Immer mehr Fondsgesellschaften lassen Nachhaltigkeitskriterien in ihre Investmentstrategien einfließen, denn bei Anlegern steigt das Interesse an nachhaltigen Portfolios. Doch: Ist dies nur ein vorübergehender Trend auf Kundenseite, auf den die Investmentgesellschaften aufspringen? Davon ist nicht auszugehen, meinen vielen Experten. Dem Thema Nachhaltigkeit werde in den kommenden Jahren sogar eine noch bedeutendere Rolle zukommen.

Zu Recht, findet der Philosoph und Publizist Richard David Precht. "Der wohl wichtigste Grund, über Nachhaltigkeit nachzudenken, ist die digitale Revolution", sagte er in seinem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim, wo er auf Einladung des französischen Fondsriesen Amundi sprach. Die digitale Revolution habe bereits begonnen, die Entwicklung werde in dem Maße Fahrt aufnehmen, in dem die Künstliche Intelligenz weiter vorankommt. 

Der größte Umbruch seit der industriellen Revolution
"Es wird der größte Umbruch seit der industriellen Revolution vor 200 Jahren sein", erklärte Precht. Daher sei es unerlässlich, Lösungen zu entwickeln, die trotz der zu erwartenden gravierenden Veränderungen wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit ermöglichen. Zudem seien neue Modelle für mehr Energieeffizienz dringend notwendig, um auch ökologisch nachhaltig zu wirtschaften.

"In Zukunft werden Tätigkeiten, für die es keines besonderen Talents bedarf, zum Beispiel Jobs in der Verwaltung, von intelligenten Maschinen übernommen werden", prognostizierte Precht. Dadurch werde es in weiten Teilen der Wirtschaft zu massiven Job-Verlusten kommen. "Wir werden eine Arbeitslosigkeit haben wie zuletzt 1945", sagte der Philosoph. Die Besteuerung von Arbeit in ihrer heutigen Form werde zukünftig nicht mehr funktionieren.

Bedingungsloses Grundeinkommen
"Eine Lösung könnte ein bedingungsloses Grundeinkommen sein, das anders als Hartz IV nicht stigmatisierend wirkt", erklärte Precht. Zur Finanzierung des Staates könnte statt Arbeit CO2 besteuert werden. Eine Mikrofinanzsteuer für Geldtransaktionen sei ebenfalls denkbar.
In ökologischer Hinsicht müsse über eine deutlich höhere Energieeffizienz für Nachhaltigkeit gesorgt werden. "Wenn wir weiterhin so wirtschaften wie bisher, werden unsere Kinder keinen bewohnbaren Planeten mehr vorfinden", sagte Precht.

Energieeffizienz sei derzeit das größte Problem. Wegweiser für mögliche Lösungen ließen sich bereits in hochmodernen Städten, sogenannten Smart Cities, finden. "Eine Straßenbeleuchtung, die sich nur einschaltet, wenn Personen die Straße entlang gehen, ist eine gute Sache", so Precht. Er sei optimistisch, dass ökologische Nachhaltigkeit tatsächlich zu erreichen ist. (am)