SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2023

Frisch renoviert Der European Long-Term Investment Fund (ELTIF) ist lahm gestartet, doch jetzt zieht der Markt an. Das liegt vor allem an der überarbeiteten ELTIF-Verordnung, die seit April in Kraft ist. O b es die hippe Stadtwohnung ist oder das Häuschen imGrünen: Wenn Jah- re nach dem Einzug die Wandfarbe nicht mehr passt und die einst frisch abgeschlif- fenen Dielen knarzend nerven, dann heißt es: umdenken, neu planen, renovieren. Was für Immobilien gilt, ist bei recht- lichen Regelwerken ähnlich. Und weil der europäische Gesetzgeber weiß, dass neue Richtlinien und Verordnungen nach eini- gen Jahren daraufhin geprüft werden müs- sen, ob sie eigentlich noch praxistauglich sind, hat er Evaluierungen vorgesehen. Einem solchen Renovierungs-Check muss- te sich zuletzt die Verordnung über den European Long-Term-Investment Fund (ELTIF) unterziehen. Das Ergebnis: Der ELTIF brauchte eine Generalüberholung – und die hat er im Frühjahr dieses Jahres auch bekommen. Das ist gut so, denn die überarbeiteten Vorschriften könnten dem jüngsten aller europäischen Fondsvehikel mehr Schub- kraft verleihen. Bislang sind ELTIFs noch mit bestimmten Merkmalen versehen, die ihre Auflage erschweren und den Vertrieb an nicht gerade hochvermögende Privat- anleger nahezu unmöglich machen. Bewegung im Markt Daher stießen ELTIFs bei Alternative Investment Fund Managern (AIFM), die als Einzige berechtigt sind, die Vehikel auf- zulegen, jahrelang auch auf wenig Interesse. Die renovierte Verordnung ist seit April in Kraft, aber erst ab dem 10. Januar 2024 anzuwenden. Doch sie bringt schon jetzt richtig Bewegung in den Markt. ELTIFs sind langfristig angelegte Fonds, die es auch Privatanlegern ermöglichen sol- len, in nichtbörsennotierte alternative An- lagen wie Private Equity oder Infrastruktur zu investieren. Der Fondstyp wurde bereits 2015 mit dem Inkrafttreten der ursprüng- lichen ELTIF-Verordnung von der EU zu- gelassen.Nach einem lahmen Start nimmt er seit Kurzem Fahrt auf. Die Zahlen der neuen ELTIF-Studie des Analysehauses Scope belegen es: Im ver- gangenen Jahr haben europäische Lang- fristfonds die Volumengrenze von zehn Milliarden Euro überschritten. Immerhin 11,3 Milliarden Euro brachten diese Vehi- kel per Ende 2022 europaweit auf die Waage. Fast vier Milliarden Euro wurden allein im vergangenen Jahr neu in ELTIFs platziert. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Wachstum von 52 Prozent. Auch weitere Anbieter haben 2022 den Markt betreten. Insgesamt 15 Asset Mana- ger legten 23 neue ELTIFs auf, sieben davon brachten zum ersten Mal ein solches Vehikel heraus (siehe Grafik rechts). Nach den Daten von Scope sind damit aktuell 77 ELTIF-Strategien von 38 Asset Mana- gern registriert. Tapeziert und frisch gestrichen: Nicht nur Häuser und Wohnungen bedürfen hin und wieder einer Renovierung. Auch europäische Richtlinien und Verordnungen werden nach einigen Jahren zuweilen generalüberholt. Zuletzt wurde die ELTIF-Verordnung überarbeitet. SACHWERTE ELTIF 52 fondsprofessionell.de 2/2023 SPEZIAL FOTO: © OPIDANUS | STOCK.ADOBE.COM

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