SACHWERTE SPEZIAL, Sonderausgabe 2021
erforderlich, was durch die einigermaßen hohe Transparenz über die Auswirkungen der Pandemie auf die einzelnen Branchen gut möglich ist. „Eine generelle Blasenbil- dung bei der Bewertung mittelständischer Unternehmen insbesondere durch die Pri- vate-Equity-Industrie ist unseres Erachtens nicht gegeben. Hohe Multiples können in Sektoren mit hohem Wachstum absolut gerechtfertigt sein, aber auch bei Konso- lidierungsstrategien, bei denen erwartete Synergieeffekte eingepreist werden. Da muss man jeden Einzelfall anschauen“, meint RWB-Vorstand Lemke. Was die Immobilienbranche geltend macht, reklamieren die Akteure im Beteili- gungsmarkt ebenfalls für sich: Die anhal- tende Nullzinspolitik relativiert selbst histo- risch hohe Preise als angemessen. Demzu- folge erwartet die Branche erst bei steigen- den Zinsen Bewertungskorrekturen. Kritische Stimmen meinen jedoch, dass die wachsende Inflation eine große Gefahr für den Markt ist. Das wird damit begrün- det, dass die Unternehmen nicht alle Stei- gerungen bei Material- und Lohnkosten auf die Kunden abwälzen können. „In der Folge müssten die Rekordbewertungen korrigiert werden“, sagte Jeffrey Diehl, der Chef des Finanzinvestors Adams Street, kürzlich der „Börsen-Zeitung“. Stabile Performance Positiv wirkt sich das generell hohe Preis- niveau auf die Fondsperformance aus.Wer Beteiligungen besitzt, die von anderen Investoren stark nachgefragt werden, kann unter Umständen erhebliche Gewinne erzielen. Tatsächlich nutzen viele Manager den günstigen Rückenwind. Die Verkaufs- erlöse der Buy-out-Fonds beliefen sich im ersten Halbjahr 2021 laut Bain & Compa- ny auf 488 Milliarden Dollar. Das sind zehn Prozent mehr als im Gesamtjahr 2020. Unterm Strich kommt es jedoch auf die Renditen an. Von dem insgesamt sehr guten Markt- umfeld profitieren auch die deutschen Investoren. „Durch Corona haben wir kei- ne einzige Vollabschreibung, und über das Portfolio verzeichnen wir deutliche Bewer- tungszuwächse und überdurchschnittlich gute Exits“, berichtet Zornig. Auf die bis- herigen Exits hätten die Investoren einen Kapitalrückfluss von mehr als 350 Prozent vor Kosten erzielt. Die Statistik von Pitchbook Benchmarks bestätigt, dass die Branche sehr gut durch die Krise gekommen ist. Die Net Asset Values (NAV) der Fonds sind lediglich im ersten Quartal 2020 um rund acht Prozent gesunken, danach stiegen die Beteiligungs- werte jedoch wieder. Insgesamt ist die Per- formance der vergangenen Jahr sehr stabil. Die Pandemie löste nicht so einen Rück- schlag wie 2009 nach dem Ausbruch der Finanzkrise aus (siehe Grafik vorige Seite). Eine breite Diversifikation zahlt sich aus, denn die Sektoren Konsumgüter, Gesund- heitswesen, Industrie und natürliche Res- sourcen (einschließlich Energie) fielen zu- rück, während die Bereiche Technologie und Unternehmensdienstleistungen im aktuellen Marktzyklus zugelegt haben. Das deckt sich mit den Erfahrungen von RWB, deren Dachfonds international viel- fältig investiert sind. Vorstand Lemke be- richtet: „Besonders im Bereich Digitalisie- rung sind wir gut vertreten, und auch des- halb sind die Bewertungen unserer Fonds fast durch die Bank deutlich höher als vor der Pandemie.“ Die meisten Fonds haben ihren Wert in den vergangenen anderthalb Jahren um deutlich mehr als zehn Prozent gesteigert, wobei „China 1“mit einem Plus von 123 Prozent hervorsticht. ALEXANDER ENDLWEBER FP » Der Optimismus ist groß, aber nicht übertrieben. « Norman Lemke RWB » Investoren interessiert nicht nur der Trend. « Julien Zornig Astorius » Die aktuelle Entwicklung ist außergewöhnlich. « Alexander Schmitz Bain & Company SACHWERTE Private Equity FOTOS: © RTW, BAIN & COMPANY, DOMENIC DRIESSEN | ASTORIUS 64 fondsprofessionell.de 3/2021
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