SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2023

Rettung per Indexmiete Die hohen Zinsen belasten auch die offenen Immobilienfonds. Doch die Manager der großen Anbieter geben sich relativ entspannt – manche wittern in der Krise sogar die Chance auf Schnäppchen. S onja Knorr, Leiterin alternative Invest- ments bei der Berliner Ratingagentur Scope, hat keine guten Nachrichten für Anleger offener Immobilienfonds. Die gol- denen Jahre mit stetig steigenden Immobi- lienpreisen seien vorbei. „Sinkende Gebäu- dewerte dürften die Fondsrenditen künftig belasten“, sagt die Analystin. Es pfeift gerade ein rauer Wind umBüro- türme, Logistikzentren, Hotels und Miet- wohnungen. Er könnte zu einem tosenden Sturm werden. Zur Bekämpfung der ho- hen Inflation heben die Notenbanken die Leitzinsen immer weiter an. Das verteuert Finanzierungen, zwingt Unternehmen zum Sparen und lässt sie weniger Flächen anmieten. Börsianer stoßen deshalb seit Monaten Immobilienaktien ab. Der Kurs der Bochumer Vonovia, mit mehr als 565.000 Einheiten in Deutschland, Öster- reich und Schweden Europas größter Woh- nungskonzern, stand 2022 zeitweise noch über 50 Euro. Anfang Mai dieses Jahres notierten die Aktien dann unter 20 Euro. Härtefall USA Besonders prekär scheint die Lage am Büromarkt in den USA. Die Federal Re- serve Bank hat den Leitzins so schnell er- höht wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr – und damit Unternehmen zum Sparkurs gezwungen. „Das Vermietungsvolumen fiel im vierten Quartal 2022 um 10,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf lan- desweit nur noch 3,78 Millionen Quadrat- meter“, sagt Jacob Rowden, Research Mana- ger US Office Markets bei der Beratungs- gesellschaft JLL. Die Leerstandsquote, die bereits zuvor im zweistelligen Prozentbe- reich notierte, sei 2022 deutlich gestiegen. „Zu Jahresbeginn betrug sie 19,6 Prozent“, sagt Rowden. Spiegelbildlich seien die Marktwerte von US-Bürotürmen um bis zu 15 Prozent gesunken, ergänzt Darin Mellott, Head of Capital Markets Global bei der Beratungs- gesellschaft CBRE. In den kommenden Monaten dürfte es „um weitere fünf bis sieben Prozent“ nach unten gehen. Wertberichtigungen Mit Wertberichtigungen rechnen in den kommenden Monaten auch die Manager der deutschen offenen Immobilien-Publi- kumsfonds – allerdings nur bei einigen Objekten in ihren Beständen. „Da die Port- folios unserer offenen Immobilienfonds konservativ ausgerichtet sind, erwarten wir nur in Einzelfällen Abwertungsbedarf und rechnen im Ergebnis mit einer stabilen Wertentwicklung“, sagt Esteban de Lope Fend, Geschäftsführer der Deka Immobi- lien, der Fondsschmiede der Sparkassen. „Wir haben stets auf eine konservative Be- wertungspraxis geachtet und gehen daher nicht von signifikanten Wertberichtigun- Dunkle Wolken über London: Die Preise am Markt für Gewerbeimmobilien drohen abzurutschen. Die Branche kämpft mit den Folgen der Zinswende – die Finanzierung ist oft viermal so teuer als noch Anfang vergangenen Jahres. SACHWERTE Offene Immobilienfonds 30 fondsprofessionell.de 2/2023 SPEZIAL FOTO: © INGUSK | STOCK.ADOBE.COM

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