singer: Aber Herr Endlweber, von wel- chem Vertrieb reden Sie denn? Wer heute noch im Geschäft ist und immer noch Kunden hat, die ihm vertrauen, um in langfristige Anlagen zu investieren, der hat in den letzten Jahren wohl etwas richtig gemacht. Endlweber: Wie stehen Sie denn zu einem möglichen Provisionsverbot? Singer: Seit Jahren hören wir, dass die Pro- vision schädlich für den Kunden ist. Ja, wo denn? Also mir ist das ein bisschen zu einfach. Ich glaube das nicht. Und ich blei- be dabei: Die Kunst ist immer, ein gut gemachtes Produkt von einem guten Asset Manager an den richtigen Kunden zu brin- gen, der ein gewisses liquides Vermögen hat.Und das Problem kann ich nicht lösen, indem ich die Mindestzeichnungssumme herabsetze oder einen Ansparplan mache. Welther: ImKern geht es bei der Diskussion über das Provisionsverbot umdie Frage, ob die Provision nicht ein Einfallstor für Inter- essen ist, die einer guten Beratung ent- gegenstehen. Wenn es zwei gleich gute Produkte gibt, dann ist es doch nahelie- gend, dass das Produkt mit der höheren Provision vermittelt wird. Singer: Wer sagt denn, dass jemand, der Honorarberatung anbietet, tatsächlich ein besserer Berater ist oder seinen Kunden besser kennt als jemand, der sich über die Provision refinanziert? Das kommt mir in der ganzen Diskussion viel zu kurz. Und wir haben Länder wie die Niederlande oder Großbritannien, wo de facto das Angebot für Privatkunden mit einem nied- rigen Vermögen zurückgeht, weil es keine Provisionsberatung mehr gibt. Wenn wir darüber reden, braucht es trennscharfe Kriterien. Wie schaut eine Honorarbera- tung in Ergänzung zur Provisionsberatung aus? Verlangt man einen Stundensatz oder einen Prozentsatz in Abhängigkeit des rele- vanten Vermögens? Welther: Wir sehen, dass das Thema emo- tional nicht zu lösen ist. Dem ist eigentlich nur juristisch beizukommen … Bernau: Wir haben festgestellt, dass viele Häuser in der Präsenzberatung davon Ab- stand nehmen, eine echte Anlageberatung zu machen,weil es rechtlich zu kompliziert ist. Das ist eigentlich eine Umkehr dessen, was gewollt ist. Im Onlinevertrieb ist es noch komplizierter, die Beratung rechtlich sauber zu strukturieren. Endlweber: Und wie bewerten Sie die Verpflichtung, die Anleger nach ihren Nach- haltigkeitspräferenzen zu fragen? Bernau: Auch dieses Thema ist komplex. Eigentlich ist jetzt zwingend vorgesehen, dass der Berater die Kundenwünsche in Bezug auf die Nachhaltigkeit abfragen muss. Viele Kunden geben aber an, dass sie das gar nicht wollen. Hinzu kommt die komplizierte Frage, was eigentlich unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist. Die Her- ausforderung besteht darin, mit den kom- plexen Vorschriften richtig umzugehen. Es kommt immer auch darauf an zu vermit- teln, wie sich die Regulatorik wirklich aus- wirkt und was der Kunde will. Darin ist die Politik bis jetzt nicht so richtig gut gewesen, wie man auch am ELTIF sieht, der bis jetzt ein Rohrkrepierer ist. Böcher: Welcher Kunde sagt „Nein“ zu nachhaltigen Kapitalanlagen? Keiner. Aber » Das Zinsniveau ist im Moment die Herausforderung schlechthin. « Sven Mückenheim Dr. Peters Sven Mückenheim ist Vertriebsgeschäftsführer bei Dr. Peters. Das Dortmunder Emissionshaus legt seine Schwerpunkte auf die Assetklassen Immobilien, Flugzeuge und neuerdings auch erneuerbare Energien. FOTO: © NIKOLA HAUBNER SACHWERTE Roundtable 20 fondsprofessionell.de 2/2023 SPEZIAL

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