"Open Finance" heißt ein Projekt des Europäischen Gesetzgebers, das die Finanzbranche schon in naher Zukunft bewegen, wenn nicht gar revolutionieren könnte. Es baut auf dem Open Banking auf, also auf den Vorgaben der zweiten Zahlungsdiensterichtlinie (Payment Services Directive 2, PSD 2) der Europäischen Union. 

Die PSD 2, die seit 2019 Wirkung entfaltet, sieht vor, dass Banken Drittanbietern den Zugang zu Onlinekonten ihrer Kunden und zu deren Zahlungsverkehrsdaten ermöglichen müssen – natürlich nur auf Wunsch des Kontoinhabers. Nun zündet der europäische Gesetzgeber die nächste Stufe: Im Juni hat die EU-Kommission erste Vorschläge für ihr Großprojekt "Open Finance" präsentiert. Ein wichtiger Teil davon ist eine Verordnung, die künftig den Zugang zu Finanzdaten regeln soll. 

Einblick in sämtliche Finanzdaten
Das Regelwerk mit Namen "Framework for Financial Data Access Regulation", kurz "FIDA", geht über die Vorgaben der PSD 2 weit hinaus. Sollte es wie geplant umgesetzt werden, müssen Banken anderen Finanzdienstleistern nicht mehr nur den Zugang zu den Onlinekonten und Zahlungsverkehrsdaten ihrer Kunden gewähren. Drittanbieter sollen dann auch alle Wertpapierdepots, Tages- und Festgeldkonten und Kredite – sprich: sämtliche Finanzdaten – einsehen dürfen. 

Auch andere Unternehmen der Finanz- und Versicherungsbranche haben Dritten auf Wunsch der Verbraucher die Einsicht in Kundendaten zu gewähren. Und die FIDA-Pläne der EU gehen noch weiter. Angedacht sind sogenannte Kundencockpit-Apps. Willigt ein Kunde ein, dass die bei anderen Institute hinterlegten Daten dort eingespielt werden können, erhält der Anbieter der App – etwa eine Bank oder ein freier Finanzberater – fortan einen kompletten und aktuellen Überblick über seine gesamten Finanzen. 

Starttermin steht noch nicht
Wann es so weit sein soll, hat die EU-Kommission noch nicht festgelegt. Der aktuelle Entwurf sieht vor, dass die Akteure der Finanz- und Versicherungswirtschaft innerhalb von 18 Monaten Vertragsbedingungen für den zukünftigen Datenaustausch festlegen müssen, sobald alle Gesetzesakte der Open-Finance-Initiative verabschiedet und im EU-Amtsblatt veröffentlicht sind. Sollten sich der Ministerrat und das Europäische Parlament noch vor den EU-Parlamentswahlen im Juni 2024 auf den Entwurf einigen, könnte FIDA spätestens Ende 2025 starten.

Für freie Finanzberater und Versicherungsvermittler hat das Projekt durchaus Charme. Gesetzt den Fall, sie können ihren Kunden eine Cockpit-App anbieten und diese würden die Anwendung nutzen, könnten sie die vollständige Übersicht über sämtliche Finanzdaten einsetzen, um immer wieder neue Angebote zu unterbreiten, etwa Fonds oder Policen durch andere auszutauschen oder zu ergänzen. 

Expertenrunde diskutiert
Auch auf dem FONDS professionell KONGRESS wird das Thema Open Finance eine wichtige Rolle spielen – vor allem am Morgen des zweiten Kongresstages. Unter dem Titel "Revolution durch Open Finance" wird eine hochrangig besetzte Expertenrunde die Herausforderungen der EU-Initiative für den Finanzvertrieb erörtern: Annika Knoke und Benjamin Judith von der DZ Privatbank diskutieren mit BVI-Geschäftsführer Rudolf Siebel, Sauren-Vorstand Andreas Beys, DJE-Kapital-Vorstand Thorsten Schrieber und ALFI-Chef Jean-Marc Goy.

"Da rollt etwas auf uns zu", ist Martin Steinmeyer, Vorstandschef des Hamburger Maklerpools Netfonds, überzeugt. In seinem Vortrag "Open Finance für Berater" wird er im Detail erläutern, welche Veränderungen die neuen Vorgaben mit sich bringen werden, wie Finanzprofis diese nutzen können und wie sich sein Pool dafür in Position gebracht hat. (am)


Holen Sie sich jetzt Ihr Ticket!
Bitte beachten Sie, dass es sich beim FONDS professionell KONGRESS um eine geschlossene Veranstaltung handelt, die Teilnahme ist daher nur gegen Voranmeldung möglich. Die Anzahl der Teilnehmer pro Tag ist begrenzt, und es gibt keine Tageskasse – sichern Sie sich daher rechtzeitig Ihren Platz bei Deutschlands wichtigster und größter Fachveranstaltung der Finanzbranche!