Allzu lange wird sie nicht mehr dauern, die große Aktien-Party. "Wir befinden uns in einer Spätphase des Wirtschaftszyklus, aber noch nicht im End-Cycle", sagte Frank Fischer, Vorstand der Investmentgesellschaft Shareholder Value Management, bei seinem Vortrag auf dem FONDS professionell KONGRESS 2018 im Mannheimer Rosengarten. Das bedeute, mit Aktien ließe sich zwar weiterhin Geld verdienen, die Volatilität werde aber zunehmen.

"Volatilität könnte vor allem wegen des geänderten Verhaltens der Notenbanken und des Verlassens des Goldilocks-Szenarios steigen", erklärte Fischer. Gemeint ist ein Szenario der perfekten Mitte, in dem das Weltwirtschaftswachstum weder zu hoch noch zu niedrig ist, sondern leicht oberhalb des langjährigen Durchschnitts liegt.

Einen Bond-Crash erwartet Fischer nicht, Langfrist-Zinsen von gut drei Prozent aber schon. "Und viele haben China als Risikofaktor aus den Augen verloren – vermutlich ein Fehler", sagte der Experte. Für Fondsmanager sei es jetzt ratsam, die Cash-Quote wieder hochzufahren.

Nicht ohne Sicherheitsmarge
"Wir müssen davon ausgehen, dass die Party auf dem Pulverfass irgendwann zu Ende geht", sagte Fischer. Seiner Überzeugung nach gibt es aber gute Mittel und Wege, um sich auf diese Situation vorzubereiten. Wie dies mit den Prinzipien des Value Investing funktionieren kann, erläuterte Fischer in seinem Vortrag. "Bei der Auswahl von Aktien ist für uns zunächst einmal die 'Sicherheitsmarge' extrem wichtig", sagte Fischer. Für den vermögensverwaltenden Mischfonds PRIMA Fonds – Globale Werte werden Papiere nur dann gewählt, wenn der Einstandspreis deutlich unter dem inneren Wert liegt. "Dabei gilt für uns die Relation 60 Cent zu einem Euro'", erklärt der Experte.

Das zweite Prinzip, das für Fischer von großer Bedeutung ist, lautet: "eigentümergeführte Unternehmen bevorzugt". "Bei inhaber- oder familiengeführten Firmen hat man direkten Kontakt zum Unternehmer", sagte er. Um die Aktien zu finden, die wirklich ins Portfolio passen, würden aus Geschäftsberichte Informationen gefiltert, die "zwischen den Zahlen und Texten" zu lesen sind. Zu prüfen sei immer auch, ob das Management integer ist, sich durch operative Exzellenz auszeichnet und erwirtschaftete Gewinne gut wieder im Unternehmen anlegt.

Wirtschaftlicher Burggraben
"Es kommt darauf an, dass die Inhaber auch finanziell in ihr Unternehmen involviert sind", sagte Fischer. So rät er dazu, bei der Titelauswahl zum Beispiel darauf zu schauen, dass Eigentümer ein im Vergleich zu ihrem Vermögen oder Einkommen bedeutendes Investment ins Unternehmen getätigt haben. Vergütung und Boni sollten an den langfristigen Interessen der Aktionäre ausgerichtet sein. "Wir achten außerdem darauf, dass die Firmen ein 'wirtschaftlicher Burggraben' umgibt", so Fischer. Gemeint sind etwa Patente, Lizenzen oder auch klare Kostenvorteile. Diese können das Unternehmen schließlich vor dem Eindringen von Mitbewerbern ins eigene Geschäftsfeld schützen.

"Nicht zuletzt beachten wir als viertes Prinzip des Value Investing die Launen von Mister Market", sagt Fischer. Das heißt, die Frankfurter machen sich die Verhaltensökonomik – englisch: Behavioural Finance – zunutze und loten Stimmungen an der Börse aus. "Wir nutzen dafür unterschiedliche Datenanbieter", so Fischer. Mit Hilfe von Stimmungsindikatoren und statistischen Analysen wird so das Sentiment am Aktienmarkt bewertet, das in die Steuerung der Aktienquote einfließt.

Shareholder Value Management ist 1999 aus dem Investment-Club R 3000 hervorgegangen. Frank Fischer trat 2005 als Vorstand in die Gesellschaft ein. Shareholder Value Management betreut aktuell Kundengelder von rund 2,8 Milliarden Euro (Stand: Januar 2018). (am)