SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2021
denen Produkte verglichen und gezeichnet werden können. Der Service der Plattfor- men wird unterschiedlich sein. Wir hören in unserem Mandantenkreis, dass der Ver- trieb nach wie vor zu seinen Kunden geht oder zumindest mit ihnen telefonieren möchte, und dafür hätte er gern im Hin- tergrund eine digitale Plattform, die ihn durch die Gespräche leitet. Endlweber: Das Zukunftsmodell ist also hybrid? Pinkernell: Anleger werden – auch große Summen – rein digital anlegen, und ande- re wiederum wollen noch nicht einmal kleine Beträge über einen Computer inves- tieren. Es wird also vielfältige Möglichkei- ten nebeneinander geben. Kuhlmann: Viele investieren aus steuerrecht- lichen Gründen in Sachwerte und be- stimmte Übertragungsmodelle.Aus meiner Sicht ist es nicht möglich, das digital abzu- bilden. Es gibt viele Anlegergruppen, die un- terschiedlich und vielfältig agieren. Unsere Kunden interessieren sich sehr genau dafür, in welche Immobilie an welchem Standort der Fonds investiert.Das ist beimMassenge- schäft mit offenen Fonds nicht so. Pinkernell: Das ist nicht bei allen so. Wenn man mit großen Vertrieben spricht, be- kommt man durchaus den Eindruck, dass sich viele Anleger auch beim geschlossenen Fonds oder bei der Vermögensanlage nach dem Motto „Mark rein, Zins raus“ nur für den Ertrag interessieren. Früher war sogar vom „Zinsschiff“ und von „sparbuchähn- lichen Anlagen“die Rede. Das ist schlimm, aber nach wie vor die Vorstellung bei vie- len Anlegern – auch beimAIF,machen wir uns nichts vor! Grützner: Wir leben inzwischen in einer Zeit, in der die Kapitalanleger Risiken be- wusst eingehen. Sie wissen, dass ihr Geld nicht sicher ist, und erwarten für das Risiko eine Rendite. Die aktuelle Zinslandschaft und der Boom an den Aktienmärkten beflügeln das. Viele Kunden wollen ihr Geld nicht mehr auf ihrem Konto liegen lassen. Sie nehmen in Kauf, dass die Aktienmärkte wie zu Beginn der Corona- Pandemie für einige Monate nach unten gehen. Für Sachwerte könnten die Kunden begeistert werden, wenn man ihnen klar macht, dass sie ebenfalls Chancen und Ri- siken haben, aber anders als die Börse kei- ner Spekulation unterliegen. Ein Problem entsteht, wenn dem Kunden erklärt wird, dass der Sachwert sicher ist, dann aber doch das Unternehmerrisiko durchschlägt. Endlweber: Wenn der Kunde das Risiko in Kauf genommen hat, wie Sie eben gesagt haben, kann er nicht enttäuscht sein? Grützner: Die Risiken werden oft nicht genau vermittelt, vor allem wenn Sachwer- te als „sichere Bank“ verkauft werden. Auf diese Diskrepanz möchte ich hinaus. Grundler: 19.59 Uhr, kurz vor der Tages- schau: „Sechs Prozent mit Immobilien. Ohne Kosten.“ Und das ist noch nicht ein- mal ein richtiges Immobilieninvestment, sondern oft nur ein Zahlungsversprechen. Grützner: Der Anleger muss ernst genom- men werden und darf nicht mit werbli- chen Aussagen getäuscht werden. Wenn Chancen und Risiken richtig gegenüber- gestellt werden, können im Sachwert- bereich viele neue Kunden gewonnen werden, die das für sich annehmen, zumal Tagesgeld, Sparbriefe oder Versicherungs- leistungen mit Garantiezins nicht mehr attraktiv sind. Das wissen die Kunden. Endlweber: Wenn Sie den Risikoaspekt des Sachwerts zu sehr betonen, machen Sie weniger Umsatz. Grützner: Das glaube ich nicht. » Uns droht ein massiver Zinsanstieg, und in den USA liegt die Inflations- rate bereits bei fünf Prozent. « Volker Arndt, US Treuhand Tilman Welther leitet bei FONDS professionell das Ressort Sachwertinvestments. Er beobachtet seit dem Jahr 2000 den Markt der Anlagen in Immobilien, Schiffe, erneuerbare Energien, Flugzeuge und Logistik. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 24 fondsprofessionell.de 3/2021 SACHWERTE Roundtable
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=