Die Fondsgesellschaft Fidelity International hat im deutschen Wholesale-Geschäft im Jahresverlauf 2023 bis Mitte Oktober unter dem Strich Zuflüsse in Höhe von 850 Millionen US-Dollar (778 Mio. Euro) erzielt. Dies sagte Ulrich Sponer, der zusammen mit Bettina Bosch im Frühjahr 2022 die Verantwortung für den Geschäftsbereich übernommen hatte, im Gespräch mit FONDS professionell. "Im Jahresverlauf hatten wir zeitweilig sogar die Marke von einer Milliarde geknackt, dann kamen die Spannungen in Nahost", ergänzte Sponer.

In den vorangegangenen drei Jahren hatte Fidelity hierzulande noch die Marke von einer Milliarde Dollar an Nettomittelzuflüssen übertreffen können. Das Haus konnte damit den Kurseinbrüchen an den Aktien- und den Rentenmärkten sowie der Inflation weitgehend trotzen – bis jetzt. Vor gut einem Jahr hatten Bosch und Sponer daher im Interview mit FONDS professionell wieder die Marke von einer Milliarde Dollar als Absatzziel ausgerufen. Dieses Ziel verfehlte das Haus aufgrund der widrigen Marktlage nun allerdings.

"Nicht ganz unsere Ansprüche erreicht"
"Wir haben damit nicht ganz unsere eigenen Ansprüche erreichen können", räumt Sponer ein. "Aber damit sind wir immer noch ein starker Wholesale-Markt in Kontinentaleuropa", betont Sponer. "Und wir haben weniger Grund zur Klage als so mancher Mitbewerber." Trotz des Dämpfers gibt sich der Wholesale-Co-Leiter kämpferisch: "Wir dürfen uns wie beim Fußball nicht mit einem 1:0 begnügen, sondern müssen weiter offensiv spielen und das zweite oder dritte Tor anstreben."

"Wir müssen im Vertrieb dranbleiben und das Geschäft verbreitern", führt Sponer aus. In schwierigen Zeiten zahle es sich aus, wenn man sich auf eine breite Kundenbasis stützen könne. "Zudem müssen wir die Partnerschaften vertiefen und versuchen, mit mehreren Produkten vertreten zu sein", ergänzt der Fidelity-Manager. So wartet das Haus mit neuen Portfolios auf. "Eine Innovation ist der Fidelity FAST Global, der einen Contrarian-Value-Ansatz verfolgt", sagt der Vertriebsleiter. "Die Strategie sollte in schwierigen Marktphasen sehr gut funktionieren." Auch in guten Phasen dürfte sie aufgrund der guten Einzeltitelauswahl des Managers gut mithalten, so Sponer

"Bei Privatanlegern rückte Tagesgeld in den Fokus"
Der absatzstärkste Fonds im Jahresverlauf sei der Fidelity Global Technology Fund gewesen. Die Euphorie um künstliche Intelligenz wie ChatGPT habe das Interesse befeuert. "Dabei nimmt der Portfoliomanager eine vorsichtige Haltung gegenüber KI ein", berichtet Sponer. "Er hält die Bewertungen für übermäßig hoch." An zweiter Stelle hätten asiatische Aktienprodukte gestanden, allen voran der Fidelity Asia Equity Fund und der Fidelity Asian Special Situations Fund, gefolgt vom Fidelity Global Dividend.

"Die Nachfrage nach Anleihen ist bei uns im Wholesale-Geschäft nicht so groß", sagt Sponer weiter. "Bei den Privatanlegern rückte sehr stark das Tagesgeld wieder in den Fokus." Die Banken und anderen Vertriebe könnten demgegenüber mit Anleihen- und Geldmarktfonds derzeit nicht so gut punkten. "Bei Multi-Asset-Produkten ebbte die Nachfrage in Deutschland ab", ergänzt Sponer und erläutert: "Wir sind hierzulande im Wholesale-Geschäft eher als Aktienspezialist bekannt."

"Absatzstärkstes Produkt der Serie"
Ansehnliche Mittelzuflüsse spülte auch eine neue Kooperation ein. Fidelity International steuert ein Income-Aktienportfolio der Onemarkets-Fund-Reihe der italienischen Großbank Unicredit. Bei diesem sogenannten Subadvisory-Modell sind die Vehikel bei der Großbank angesiedelt, das Portfoliomanagement ist aber an externe Manager vergeben. "Die Income-Strategie, die wir für Onemarkets Fund der Unicredit steuern, ist das absatzstärkste Produkt der Serie", sagt Sponer.

Fidelity erwägt einen Verkauf der FIL Fondsbank (FFB), wie im August durchgesickert war. Diese bietet unabhängigen Finanzberatern, Banken und Vermögensverwaltern in Deutschland Zugang zu Tausenden von Fondsprodukten. Die FFB hatte sich 2021 bereits aus Österreich zurückgezogen. Sponer bestätigt, dass ein "strategischer Partner" für die FIL Fondsbank gesucht werde. Weitere Aussagen konnte er jedoch nicht treffen.

"Wir dürfen nicht stehen bleiben"
Mit Blick auf den Stellenabbau bei anderen Asset Managern betont Sponer, dass im Wholesale-Bereich in Deutschland die Mitarbeiterzahl stabil geblieben sei. "Bei Fidelity International insgesamt wird natürlich geprüft, welche Aufgaben mit Blick auf die Digitalisierung noch effizienter organisiert werden können und welche Bereiche ausgebaut werden sollten."

Daneben halte das Haus nach "spannenden Innovationen" für seine Vertriebspartner Ausschau. "Eine Kooperation oder eine Beteiligung sind grundsätzlich immer denkbar. Es gibt aber nichts Konkretes zu vermelden", sagt Sponer. Hausintern loten 100 Mitarbeiter das Potenzial von künstlicher Intelligenz aus. "Wir dürfen nicht stehen bleiben, sondern müssen uns weiterentwickeln", meint Sponer. (ert)